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CEE IEH-ARCHIV

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Aktuelles Heft

INHALT #182

Titelbild
Editorial
• das erste: Unsere Insel stinkt
„ …a Mala Beat is a Mala Beat is a Mala Beat is a…“
Springtoifel
Karnivool, The Intersphere
The Creator: Pete Rock & CL Smooth
Napalm Death, Immolation, Macabre
Hot Christmas Hip Hop Lounge
Paperclip Release Night
We can feel the mountains in our skin and bones
Clash of the Monsters
Weihnachts-Tischtennis-Turnier
Man overboard
Caliban
Snowshower
NYE @ Conne Island
Kritik und Ressentiment
Veranstaltungsanzeigen
Großbaustelle Conne Island
Konzertabsage Maroon
Zur Absage der Veranstaltung mit Justus Wertmüller
• doku: Vielfalt tut gut
• doku: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Es gibt tausend gute Gründe
Resultat einer infantilen Inquisition
Zu den Texten in diesem Heft
• review-corner film: Keeping it unreal
• doku: Sizilianische Verhältnisse
• doku: Macker, verpiss Dich!
Sind die Dichotomien unser Unglück?
Anzeigen
Punktsieg für den Antirassismus oder Reproduktion rassistischer Ausgrenzung?
• das letzte: Voll leer

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„Du bist anderer Meinung als ich und ich werde dein Recht dazu bis in den Tod verteidigen.“.
(Voltaire)



Unsere Insel stinkt

Warum sich das CEE IEH explizit gegen die Entscheidung des Conne Islands, eine Veranstaltung des BgAL mit Justus Wertmüller abzulehnen, stellt

Die Redaktion des CEE IEH(1) sah es stets als Aufgabe des Blattes an, nicht nur die Positionen der Redakteure zu verbreiten, sondern darüber hinaus, „Leipziger Linken“ die Möglichkeit zu bieten, Positionen zu beziehen, Kritiken zu äußern und den politischen Streit zu suchen. Das bedeutete für uns zum einen, bestimmte Artikel auch dann zu veröffentlichen, wenn sie uns inhaltlich zwar Bauchschmerzen bereiteten, aber bspw. eine Debatte anstoßen könnten, von dem Conne Island nahe stehenden Gruppen verfasst sind oder wenn wir eine „Feindposition“ einfach im Heft dokumentieren wollen. Es bedeutete aber zugleich, dass wir uns als Redaktion selten bis gar nicht inhaltlich positionierten, da wir im Allgemeinen keine einheitliche Position innerhalb der Redaktion haben. Vor allem aber darum, weil das CEE IEH eben kein reines „Richtungsblatt“ sein sollte, sondern immer auch eine Art (wenngleich kein beliebiges) Forum. Dass allein schon die Auswahl der Texte, eventuelle Anmerkungen an die Autoren und Autorinnen oder das Stellen gezielter Anfragen unserer Tätigkeit und dem Heft ein politisches Profil gibt, ist selbstverständlich und natürlich auch gewünscht. Aber wir meinten, konkrete inhaltliche Stellungnahmen der Redaktion würden den Kreis des zu Diskutierenden und das „Profil des Heftes“ unnötig festlegen. Dieser praktizierte Pluralismus führte manchmal dazu, dass uns von allen politischen Seiten jeweils eine zu starke Kollaboration mit der verfeindeten Position vorgeworfen wurde. Zur Illustration dessen können nicht nur die letzten Ausgaben herangezogen werden.(2)
Wir empfanden den von uns operativ gesetzten „Rahmen des Druckbaren“ allerdings immer als groß genug, um sinnvolle und „szeneübergreifende“ Debatten führen zu können; und eng genug, um nicht jeden Mist zulassen zu müssen. Antizionismus zum Beispiel. Dieses Spannungsfeld sahen wir in der Vergangenheit am Conne Island selbst repräsentiert, welches vielmals Veranstaltungen ermöglichte, die von anderen „linken Zentren“ wohl eher angegriffen worden wären.

Mit der Entscheidung des Conne Islands, eine Veranstaltung des BgA Leipzig mit Justus Wertmüller nicht zu erlauben, hat sich das geändert. Die Details des Geschehenen sind recht gut in den in diesem Heft veröffentlichten Texten dokumentiert. Daher wollen wir uns hier nicht mit ihnen aufhalten. Es ist für Kenner des Conne Islands kein Skandal und keine Überraschung, dass eben auch antirassistische und antisexistische(3) Kräfte „am Laden“ aktiv sind. Vor einiger Zeit protestierten diese beispielsweise, als wir für eine „CEE IEH live“ Veranstaltung Thomas Maul einladen wollten.(4) Im CI-Plenum wurde unserer Veranstaltungsanfrage mit gegen den Referenten gerichteten Vorwürfen des „Sexismus“ und der „Migrantenfeindichkeit“ begegnet. Ähnlich wie beim jetzigen Vorfall wurden diese Verleumdungen von den Feinden der Veranstaltung zwar nicht zurückgezogen, aber damals waren es andere Stimmen im Plenum, welche befanden, dass die Diskussion müßig und die Veranstaltung der Pluralität des Ladens entspreche. So konnte Thomas Maul eingeladen werden.

Dieses Mal lief es allerdings anders. Das Conne Island Plenum selbst ist offensichtlich zu einer Instanz geworden, die sich die Begriffshoheit über Rassismus und Sexismus zugesteht und etwaige Kritiker aus dem eigenen Dunstkreis verbannt. Wir wollen hier nicht Justus Wertmüllers inhaltliche Position durchsetzen, ebenso wenig wie wir die des Antirassismus hier angreifen möchten. Uns geht es darum, dass diese Auseinandersetzungen in der Vergangenheit nicht nur im CEE IEH, sondern auch im Conne Island möglich waren. Jetzt sind sie es offenkundig nicht mehr und dagegen protestieren wir.
Dieses faktische Ausschließen unbequemer Positionen markiert für uns eine qualitative Änderung und lässt uns die Grundlagen unserer Arbeit nun zweifelhaft erscheinen. Wenn dieses Veranstaltungsverbot durch das Konsensprinzip des Plenums zustande kam, dann sollte dieses Prinzip zumindest in seiner Durchführung überdacht werden. Denn ist der status quo nicht jener, dass das BgAL im CI Veranstaltungen machen kann? Und ist der status quo nicht auch jener, dass Justus Wertmüller bei Veranstaltungen im CI auftreten kann? Wenn Justus Wertmüller also aus dem CI hätte ausgeladen werden sollen, dann wäre dafür ein Konsens notwendig geworden, der sicherlich nicht zu Stande gekommen wäre.
Nach diesem faktischen Verbot einer politischen Veranstaltung, was unseres Wissens nach NOCH NIE hier passierte, zu schreiben: „dieses [Konsens]Prinzip funktioniert ganz hervorragend“(5), empfinden wir als erschreckend, weil eine so gravierende Änderung in der inhaltlichen Auseinandersetzung offensichtlich als recht lapidar hingenommen wird.

In der Erklärung des Conne Islands heißt es weiterhin: „Während einige BefürworterInnen der Ablehnung Positionen von Justus Wertmüller als sexistisch und/oder rassistisch klassifizierten, hielten ihn einzelne BefürworterInnen der Zusage für einen Antirassisten und Antisexisten.“ Wenn die Diskussions- und letztlich die Entscheidungsstruktur im Conne Island sich so gestaltet, dass ein bloßer Vorwurf des Rassismus/Sexismus schon als Argument in einer Diskussion taugt, zumal in einer mit so schwerwiegenden Folgen, dann steht das CEE IEH in seiner derzeitigen Form in Frage. Denn inhaltliche Argumente stellen die Basis jeglicher Diskussion, so auch auf den Seiten des Newsflyers. Wenn es bei einem Rassismusvorwurf nicht mehr darauf ankommt, ob überhaupt von Rassismus die Rede sein kann, und es reicht, wenn dieser Vorwurf von „Antirassisten“ kommt, dann kann von einer Konsensdiskussion gar keine Rede sein. „Diskutieren“ würde zunächst bedeuten, dass die eigene Position mit Argumenten zu belegen ist und nicht einfach behauptet werden kann. Dass die notorische Lüge vom rassistischen und sexistischen Justus Wertmüller sich im Conne Island Plenum zum diskutablen Standpunkt aufschwingen konnte, zeigt, wie schlecht es dort um die inhaltliche Auseinandersetzung steht.
Am Ende der Conne Island Stellungnahme mussten wir zudem Folgendes lesen: „Gesellschaftskritik, das Diskutieren um Begriffe und das Hinterfragen von vermeintlichen linken Selbstverständlichkeiten ist und bleibt im Conne Island erwünscht und wird weiterhin befördert (das zeigt u.a. der monatliche CEE IEH Newsflyer)“.
Diesbezüglich wollen wir als CEE IEH Redaktion festhalten, dass wir uns nicht als Feigenblatt und antideutsch gebrandmarktes Alibi für (nicht) geführte inhaltliche Auseinandersetzungen anführen lassen und erst Recht nicht als Balance für das Verbot einer politischen Veranstaltung. Als Redaktion, die sich in den letzten dreieinhalb Jahren um eben jenes Diskutieren von Begriffen und die Kritik an linken Befindlichkeiten im Conne Island „gekümmert“ hat, scheint es uns, dass das CEE IEH hier keineswegs mehr „erwünscht“ ist. Wenn die CEE IEH Redaktion jene plurale und ernsthafte Auseinandersetzung als „Conne Island Newsflyer“ weiter führen soll, dann muss auch das gesamte Conne Island dieses Mindestmaß an Pluralismus teilen. Denn warum sollte im CEE IEH über Begriffe und Kritik an linken Befindlichkeiten diskutiert werden, wenn es in den Räumen des CI unterbunden wird. Und wenn, wie leider geschehen, die Grenzen des Diskutierbaren im Conne Island in Zukunft so eng sind, dass ein Justus Wertmüller in ihnen keinen Platz findet, „critical whiteness studies“ aber zum Beispiel schon, dann liegen uns diese Grenzen eindeutig zu weit links.

Hiermit wird das Conne Island aufgefordert, die Entscheidung, Justus Wertmüller im eigenen Laden nicht zuzulassen, aufzuheben und die Veranstaltung zuzulassen. Das Verbot einer so brisanten Position macht das Conne Island etwas mehr zu einem engstirnig antirassistischen und antisexistischen Projekt von Linken „unter sich“(6). Diese Entwicklung wollen und werden wir nicht hinnehmen.

Redaktion CEE IEH

Anmerkungen

(1) Diese ist verantwortlich für den „Politikteil“ des Heftes, also alle Rubriken außer den Veranstaltungsankündigungen. Diese werden unabhängig von unserer Arbeit bspw. von den Bookern geschrieben und haben tatsächlich die höchste Priorität. Das CEE IEH ist schließlich immer noch ein Programmheft des Conne Island.

(2) Vgl. http://www.conne-island.de/nf/181/24.html,
http://www.conne-island.de/nf/161/19.html

(3) Antirassistisch und Antisexistisch meint hier nicht die Kritik des Rassismus/Sexismus, sondern eine spezifische linke Strömung.

(4) http://conne-island.de/nf/158/12.html

(5) Erklärung des Conne Island zur Absage der Veranstaltung (siehe aktuelle Ausgabe)

(6) siehe Fußnote 3

 

30.11.2010
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
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