• Titelbild
• Editorial
• das erste: Unsere Insel stinkt
•
a Mala Beat is a Mala Beat is a Mala Beat is a
• Springtoifel
• Karnivool, The Intersphere
• The Creator: Pete Rock & CL Smooth
• Napalm Death, Immolation, Macabre
• Hot Christmas Hip Hop Lounge
• Paperclip Release Night
• We can feel the mountains in our skin and bones
• Clash of the Monsters
• Weihnachts-Tischtennis-Turnier
• Man overboard
• Caliban
• Snowshower
• NYE @ Conne Island
• Kritik und Ressentiment
• Veranstaltungsanzeigen
• Großbaustelle Conne Island
• Konzertabsage Maroon
• Zur Absage der Veranstaltung mit Justus Wertmüller
• doku: Vielfalt tut gut
• doku: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
• Es gibt tausend gute Gründe
• Resultat einer infantilen Inquisition
• Zu den Texten in diesem Heft
• review-corner film: Keeping it unreal
• doku: Sizilianische Verhältnisse
• doku: Macker, verpiss Dich!
• Sind die Dichotomien unser Unglück?
• Anzeigen
• Punktsieg für den Antirassismus oder Reproduktion rassistischer Ausgrenzung?
• das letzte: Voll leer
Die Redaktion des CEE IEH(1) sah es stets als Aufgabe des Blattes an, nicht nur
die Positionen der Redakteure zu verbreiten, sondern darüber hinaus,
Leipziger Linken die Möglichkeit zu bieten, Positionen zu beziehen,
Kritiken zu äußern und den politischen Streit zu suchen. Das
bedeutete für uns zum einen, bestimmte Artikel auch dann zu
veröffentlichen, wenn sie uns inhaltlich zwar Bauchschmerzen bereiteten,
aber bspw. eine Debatte anstoßen könnten, von dem Conne Island nahe
stehenden Gruppen verfasst sind oder wenn wir eine Feindposition einfach
im Heft dokumentieren wollen. Es bedeutete aber zugleich, dass wir uns als
Redaktion selten bis gar nicht inhaltlich positionierten, da wir im Allgemeinen
keine einheitliche Position innerhalb der Redaktion haben. Vor allem aber
darum, weil das CEE IEH eben kein reines Richtungsblatt sein sollte,
sondern immer auch eine Art (wenngleich kein beliebiges) Forum. Dass allein
schon die Auswahl der Texte, eventuelle Anmerkungen an die Autoren und
Autorinnen oder das Stellen gezielter Anfragen unserer Tätigkeit und dem
Heft ein politisches Profil gibt, ist selbstverständlich und
natürlich auch gewünscht. Aber wir meinten, konkrete inhaltliche
Stellungnahmen der Redaktion würden den Kreis des zu Diskutierenden und
das Profil des Heftes unnötig festlegen. Dieser praktizierte
Pluralismus führte manchmal dazu, dass uns von allen politischen Seiten
jeweils eine zu starke Kollaboration mit der verfeindeten Position vorgeworfen
wurde. Zur Illustration dessen können nicht nur die letzten Ausgaben
herangezogen werden.(2)
Wir empfanden den von uns operativ gesetzten Rahmen des Druckbaren
allerdings immer als groß genug, um sinnvolle und
szeneübergreifende Debatten führen zu können; und eng
genug, um nicht jeden Mist zulassen zu müssen. Antizionismus zum Beispiel.
Dieses Spannungsfeld sahen wir in der Vergangenheit am Conne Island selbst
repräsentiert, welches vielmals Veranstaltungen ermöglichte, die von
anderen linken Zentren wohl eher angegriffen worden wären.
Mit der Entscheidung des Conne Islands, eine Veranstaltung des BgA Leipzig mit
Justus Wertmüller nicht zu erlauben, hat sich das geändert. Die
Details des Geschehenen sind recht gut in den in diesem Heft
veröffentlichten Texten dokumentiert. Daher wollen wir uns hier nicht mit
ihnen aufhalten. Es ist für Kenner des Conne Islands kein Skandal und
keine Überraschung, dass eben auch antirassistische und antisexistische(3)
Kräfte am Laden aktiv sind. Vor einiger Zeit protestierten diese
beispielsweise, als wir für eine CEE IEH live Veranstaltung Thomas
Maul einladen wollten.(4) Im CI-Plenum wurde unserer Veranstaltungsanfrage mit
gegen den Referenten gerichteten Vorwürfen des Sexismus und der
Migrantenfeindichkeit begegnet. Ähnlich wie beim jetzigen Vorfall
wurden diese Verleumdungen von den Feinden der Veranstaltung zwar nicht
zurückgezogen, aber damals waren es andere Stimmen im Plenum, welche
befanden, dass die Diskussion müßig und die Veranstaltung der
Pluralität des Ladens entspreche. So konnte Thomas Maul eingeladen werden.
Dieses Mal lief es allerdings anders. Das Conne Island Plenum selbst ist
offensichtlich zu einer Instanz geworden, die sich die Begriffshoheit über
Rassismus und Sexismus zugesteht und etwaige Kritiker aus dem eigenen
Dunstkreis verbannt. Wir wollen hier nicht Justus Wertmüllers inhaltliche
Position durchsetzen, ebenso wenig wie wir die des Antirassismus hier angreifen
möchten. Uns geht es darum, dass diese Auseinandersetzungen in der
Vergangenheit nicht nur im CEE IEH, sondern auch im Conne Island möglich
waren. Jetzt sind sie es offenkundig nicht mehr und dagegen protestieren wir.
Dieses faktische Ausschließen unbequemer Positionen markiert für uns
eine qualitative Änderung und lässt uns die Grundlagen unserer Arbeit
nun zweifelhaft erscheinen. Wenn dieses Veranstaltungsverbot durch das
Konsensprinzip des Plenums zustande kam, dann sollte dieses Prinzip zumindest
in seiner Durchführung überdacht werden. Denn ist der status quo
nicht jener, dass das BgAL im CI Veranstaltungen machen kann? Und ist der
status quo nicht auch jener, dass Justus Wertmüller bei Veranstaltungen im
CI auftreten kann? Wenn Justus Wertmüller also aus dem CI hätte
ausgeladen werden sollen, dann wäre dafür ein Konsens notwendig
geworden, der sicherlich nicht zu Stande gekommen wäre.
Nach diesem faktischen Verbot einer politischen Veranstaltung, was unseres
Wissens nach NOCH NIE hier passierte, zu schreiben: dieses
[Konsens]Prinzip funktioniert ganz hervorragend(5), empfinden wir als
erschreckend, weil eine so gravierende Änderung in der inhaltlichen
Auseinandersetzung offensichtlich als recht lapidar hingenommen wird.
In der Erklärung des Conne Islands heißt es weiterhin:
Während einige BefürworterInnen der Ablehnung Positionen von
Justus Wertmüller als sexistisch und/oder rassistisch klassifizierten,
hielten ihn einzelne BefürworterInnen der Zusage für einen
Antirassisten und Antisexisten. Wenn die Diskussions- und letztlich die
Entscheidungsstruktur im Conne Island sich so gestaltet, dass ein bloßer
Vorwurf des Rassismus/Sexismus schon als Argument in einer Diskussion taugt,
zumal in einer mit so schwerwiegenden Folgen, dann steht das CEE IEH in seiner
derzeitigen Form in Frage. Denn inhaltliche Argumente stellen die Basis
jeglicher Diskussion, so auch auf den Seiten des Newsflyers. Wenn es bei einem
Rassismusvorwurf nicht mehr darauf ankommt, ob überhaupt von Rassismus die
Rede sein kann, und es reicht, wenn dieser Vorwurf von Antirassisten
kommt, dann kann von einer Konsensdiskussion gar keine Rede sein.
Diskutieren würde zunächst bedeuten, dass die eigene Position
mit Argumenten zu belegen ist und nicht einfach behauptet werden kann. Dass die
notorische Lüge vom rassistischen und sexistischen Justus Wertmüller
sich im Conne Island Plenum zum diskutablen Standpunkt aufschwingen konnte,
zeigt, wie schlecht es dort um die inhaltliche Auseinandersetzung steht.
Am Ende der Conne Island Stellungnahme mussten wir zudem Folgendes lesen:
Gesellschaftskritik, das Diskutieren um Begriffe und das Hinterfragen von
vermeintlichen linken Selbstverständlichkeiten ist und bleibt im Conne
Island erwünscht und wird weiterhin befördert (das zeigt u.a. der
monatliche CEE IEH Newsflyer).
Diesbezüglich wollen wir als CEE IEH Redaktion festhalten, dass wir uns
nicht als Feigenblatt und antideutsch gebrandmarktes Alibi für (nicht)
geführte inhaltliche Auseinandersetzungen anführen lassen und erst
Recht nicht als Balance für das Verbot einer politischen Veranstaltung.
Als Redaktion, die sich in den letzten dreieinhalb Jahren um eben jenes
Diskutieren von Begriffen und die Kritik an linken Befindlichkeiten im Conne
Island gekümmert hat, scheint es uns, dass das CEE IEH hier
keineswegs mehr erwünscht ist. Wenn die CEE IEH Redaktion jene
plurale und ernsthafte Auseinandersetzung als Conne Island Newsflyer
weiter führen soll, dann muss auch das gesamte Conne Island dieses
Mindestmaß an Pluralismus teilen. Denn warum sollte im CEE IEH über
Begriffe und Kritik an linken Befindlichkeiten diskutiert werden, wenn es in
den Räumen des CI unterbunden wird. Und wenn, wie leider geschehen, die
Grenzen des Diskutierbaren im Conne Island in Zukunft so eng sind, dass ein
Justus Wertmüller in ihnen keinen Platz findet, critical whiteness
studies aber zum Beispiel schon, dann liegen uns diese Grenzen eindeutig zu
weit links.
Hiermit wird das Conne Island aufgefordert, die Entscheidung, Justus
Wertmüller im eigenen Laden nicht zuzulassen, aufzuheben und die
Veranstaltung zuzulassen. Das Verbot einer so brisanten Position macht das
Conne Island etwas mehr zu einem engstirnig antirassistischen und
antisexistischen Projekt von Linken unter sich(6). Diese Entwicklung
wollen und werden wir nicht hinnehmen.
Redaktion CEE IEH