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„Ich habe einen von den Fahrern, der Vergasungswagen in Chelmno gefunden. Aber die Nachbarn haben ihn gewarnt - also habe ich ein Interview mit den Nachbarn gemacht. Ich fragte eine junge, gutaussehende Frau: »Wissen sie eigentlich, wer ihr Nachbar ist?« - »Er ist ein sehr guter Nachbar.« - »Wissen sie auch, was er im Krieg getan hat?« - »Das interessiert mich nicht.«
Ich sagte zu ihr: »Er ist verantwortlich für den Tod von 40.000 Juden.« Und sie gab mir die ungeheuerliche Antwort: »Das interessiert mich nicht.«
Ich habe beschlossen, keine der Szenen über das moderne Deutschland in meinen Film aufzunehmen (...) die Deutschen müssen sehen, wie sie damit zurechtkommen.“

Der Regisseur Claude Lanzmann in einem Interview 1986.


shoah, 3.3k
Shoah (hebr.: großes Unheil, Katastrophe)
bild, 3.9k Ein kleiner Ausschnitt aus den 300 Stunden Film, die der Franzose Claude Lanzmann für sein Projekt „Shoah“ drehte. Geschnitten auf eine Kinofassung von 9 Stunden. Gespräche mit Überlebenden des Holocaust, ehemaligen SS-Männern, Funktionären und Angestellten der Reichsbahn, polnischen Bauern, die ihre Felder in der Nähe von Vernichtungslagern bewirtschafteten. Lanzmann fragte sie nach dem, was gewesen ist, schonungslos genau, doch ohne moralisch zu werten. Für seine Dokumentation zwingt er die Menschen, das eigentlich Unsagbare in Worte zu fassen, es in der Erinnerung „nochmal zu erleben“, er nennt das „revivre“. Ein eigentlich fragwürdiges Unterfangen. In Israel trifft er einen Überlebenden des Vernichtungslagers Treblinka, einen gelernten Frisör der im Vorraum der Gaskammern den Opfern die Haare scheren mußte. Lanzmann mietete in Tel Aviv einen Frisiersalon an und drehte das Interview dort. Der Film ist somit Inszenierung um der Dokumentation willen. Jedweder Kommentar in „Shoah“ erübrigt sich für den Regiesseur, der Zuschauer weiß, daß die interviewten Täter lügen, daß ihre Trauer meist geheuchelt ist, ihre Sprache, die die gleiche geblieben ist, verrät sie.
Die Abgrenzung von „Shoah“ gegenüber Rührseligkeitsdramen wie „Schindlers Liste“, die an solchen Stellen immer erfolgt, erübrigt sich. Bezeichnend ist allein schon die Aufmerksamkeit, die Steven Spielberg von bundesdeutscher Presse entgegengebracht wurde, während nach einmaliger Ausstrahlung durch die dritten Programmme der ARD im März ‘86 „Shoah“ überhaupt keine Erwähnung mehr findet.

Wir zeigen „Shoah“ in zwei Teilen am 12. und 13. 07. (Freitag und Samstag) jeweils um 19.00 Uhr im Haus Steinstraße, Steinstraße 18.

antinationale gruppe leipzig


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last modified: 28.3.2007