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Andreas Dorau also, einigen sicher noch bekannt
als blödelnder Fred vom Jupiter und damit einer der letzten
Überlebenden der, zu Recht, sang- und klanglos von der Bildfläche
verschwundenen Neuen Deutschen Welle ist einer der wenigen, die es geschafft
haben, Pop hierzulande, jenseits von Eurotechno und Revivalpeinlichkeiten,
wieder, sagen wir mal, charts- oder Radio-kompatibel zu
kreieren (zu Revival siehe z.B. Extrabreit und zu Eurotechno siehe auch unter
Kirmes- oder Friseusentechno). Einladende Basslines, clubige
Trippgrooves oder andersherum trippige Clubgrooves, nette Samples und das Ganze
schön im allerbesten Popsinne vermixt, bilden das Grundgerüst zu
Texten, die die einen vielleicht als relativ belanglos, weil nicht mit dem
nötigen Weltschmerz ausgestattet empfinden, andere jedoch, und zu diesen
möchte ich mich auch zählen, als leicht und schön und auch dicht
empfunden werden (man erinnere sich der glückseligen und entrückten
Gesichter einiger Kräuterkonsumenten beim frenetischen Mitgröhlen
solcher Textpassagen wie Stone Faces dont Lie). Jemand
anderes als A. Dorau hätte beispielsweise einen Song, der sich mit dem
Geräusch eines Telefons befaßt, wahrscheinlich nicht interpretieren
können, ohne sich sofort in die Ecke des deutschen Schlagers gestellt zu
sehen. Ich muß an dieser Stelle noch einmal auf diese NDW-Geschichte
zurückkommen, da es dort, wie ich glaube, einige Definitionsprobleme gibt.
Mit diesem Begriff meine ich die Ausläufer der durchaus innovativen
Bemühungen, deutsche Texte außerhalb von Schlager und sogannter
volkstümlicher Musik wieder in die Popmusik zu integrieren, was so etwas
wie einen Versuch eines deutschsprachigen New Wave darstellte. Das was dann die
Charts (d.h. besagte Ausläufer) stürmte, war so ziemlich völlig
das Gegenteil von dem, was mit auch bewußt blödelnden Texten
daherkam und treibt musikinteressierten Menschen noch heute, mit
Deutschrockparties und solch dörflichen Sitten wie massenweisem
Mitgröhlen diverser Liedzeilen bei Veranstaltungen mit
Schallplattenunterhaltern - vorzugsweise in ostdeutschen Studentenclubs, den
Angstschweiß auf die Stirne. Wer schon einmal einer solchen Party beiwohnen durfte, kennt das Grauen und weiß, wovon ich rede. Doch zurück zu unserem Interpreten, der nämlich hat, um mit eventuell entstandenen Verwirrungen aufzuräumen, mit derlei regressivem Musikgebrauch aber auch gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil, wird in diesem, man möchte es Hamburger Sumpf nennen, äußerst vorwärtstreibend bis persiflierend mit Text und Musik umgangen, wobei eine gewisse Marktorientierung (glücklicherweise) nicht ausgeklammert wird. Hier wird Musik für die Disco geschaffen, manchmal hart an der Grenze zur zum Albernen aber immer unterhaltsam. Auch liegt die Bpm-Zahl unter der allgemein im einheimischen Diskotheken üblichen (im Waschzettel wurde hier der wunderschöne Begriff Diskothekenpauke verwendet). Die Musik, die A. Dorau zum Besten gibt, ROLLT im wahrsten Sinne und seine schönen Worten mit ihr. Im sogannten Vorprogramm werden übrigens EGO EXPRESS antreten, welche dem aufmerksamen Musikfreund auch schon den einen oder anderen AH und OH-Jubelschrei entlockt haben dürften und ihrerseits einer Headliner-Tour würdig gewesen wären (ich weiß, das ist ein Rockbegriff und damit hier eher unpassend, aber was solls). Das neue Release des EGO EXPRESS hat, so denke ich mir, das Zeug zum Dancefloorstomper und sollte, wenn die Welt des Pop noch halbwegs in Ordnung ist, das Zeug zu einem Sommerhit haben. Ansonsten laßt uns die Diskokugel drehen. Kay |