Wenn vom 25.-27.1.96 die Räumlichkeiten des Conne
Island zur puren Installation eines Poptheaterspektakels herauf -
oder herabgewürdigt werden, dann ist dies für jene Location, in der
Spektakel (wenn überhaupt) eher mit BesetzerInnenkongreß
und Lokalmatadore-Konzert verbunden wird, ein gewisses Novum. Kommt dazu noch
eine - ehrlich zugegeben - vorurteilsgeprägte Abneigung nicht unbedingt
gegenüber der Ausdrucksform Theater (oder wie man es auch
nennen mag) aber gegenüber der Klientel, die sich in diesem, für uns
undurchsichtigen Dunstkreis kulturell verortet, entsteht unter anderem
erhöhter Informationsbedarf. Steht doch gerade dieses, nennen wir es
spezifisches Publikum, seit es den französischen Rotwein bei Kerzenschein
in der NATO gegen Meißner Spätlese und Kettenqualen vor dem
französischen Konsulat eingetauscht hat, auf unserer
Klischee-Feindbildliste mit ganz oben an. Es galt also in irgendeiner Weise zu
klären, ob außer der prinzipiellen Symphatie für den
Produzenten und die Mitwirkenden auch der äußerliche
Kulturcrossover, aufgrund inhaltlicher Übereinstimmung, vielleicht mehr
als Akzeptanz verdient hätte. Das daraufhin stattfindende Gespräch
mit einem allroundgestreßten Produzenten (F. Sanders), offenbarte dann
schon im voraus und eher ungewollt eine Grundintention der
herannahenden Spektakelfolge: Kommunikation ist nur unter Gleichen
möglich. Mit Fröschen kann man nicht reden, weil wir nicht ihr
Quaken, und die nicht menschliche Sprache verstehen können.
Solcher Art eingestimmt, erwies sich dieser Allgemeinplatz (über dessen
Gültigkeit natürlich gestritten werden könnte) leider auch
zutreffend für die Gesprächssituation. Zum Schaden derjenigen, die
sich durch die Rezeption eines einigermaßen strukturierten Interviews im
News Flyer erhofften, operation mindfuck im vornherein gut, schlecht,
interessant oder uninteressant finden zu können. Aber vieles ist eben
einfacher als mit den Mitteln und Begrifflichkeiten unseres Verständnisses
(der zwei Gesprächspartner des F.S.) die Idee oder den Inhalt des
Stückes richtig zu begreifen. Problematisch schon die Tatsache, daß
der Ursprung von operation mindfuck der Raum und die Installation sind, aus
denen sich der Rest ergibt. Dem naheliegenden Gedankengang, daß durch
dieses Primat der Form bzw. der Ästhetik die ganze Geschichte nicht mehr
als auf hohem Niveau betriebene Selbstbefriedigung ist, widersprachen dann aber
eine ganze Reihe zum Vorschein kommender gesellschaftlicher Bezüge.
Beispiel: Der Mensch werde von frühster Kindheit an mit
Informationen vollgestopft. Er lebt in einer/seiner Scheinwelt und eine
Konsequenz daraus ist, daß er die absolute Waffe, die Fähigkeit -
nein, zu sagen - nicht gebraucht. Er macht im allgemeinen mit und das ist doch
wirklich zu blöd. Mit unserem Übereifer hier platte Kritik
an der Postmoderne zu vermuten, bei der zum einen Menschen als ferngesteuerte
Zombies entschuldigt werden, zum anderen esoterische, konservative oder einfach
nur idealistische Wertemodelle hinter der Ecke lauern, blitzten wir aber
genauso ab, wie auch unsere eifrige, fast automatische Zustimmung zur Bedeutung
des - nein sagen müssens - keinen Deut mehr Klarheit fabrizierte. Die
generelle Unbestimmtheit der gesellschaftlichen Parallelen bestärkte aber
die Vermutung, daß hier unbewußt an der absoluten
Gegenwaffe - der völligen Beliebigkeit gebastelt wird. Aber wie in
Worte kleiden, wenn man nur quakt. Vielleicht waren wir auch nur die ersten
Opfer der geheimen operation-mindfuck-Lehre, die ihr
Schicksal mit ehrlichem Schmunzeln ertrugen. Was sollte man denn sonst tun,
wenn auf die Frage nach Zustandekommen der Story die Antwort kommt: Das alle
handelnden Charaktere aus den Illuminaten-Büchern und T. Robinsons
Buntspecht geklaut sind. Diese auf jeweils einem Zettel ihren
schriftlichen Niederschlag fanden, auf dem Schreibtisch vorm Fenster
geordnet wurden, danach jenes geöffnet und das Resultat der Verwehung die
Story ergibt. Also lieber bei den begrifflichen Zuschreibungen bleiben mit
denen das Spektakel zumindestens promotet wird. Es ist eine
Krimminalgeschichte im Rock/Pop-Business, es ist eher ein Film als ein
Stück, es ist ein Spektakel zum Weltuntergang (obwohl der nächste Tag
ein stinknormaler Sonntag sein wird), es ist einfach abgefahren!
Als Quintessenz bleibt, auf die individuelle Interpretationsfähigkeit zu
vertrauen. Kaprizieren wir jedoch unsere, in dieser Hinsicht recht
ähnliche, auf das zu erwartende Publikum, ist uns nicht ganz geheuer. Zu
oft wird gedankliche Kreativität mißverstanden und verflüchtigt
sich in einen freien Diskurs, der auch die größte
Scheiße legitimiert. Die Fähigkeit - nein, zu sagen - hat unserer
Meinung nach, auch damit zu tun, sich nicht ohne weiteres von einer Zeitung
featuren zu lassen, die keine Probleme damit hat(te), Republikaner-Anzeigen zu
Schalten. Aber das ist eben alles bloß Qua(r)k. So bleibt neben den
Vorurteilen eben auch das Interesse für des Rätsels Lösung.
(Auch wenn der Produzent sich vehemnt dagegen wehrte zu offenbaren, wo es denn
nun lang geht: Ich werde nicht sagen: Lieber Kurt, der Weg ist nicht
gut! Zum Glück heißen ja nicht alle Kurt.) Grape & Ulle |