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Ich habe einen von den Fahrern, der
Vergasungswagen in Chelmno gefunden. Aber die Nachbarn haben ihn gewarnt - also
habe ich ein Interview mit den Nachbarn gemacht. Ich fragte eine junge,
gutaussehende Frau: »Wissen sie eigentlich, wer ihr Nachbar ist?«
- »Er ist ein sehr guter Nachbar.« - »Wissen sie auch, was
er im Krieg getan hat?« - »Das interessiert mich
nicht.« |
Ein kleiner Ausschnitt aus den 300 Stunden Film, die der
Franzose Claude Lanzmann für sein Projekt Shoah drehte.
Geschnitten auf eine Kinofassung von 9 Stunden. Gespräche mit
Überlebenden des Holocaust, ehemaligen SS-Männern, Funktionären
und Angestellten der Reichsbahn, polnischen Bauern, die ihre Felder in der
Nähe von Vernichtungslagern bewirtschafteten. Lanzmann fragte sie nach
dem, was gewesen ist, schonungslos genau, doch ohne moralisch zu werten.
Für seine Dokumentation zwingt er die Menschen, das eigentlich Unsagbare
in Worte zu fassen, es in der Erinnerung nochmal zu erleben, er
nennt das revivre. Ein eigentlich fragwürdiges Unterfangen. In
Israel trifft er einen Überlebenden des Vernichtungslagers Treblinka,
einen gelernten Frisör der im Vorraum der Gaskammern den Opfern die Haare
scheren mußte. Lanzmann mietete in Tel Aviv einen Frisiersalon an und
drehte das Interview dort. Der Film ist somit Inszenierung um der Dokumentation
willen. Jedweder Kommentar in Shoah erübrigt sich für den
Regiesseur, der Zuschauer weiß, daß die interviewten Täter
lügen, daß ihre Trauer meist geheuchelt ist, ihre Sprache, die die
gleiche geblieben ist, verrät sie. Die Abgrenzung von Shoah gegenüber Rührseligkeitsdramen wie Schindlers Liste, die an solchen Stellen immer erfolgt, erübrigt sich. Bezeichnend ist allein schon die Aufmerksamkeit, die Steven Spielberg von bundesdeutscher Presse entgegengebracht wurde, während nach einmaliger Ausstrahlung durch die dritten Programmme der ARD im März 86 Shoah überhaupt keine Erwähnung mehr findet. Wir zeigen Shoah in zwei Teilen am 12. und 13. 07. (Freitag und Samstag) jeweils um 19.00 Uhr im Haus Steinstraße, Steinstraße 18. antinationale gruppe leipzig |