• Titelbild
• Editorial
• das erste: Die Allmacht des Kapitals
• John Robinson, Lewis Parker
• Delphic
• Zurück in den Club
• Spectrasoul
• Sommer Tischtennis Turnier
• Pagdalan, CN Roundhouse Kick
• Fritz Bauer - Tod auf Raten
• Maggots and Men
• 2cl Sommerkino
• Little Sista Skate Cup
• Veranstaltungsanzeigen
• ABC: W wie Wirtschaftswissenschaft
• review-corner buch: Welche Freiheit?
• review-corner buch: Der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen
• Zur Lage Israels
• Jahresbericht des Projekt Verein e.V.
• doku: Cronstadt
• doku: Free Gaza from Hamas!
• Anzeigen
• das letzte: [sic]
Schlaglichter
Das Jahr 2009 war eines der aktivsten in der Geschichte des Conne Island. Dank
kultureller Akzentuierung, größerer Veranstaltungsdichte, einem
breiteren Angebot des offenen Treffs, steigenden BesucherInnenzahlen, neuer
Rahmenverträge sowie einer angepassten kommunalen Förderung und dank
internationaler Geschichtsprojekte war das Conne Island stets im Gespräch.
Im Gegensatz zur Weltwirtschaft hat das Conne Island dabei das Tal seiner
Finanzkrise durchschritten, auch ohne die bereits angekündigte Hilfe aus
dem Konjunkturpaket. Zu danken bleibt dem Mitarbeiter, der nach langen Jahren
sein Aufbauthema Clubkultur`, es in sehr guten Händen wissend,
abmoderierte und in eine nahe gelegene Kulturfabrik überwechselte.
Kulturpolitischer Rahmen & Programm
Im Jahr 2008 verfasste die Zeitschrift testcard Beiträge
zu Popkultur eine Innenansicht auf das verloren gehende kritische Potenzial
von Popkultur. Dem folgend und trotz kulturpessimistischer Anwandlungen stellte
sich das Conne Island aber weiterhin der Aufgabe, Subversion,
Nicht-Identität, Protestkultur und Widerständigkeit gegen die
kapitalistische Differenzmaschine eine Bühne zu bieten, so sich in
den Jugend-, Pop- und Subkulturen noch Spuren davon finden ließen.
Dass Popkultur auch in radikalen Ausformungen nicht mehr mit Subversion und
Freiraum gleichzusetzen ist, macht ein Perspektivwechsel deutlich. Im Jahr 2009
rückte die Kreative Klasse ins Zentrum der Aufmerksamkeit: jene
Schicht kulturell gebildeter, jung-dynamischer AkademikerInnen, die dem
Ökonomen Richard Florida folgend zum Schlüssel für den
Erfolg global konkurrierender Städte werden. Popkultur so sie mit
Festivals und Großevents nicht schon von sich aus danach strebt
soll dafür in den Dienst genommen werden. Auch in der Leipziger
Presselandschaft wurde prompt der Ruf nach einem Popkulturbeauftragten
laut und die Stadt erarbeitete ein Programm zur Kapitalisierung
kultureller Ressourcen durch die Entwicklung & Vermarktung des
Potenzials der Kreativindustrie. In diesen Zusammenhang können
lokalpolitische Leitbilder wie die junge Stadt und Etaterhöhungen
für die freie Off-Szene zum Bumerang werden. Die existenziellen
Kämpfe um einen kleinen Teil der Kulturförderung verpflichten so
zugleich zur Schaffung von kulturellem Kapital im Dienste des Arbeitsmarktes
und sichern mitnichten einen künstlerischen Freiraum.
In Hamburg hat eine große Anzahl von KünstlerInnen auf diesen
Prozess aufmerksam gemacht. Unter der Überschrift Not In Our Name
veröffentlichten sie ein viel beachtetes Statement, in dem es heißt:
Wir, die Musik-, DJ-, Theater- und Film-Leute, die
kleine-geile-Lädenbetreiber und ein-anderes-Lebensgefühl-Bringer
[...] sollen für Ambiente sorgen, für die Aura und den Freizeitwert,
ohne den ein urbaner Standort heute nicht mehr global konkurrenzfähig
ist. Weiter heißt es: Wir sagen: eine Stadt ist keine Marke.
[
] Wir stellen die soziale Frage [
] Wir nehmen uns das Recht auf
Stadt mit all den Bewohnerinnen und Bewohnern Hamburgs, die sich weigern
Standortfaktor zu sein. Diesem Beispiel folgend veröffentlichten ein
breites Bündnis Kulturschaffender in Düsseldorf und die
Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren aus
Nordrhein-Westfalen ähnliche Standpunkte zum gleichen Konflikt.
Innerhalb von diesem skizzierten Spannungsfeld wirkt auch das Conne Island. Als
das Zentrum für jugendliche Musik-, Pop- und Subkulturen
hielten wir, trotz der bisweilen ambivalenten eigenen Rolle, am Modell
Popkultur fest. Ziel war es, den organisatorischen und inhaltlichen (Frei)Raum
für authentische und subkulturell anerkannte Konzert- und
Tanzveranstaltungen zu bieten und diesen weitgehend frei von kommerzieller
Vereinnahmung oder der Funktionalisierung als weichen Standortfaktor zu halten.
Verbunden wurde dies mit der ständigen kritischen Reflexion des eigenen
kulturellen Tuns. Die produktive Bewältigung der sich daraus ergebenden
Konflikte und Spannungen wird auch zukünftig der Maßstab für
den Erfolg des soziokulturellen Zentrums sein.
Dass sich das Conne Island auch im Wissen oben skizzierter
gesellschaftlicher Entwicklungen in der Initiative Leipzig Plus
Kultur für das vom Stadtrat beschlossene monetäre Mehr
für die Freie Szene solidarisch engagiert, ist
selbstverständlich und notwendig. Im Rahmen der Kulturkämpfe
um eine Erhöhung der kommunalen Fördermittel der letzten Jahre
entstand im Diskussionsprozess zwischen AG Soziokultur, Politik und Verwaltung
auch der Wille für die Formulierung einer
Kulturentwicklungskonzeption Soziokultur. Hier soll es neben einer
fördertechnischen Beschreibung der Zukunft der Leipziger Soziokultur vor
allem aber auch um eine Diskussion und gesellschaftliche Anpassung der
inhaltlichen Ausrichtung der Zentren und Projekte gehen. Strategisch orientiert
sich die Konzeption sowohl an der Arbeit der einzelnen Häuser, aber auch
am Stadtentwicklungskonzept Leipzig, an der Förderstrategie des
Kulturamtes und am Bericht der Enquetekommission Kultur des Bundes.
Das Antidiskriminierungsbüro Sachsen e.V. und der
StudentInnenrat Leipzig nominierten 2009 das Conne Island hier
insbesondere sein kulturpolitisches und kommunales Engagement im Rahmen des
LAP-Projektes Leipzig Aufsehen! für den
Sächsischen Kunstpreis für Toleranz und Demokratie.
Im Sommer mehrte sich die pauschale Kritik am neuen Intendanten des
Centraltheaters und dem popkulturellen Konzertprogramm unter der
Federführung von Christoph Gurk. Als eine Kampfansage wurde diese am
deutlichsten auf einem Forum der PopUp Messe formuliert und dabei
ärgerlicherweise auf ein spekulatives Hochrechnen der
Fördermittelanteile beschränkt. Anstatt die Bereicherung der
popkulturellen Landschaft Leipzigs zu begrüßen oder auch die Rolle
eines sich öffnenden, demokratisierenden Theaters zu diskutieren, wurde am
Ende sogar das Conne Island vorgeschoben, um eine schädliche
Bookingpolitik des Centraltheaters zu belegen. Um sich dieser
Vereinnahmung zu entziehen, veröffentlichte das Conne Island das Statement
Willkommen im Osten Anmerkungen zur popkulturellen Öffnung
des Centraltheaters mit dem Aufruf: Wir lehnen diesen Weg der
Auseinandersetzung ab, weil wir uns u.a. nicht auf Hackordnungsmodelle des
monetaristischen Fressen und Gefressen-Werdens einlassen und die aktuelle
Misere unterfinanzierter Kultur nicht von der gesellschaftlichen Wirklichkeit
abkoppeln wollen. Einer Freien Szene, die bereits ziemlich unfrei ist
da doppelt, von Kommune und Markt abhängig empfehlen wir
unbedingt, nicht noch die Freiheit ihrer kritischen Gedanken
einzubüßen..
An die langjährigen Bemühungen des Conne Island anschließend,
mehr Frauen in den kulturellen Betrieb zu integrieren, sei es als DJs,
Musikerinnen, Produzentinnen, Türsteherinnen, Radiomacherinnen oder
Veranstalterinnen, konnte das Projekt Amplify! erneut erfolgreich
umgesetzt werden. Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates
Sachsen und das Kulturamt der Stadt sollten neben einem kleinen
Festival im Juni eine Reihe von inhaltlichen Veranstaltungen, Filmen und
Workshops grundlegende Gender-Kenntnisse vermitteln und geschlechterbedingte
Missstände in der Popkultur problematisieren. Ein wichtiger Baustein
dafür ist der eigens für Frauen eingerichtete DJ-/ VJ-Proberaum im
Conne Island.
Um in der Diskussion um Skinhead-Konzerte im Conne Island die eigene Position
transparent zu machen, wurde Anfang 2009 das umfassende Positionspapier
Aktualisierung eines Konzepts Warum wir auch weiterhin
Oi!-Konzerte machen und diese auch verteidigen veröffentlicht. Ein
weiteres, wenngleich weniger kontroverses Beispiel für eine Reaktion auf
nazistische Vereinnahmung einer Musikszene stellt die Reaktion der vom Conne
Island mit getragenen Kampagne Let's fight white pride. Erfolgreich
wurde der Versuch eines Neonazis verhindert, die Musikbezeichnung
Hardcore patentrechtlich schützen zu lassen.
Im Rahmen der Diskussionen um den Auftritt des Berliner Hip Hop-Projekts
KIZ stritt sich das Conne Island über Sexismus und Homophobie in
der Hip Hop-Kultur und ob diesen regressiven Tendenzen mit Überzeichnung,
Ironie und Satire beizukommen sei. Auch wenn sich das Vereinsplenum letztlich
für den Auftritt von KIZ entschloss, war die Entscheidung von
Unsicherheit geprägt: Die Kritik, dass auch Überzeichnung letztlich
nur zur Affirmation beitrage, konnte nicht vollends ausgeräumt werden.
Zunehmend, dass hat auch das Jahr 2009 gezeigt, ist das Conne Island
auch aufgrund seiner langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet
Multiplikator und Diskussionspartner auf Veranstaltungen, Seminaren und
Diskussionen. U.a. wurden VereinsvertreterInnen nach Hamburg eingeladen, um die
Aktualität und Relevanz alternativer Jugendzentren zu diskutieren, im
Rahmen des Geschichte Vermitteln-Projektes diskutierten und kritisierten
wir die geschichtspolitische Ausrichtung der Stiftung Erinnerung
Verantwortung Zukunft, im Leipziger Centraltheater nahm das
Conne Island an einer Podiumsdiskussion unter dem Titel Science who
cares? mit Hausphilosoph Guillaume Paoli zum Einfluss von Bildung und
Wissenschaft auf Gesellschaftskritik teil.
Das kulturelle Programm war 2009 so umfangreich wie nie zuvor. Dabei zehrte das
Conne Island aber nicht nur von in den letzten Jahren Aufgebautem, sondern
legte das Hauptgewicht auf die Förderung innovativer Musiksparten und
Formate. Nach dem Vorbild der Veranstaltungsreihe Electric Island
basiert der Erfolg auf den konzeptionellen Überlegungen, Neues mit
gutem Gespür in einem eigenen Veranstaltungsformat zu
präsentieren und dabei möglichst eng mit KünstlerInnen,
Kulturschaffenden, VeranstalterInnen, Szenen, Labels und Agenturen lokal
bis international zusammenzuarbeiten. Dabei ist die Integration der
einzelnen Szenen in die Gestaltungs- und Entscheidungsstrukturen des Conne
Island sehr wichtig. So konnten neben spartenbezogenen Konzerten die
Veranstaltungsreihen Inbetween, Sub:Island, Postland und
dem hochkarätig besetzten Electric Weekender dauerhaft und
erfolgreich etabliert werden und führten zu einem Anstieg der
Veranstaltungen. Eine Möglichkeit für niedrigschwellige, kleine
Konzerte bot die Reihe Cafékonzerte. Schon seit längerem
laufen zudem das Island Deluxe und die Reihe Loud, fast`n`noisy!.
Zu den absoluten Höhepunkten in 2009 zählte der Auftritt der
US-amerikanischen Band-Legende Calexico um die Gründungsmitglieder
Joey Burns und John Convertino. An das ideelle und kulturelle Erbe von
Blumfeld hat Jochen Distelmeyer nahezu ungebrochen angeschlossen
und für ein ausverkauftes Haus sorgten das KANN Labelfestival sowie
die Bands Hot Water Music und die amerikanischen Hip-Hopper Jeru the
Damaja.
Der erste Auftritt der inzwischen weltweit gefeierten Elektro- und
Visualkünstler Moderat, die Detroiter Technolegende Patrice
Scott und der Genreprägende Dubsteppionier Mala führen die
lange Liste elektronischer Tanzveranstaltungen an, deren Ruf dem Conne Island
sogar einen Platz in den Top Ten des bundesweiten Club-Rankings des Magazins
DE:Bug verschaffte. Die jahrelangen Bemühungen um die Perlen des
HipHop wurden auch in diesem Jahr durch die Auftritte von Miss Platnum
sowie Raekwon und Ghostface Killah vom Wu Tang Clan
belohnt.
Das Konzert der stilprägenden Koryphäen des Oi-Punk Cockney
Rejects aus dem East End Londons bewies einmal mehr, dass das Conne Island
einer der wichtigsten Anlaufpunkte für die Skinheadszene ist. Black
Dahlia Murder, Darkest Hour und die letzte Show der Leipziger
Hardcoregrößen von Full Speed Ahead knüpften an die
vergangenen Hochzeiten der Hardcorebewegung an.
Insgesamt fanden 157 Konzert- und Tanzveranstaltungen im Conne Island statt.
Ergänzt um Lesungen, Workshops, Diskussionsveranstaltungen, Kurse,
Sommerkino sowie Sportevents und niedrigschwellig, performative Veranstaltungen
beläuft sich die Zahl der Angebote auf mehr als 250 im Jahr 2009.
Insgesamt konnte ein ZuschauerInnenzuwachs auf ca. 130.200 verzeichnet werden.
Projekte der geschichtlichen, kulturellen und politischen Bildung
Das Modell gesellschafts- und geschichtspolitische Projekte am Conne Island zu
institutionalisieren, konnte 2009 sehr erfolgreich fortgesetzt werden. Die
Initiative Geschichte Vermitteln etablierte sich als kontinuierlicher
Arbeitskreis am Conne Island. In diesem Rahmen wurde das internationale
Forschungsprojekt Geschichtsbilder jüdischer MigrantInnen aus den
Staaten der ehemaligen Sowjetunion in Israel und Deutschland
durchgeführt. Gefördert wurde diese Arbeit von der
Geschichtswerkstatt Europa einem Arbeitszusammenschluss der
Viadrina Europa-Universität Frankfurt/Oder und der Universität
Leipzig aus Mitteln der Bundesstiftung Erinnerung, Verantwortung und
Zukunft. Die Projektgruppe führte dafür Interviews in Israel
sowie Deutschland durch und veröffentlichte eine vielbeachtete
Broschüre zum Themenkomplex: Shoah in der Sowjetunion, jüdisches
Leben in der SU und kollektive Geschichtsbilder der jüdischen Gemeinden
heute. Der Leiter des Jugendamtes Leipzig Dr. Haller würdigte diese Arbeit
mit den Worten: In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen meine
Wertschätzung zur engagierten Umsetzung des Projektes in Form und Inhalt
übermitteln und kann Ihnen versichern, dass Sie damit einen nicht
unwesentlichen Beitrag zur historisch-politischen Bildungsarbeit mit
Jugendlichen in unserer Gesellschaft geleistet haben..
Als weiteres Projekt der politischen Bildungsarbeit zeigte die Projektgruppe
die Ausstellung Partigiani Gegen Faschismus und Deutsche
Besatzung. Der Widerstand in Italien. der Institute für Widerstand und
Zeitgeschichte Modena & Parma (Reggio Emilia) in den Räumen
der Universität Leipzig. Begleitend fand eine vom Conne Island
organisierte Veranstaltungsreihe in Leipzig statt.
Nach einem ähnlichen Modell arbeitet der Arbeitskreis Participate!.
Unterstützt durch das Programm Jugend in Aktion der
Europäischen Union, thematisiert es alltägliche Formen von
Diskriminierung. Ziel war es, versteckte Vorurteile und offene Diskriminierung
in alltäglichen Äußerungen und Umgangsformen zu thematisieren.
Das multimediale Projekt hat eine interaktive Öffentlichkeitskampagne
entworfen. Unter der Headline If you tolerate this wurden sich u.a. mit
den Themengebieten Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie und
Geschichtsrelativierung als Alltagsphänomene auseinandergesetzt.
Unter dem Titel Leipzig macht Musik fand zudem ein gemeinsames
Kooperationsprojekt aller Soziokulturellen Zentren in Leipzig statt. Hier wurde
zum ersten Mal das Feld der Kulturellen Bildung gemeinsam und im Rahmen eines
dezidiert perspektivisch ausgerichteten und nachhaltig wirkenden Projektes
angegangen. Leipzig macht Musik, das 2009 von Kulturamt, Kulturstiftung
und ARGE gefördert wurde, wird 2010 weitergeführt.
Diskussionen und Protestkultur
Analytisch, praktisch und satirisch spielte die Finanzkrise auch im Conne
Island eine Rolle. Das CEE IEH, der Newsflyer des Conne Island, widmete
diesem Thema eine Vielzahl von Texten, so z.B. auch ein Interview mit Prof.
Gerhard Stapelfeldt von der Universität Hamburg. Vom Podium aus
diskutierten Caren Lay, Michael Heinrich und Thomas Ebermann die Perspektiven
einer emanzipatorischen Kritik der kapitalistischen Verhältnisse. Weitaus
gelöster rückten Rainer Trampert und Thomas Ebermann der Krise in
einer satirischen Lesung zu Leibe.
Als im April bekannt wurde, dass in einem Leipziger Club eine Person nach dem
Konsum des sog. liquid ecstasy (auch GHB oder GBL)
bewusstlos aufgefunden wurde, rückte das Thema Drogenkonsum in den Fokus.
Im Zuge dessen wurde im Conne Island die Einlasspolitik hinterfragt und es fand
ein Austausch mit den MacherInnen der Kampagne Music is the only drug
aus der Leipziger Clubkulturszene statt, um den Informations- und
Aufklärungsgedanken dieser Initiative zu unterstützen. Eine
kontinuierliche Zusammenarbeit pflegt das Conne Island bei diesem Thema immer
wieder mit den Drug Scouts Leipzig.
Um die im Conne Island und in seinem Umfeld laufenden Diskussionen bekannt und
transparent zu machen, erscheint monatlich der CEE IEH Newsflyer. Unter
der Ägide einer eigenen Redaktion spiegelt es die Diskussionen in den
einzelnen Sparten und Szenen wider. Um diese Arbeit transparenter zu machen und
eine größere Resonanz der LeserInnenschaft zu erhalten,
veranstaltete das Redaktionskollektiv eine eigene Veranstaltungs- und
Filmreihe. Die Reihe CEE IEH Live wurde von der
Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert und beschäftigte sich u.a. kritisch
mit Totalitarismustheorien und der zunehmenden jugendkulturellen Dominanz durch
Neonazis.
Nicht erst mit der Wahl zweier Kandidaten der NPD in den Stadtrat ist
offenbar geworden, dass sich nazistische Strukturen 2009 in Leipzig weiter
gefestigt haben. Die Zusammenarbeit zwischen den sog. Nationalen
Sozialisten, den Freien Kräften Leipzig und der Partei
funktionierte arbeitsteilig sehr gut. Das gemeinsame Zentrum in Leipzig
Lindenau, die regionale Vernetzung und die Schnittmengen mit der Leipziger
Fussballszene machen eine Stärkung antirassistischer, antifaschistischer
und nichtrechter Jugendkulturen um so wichtiger. Das Conne Island setzte dabei
auf verschiedenen Ebenen an. Unter dem Kredo Das Politische bestimmt das
Kulturelle werden aus einem inhaltlichen antifaschistischen und
antirassistischen Rahmen Kriterien für die Programmgestaltung abgeleitet.
Dieser Rahmen wird offen diskutiert und ist in diversen Standpunkten des
Vereins, wie dem bereits erwähnten zur Skinheadkultur, veröffentlicht
worden. Neben kulturpolitischer Initiativen nimmt das Zentrum auch seine
vermittelnde Rolle ein und unterstützt andere Initiativen, Vereine und
Zentren in Leipzig und Umgebung. So wurde beispielsweise nach dem Überfall
von Neonazis auf ein Fußballspiel des Roten Stern Leipzig in Brandis und
Übergriffen in Leipzig ein offenes Koordinationstreffen von
Kultureinrichtungen, FußballanhängerInnen, antifaschistischen
Initiativen und Interessierten einberufen, um einen engeren
Informationsaustausch und gegenseitige Hilfe in Falle nazistischer
Übergriffe zu vereinbaren. Die rechte Politisierung und Brutalisierung der
Leipziger Fußballfan/Ultraszene sowie die öffentliche Darstellung
der Entwicklung als Fußballrandale spielte 2009 in mehreren
Diskussionsveranstaltungen sowie Beiträgen im CEE IEH eine
große Rolle.
Neben den partizipativen Initiativen des Conne Islands und großen
öffentlich geförderten Projekten eröffnet das Conne Island
denjenigen Initiativen Räume, die eine inhaltliche und praktische
Auseinandersetzung mit Diskriminierung, Sexismus, Faschismus, Rassismus und
weiteren gesellschaftspolitischen Themen suchen.
Anschließend an die sog. Extremismus-Debatte wurden auch 2009
versucht, der zunehmenden Gleichsetzung von linken, alternativen und
subkulturellen Projekten insbesondere deren Engagement gegen Nazis,
Rassismus und alltägliche Diskriminierung mit Naziideologien- und
Praxen entgegenzuwirken. Dafür wurden u.a. Veranstaltungen in
Zusammenarbeit mit der Rosa Luxemburg Stiftung und der Initiative
gegen jeden Extremismusbegriff durchgeführt.
In diesem Zusammenhang fanden die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der
Montagsdemonstrationen und der damit eingeleiteten Wende von 1989
eine kritische Würdigung. Eine Veranstaltungsreihe dazu fand u.a. im Conne
Island, der Galerie für Zeitgenössische Kunst, dem
Geisteswissenschaftlichen Zentrum und weiteren Veranstaltungsorten in Leipzig
statt. Jenseits von Lichtfest und Wendetourismus, aber auch in klarer
Abgrenzung zu DDR-Verklärung wurde z.B. in der Diskussion u.a. mit
Ted Geier von den Goldenen Zitronen und Cornelia Mareth (Herausgeberin
Haare auf Krawall) die Frage diskutiert, wieso die politischen
Freiräume und Utopien der Wende- und Nachwendezeit ein so jähes Ende
fanden und in der heutigen Rezeption keine Rolle mehr spielen.
Das Prinzip Partizipation
Der integrative Ansatz des Vereins bestimmt dessen Tagesgeschäft und liegt
allen Projekten zugrunde. Dabei wirkt das Hineinwachsen oder die
Zugehörigkeit zu einer der am Conne Island ansässigen Subkulturen als
wichtiger Faktor. Den Mittelpunkt des Zentrum bildet ein wöchentliches,
offenes Treffen, auf dem das Tagesgeschehen, kulturelle und politische
Diskussionen um das Conne Island von allen NutzerInnengruppen diskutiert
werden. Diese Integration auf Basis gegenseitiger Toleranz und gewaltfreiem
Miteinander macht das Conne Island zu einem wichtigen Ort und Schnittstelle
etwa zwischen Kulturschaffenden, politisch Aktiven, Skinheads, Hardcorefans,
Punks, SkaterInnen, Technofans, HipHopperInnen, FußballerInnen und
Sprayer/Innen.
Das Conne Island bestehend aus den ProtagonistInnen der einzelnen Szenen und
Subkulturen, tritt dabei intern vermittelnd auf und bleibt zugleich immer auch
von außerhalb der Szenezusammenhänge ein verlässlicher
Ansprechpartner.
Die Integrationskraft beruht auf dem Prinzip Ehrenamt. Kontinuierlich
sind gegenüber den wenigen Angestellten ca. 60 Leute aktiv am
Tagesgeschäft beteiligt. Zusätzlich helfen dem Verein temporär
ungefähr 200 UnterstützerInnen. Dabei wurden im Jahr 2009 zwei
grundlegende Tendenzen erneut sichtbar. Die individuellen Spielräume, sich
ehrenamtlich zu engagieren, werden für Jugendliche und junge Erwachsene
angesichts angespannter wirtschaftlicher Bedingungen, Hartz IV und
modularisierter Studiengänge immer enger. Es bleibt weniger Zeit fürs
Conne Island. Zugleich erfordern die stete Zunahme an Angeboten und Konzerten
und der verschärfte wirtschaftliche Druck eine zunehmende
Professionalisierung in allen Bereichen.
Dennoch bleibt für 2009 festzuhalten, dass sich die personelle Struktur
stetig wandelt, jüngere Leute sich engagieren, ohne dabei diejenigen zu
verdrängen, die schon länger aktiv sind. Entgegen dem früher
forcierten Generationswechsel, um auch den Veränderungen der Kultursparten
gerecht zu werden, wurde sich 2009 auf eine vermittelnde Position geeinigt:
Gerade das unverschränkte Ineinandergleiten verschiedener Crews und
Altersgruppen trägt dazu bei, dass das Conne Island nicht zu einem
autoritär geprägten Zwei-Generationen-Projekt wird, bei dem die
ältere Generation das Schwergewicht bilden würde. Auch hat sich in
diesem Zusammenhang die Erkenntnis durchgesetzt, dass für dynamisches und
innovatives Wirken am Laden das biologische Alter keine Rolle spielt, sondern
die Melange aus frischem Wind neuer Leute und der Erfahrung alter Hasen.
Zugleich bietet der Verein mit Kursen und Workshops die Möglichkeit zur
Teilnahme an einzelnen Projekten wie etwa an Skateboardkursen, DJ-Workshops
oder medienpädagogischen Angeboten.
Neben der direkten Integration in das Conne Island spielen die lokalen bis
bundesweiten Kooperationen eine wichtige Rolle. Dabei reicht die Spanne von
institutionellen Gremien wie AGFT der Jugendhilfe oder der AG
Soziokultur über lokale Veranstaltungsorte wie dem
Centraltheater, dem UT Connewitz oder der Bunten Platte in
Grünau bis hin zu bundesweiten Wochenzeitungen, Labels und Verlagen.
Die New York Times interviewte für ihren Beitrag über Leipzig
31 places to go in 2010 auch das Conne Island und sprach mit uns
über die florierende Leipziger Club- und Kulturszene, die popkulturellen
Innovationen und die Frage nach dem kreativen Potential der Stadt.
Offener Treff
Zu den Angeboten des offenen Kinder- und Jugendtreffs zählen
Möglichkeiten für Sport, Freizeitgestaltung, Kommunikation und
Weiterbildung; im Wesentlichen also die offenen Angebote der Jugendhilfe. Diese
gelten insbesondere Jugendcliquen und Angehörigen der verschiedenen Szenen
aus dem Viertel und dem gesamten Stadtgebiet Leipzigs.
Zu den niedrigschwelligen Angeboten des offenen Kinder- und Jugendtreffs
zählen die 6 Tage in der Woche geöffneten Räume der
Spielhölle, das umgestaltete Café mit Kicker, der Infoladen, der
Computerpool in der Lesebude und der Multimedia-Schnittplatz des
Internetradios. Als neuen Bestandteil des Treffs konnte ein Proberaum für
zukünftige DJs eingerichtet werden, der nahezu ausschließlich
für Frauen reserviert ist.
Ergänzt wurden diese Angebote durch Workshops zur Musikproduktion, die als
Begleitprogramm zum Amplify-Festival im Rahmen des Do it herself
Projektes stattfanden.
Das Außengelände mit Spielgeräten und sportlichen Anlagen
(Streetballanlage, Skatepark) wird vor allem in den Sommermonaten genutzt. Als
bundesweit bekannter Spot entwickelte der Open Air-Skatepark eine
eindrucksvolle Anziehungskraft auf immer breitere Nutzerschichten. Dank der
Mitarbeit des Urban Souls e.V. wird diese Anlage seit Jahren erneuert
und es können im Sommer Skateboardkurse angeboten werden. Das
jährliche Skateboard und BMX Highlight ist ohne Zweifel der Little
Sista-Skatecontest, der 2009 über tausend BesucherInnen anzog.
Darüber hinaus wurde der Trainingsraum weiter ausgebaut und es werden
selbstorganisierte, regelmäßige Kurse zur Selbstverteidigung
für Frauen und Mädchen durchgeführt.
Als Reaktion auf die große Nachfrage wurden 2009 die Sommerangebote noch
erweitert. So fanden den Sommer über wöchentlich BBQs statt, bei
denen verschiedene Crews für die musikalische Untermalung sorgten und bei
denen vorsorglich für das Sommertischtennisturnier geübt werden
konnte. Zum dritten Mal wurde in Zusammenarbeit mit dem Programmkino
Cinématheque ein Sommerkino veranstaltet.
Das Jugendamt der Stadt Leipzig förderte mit Flying Wheels und
Kids Island wieder zwei kleine Projekte im Conne Island. Insbesondere
das Spielplatzprojekt Kids Island trägt Früchte: Der teilweise
neue und mit viel Eigeninitiative errichtete Spielplatz erfreut sich
großer Beliebtheit im Conne Island-Umfeld.
Rahmenverträge, Förderung und Monitoring
Ab 1. Januar 2009 gelten die neu aufgelegten Rahmenverträge, die für
drei bzw. fünf Jahre die grundsätzliche finanzielle Basis sowie den
gemeinsam abgesteckten inhaltlichen Bezugsrahmen für die Arbeit des Conne
Islands bilden. Im Vergleich zur Ursprungsfassung der Rahmenvereinbarungen ist
der neue Vertrag auch Abbild einer kulturpolitischen sowie historischen
Entwicklung, die der Verein seit seiner Gründung 1991 durchgemacht hat. In
der einleitenden Präambel der Vereinbarung anerkennt die Stadt Leipzig
den Arbeitsansatz des Vereins, Bedingungen zu schaffen für die
aktive Mitwirkung der unterschiedlichen Jugendkulturen sowie, dass
dessen Klammer das Interesse an Popmusik und die explizit
antirassistische, antifaschistische Grundhaltung ist. Das Conne Island
verpflichtet sich u.a. zur konsequenten Umsetzung des Prinzips Ehrenamt
[...] als Praxismodell demokratischer Teilhabe und die Teilhabe an bildungs-
und kulturpolitischen Diskursen. Diese vertragliche Basis, die die speziellen
Gründungsideen und die aktuelle Arbeit des Vereins klar
berücksichtigt, ist zugleich Bindung und kritischer Austausch und sichert
vor allem das kontinuierliche und stabile Arbeiten des Vereins. Neben der
monetären und ökonomischen Ansicherung unterstreichen die
Rahmenverträge also auch das langfristige Konzept des Conne Island.
Neu ist, dass ab 2009 die Vereinsarbeit vom Landesverband Soziokultur und dem
Kulturamt innerhalb eines Monitorings evaluiert wird. Das Monitoring bildet die
Grundlage für die Verlängerung der Rahmenvereinbarungen.
Grundsätzlich ist es für das Conne Island immer noch schwierig,
Drittmittel in umfänglichen Maße zu akquirieren. Das spezielle
kulturpolitische Profil ist zwar immer öfter auch Grund für positiv
beschiedene Fördervorhaben insbesondere dann, wenn es um
Partizipationsansätze und Projekte gegen Rassismus geht zu oft
allerdings auch der mutmaßliche Ablehnungsgrund für Vorhaben. 2009
konnte der Verein sowohl Bundesmittel (Stiftung Erinnerung Verantwortung
Zukunft, Rosa-Luxemburg Stiftung), Landesmittel (Kulturstiftung Sachsen)
als auch EU-Mittel (Jugend in Aktion) erwirtschaften. Das Jugendamt
förderte wie im vergangenen Jahr zwei Projekte der Kinder- und
Jugendhilfe. Im Vergleich zu anderen Einrichtungen machen Drittmittel jedoch
einen vergleichsweise geringen Anteil am Vereinsetat aus.
Personalstruktur und Ehrenamt
2009 war auch das Jahr personeller Erneuerung, Umstrukturierung und
Erweiterung.
Wie auch in den vergangenen Abrechnungszeiträumen wurden die durch das
Kulturamt finanzierten zwei Personalkostenstellen auf vier Stellen
(Geschäftsführung, Buchhaltung, 2 x Booking) aufgeteilt. Drei
verkürzte Stellen (Öffentlichkeitsarbeit/ Layout/ Booking) wurden
außerdem beibehalten und vom Verein getragen. Zwei Stellen
(Gastronomie-Leiter, Köchin), ein geringfügig Beschäftigter
(Beikoch), eine Stelle zur organisatorischen und gastronomische Leitung des
Jugendcafes sowie eine FSJ-Kulturstelle (unter Beteiligung des LKJ
Sachsen) wurden über den Verein finanziert. Ein langjähriger
Booker des Vereins machte im Sommer Platz für neue Ideen und Leute
und sorgt seitdem für die kulturelle Qualität in einer benachbarten
Kultureinrichtung. Das Cafeküchenpersonal wurde umstrukturiert seit
September hat das Conne Island eine Küchenchefin. Eine halbe Bookingstelle
wurde nach langer Entscheidungsfindung neu besetzt. Im Zuge mehrerer
Personalentscheidungen hat sich das Conne Island endlich auch zur Durchsetzung
geschlechterspezifischer Mindeststandards durchgerungen: Angesichts der
männerdominierten Strukturen sollen Frauen perspektivisch innerhalb von
Stellenvergaben unterstützt und gefördert werden.
Nachdem bereits Ende 2008 eine Kommunal-Kombi-Stelle durch das
Bundesverwaltungsamt bewilligt wurde, hat sich der Verein dieses Jahr um eine
weitere bemüht mit positivem Bescheid, kurz vor der politischen
Beendigung des Modells. Zwar helfen die beiden Stellen, die Vereinsanliegen
strukturell und personell zu unterstützen, allerdings können sie
schon aufgrund ihrer Befristung und der speziellen Förderrichtlinien kein
adäquater Ersatz für die alltäglich entstehenden personellen
Löcher sein. Nach wie vor ist die im Kulturentwicklungsplan der AG
Soziokultur angeregte dritte Personalkostenstelle ein Ziel, um die zunehmenden
und sich vergrößernden Arbeitsfelder des Vereins personell zu
stemmen. Das Model Ehrenamt, dass das Conne Island seit Jahren
fährt, ist an diesem Punkt nicht weiter ausbaufähig. Auch akquirierte
Projektmittel und Personalkostenzuschüsse sind immer temporäre
Modelle der Finanzierung, die stets auch eine prekäre Tendenz haben. 2009
konnten zwei ProjektleiterInnen über einige wenige Monate auf Honorarbasis
beschäftigt werden.
Personalstruktur 2009
Perspektivisch plant der Verein wie bereits 2009 ansatzweise geschehen
seinen MitarbeiterInnen Weiterbildungen und
Qualifizierungsmaßnahmen zu ermöglichen.
Ämterverhältnis
Die Diskussionen im Vorfeld der Rahmenvertragsverlängerung, die
Gespräche zum Monitoring und auch die Gespräche und Streits zum
Kulturentwicklungskonzept Soziokultur der Stadt Leipzig haben das
vertrauensvolle Verhältnis von Verein und Kulturamt untermauert und
verdichtet. Die Zusammenarbeit ist gut und insbesondere projekt- und
anlassbezogen auch sehr intensiv. Deutlich wurde allerdings auch, dass vor
allem im Rahmen der Kulturentwicklungsplanung gelasseneres und zeitintensiveres
Zusammenarbeiten von Vorteil wäre. Manche Diskussionen wurden zu zeitig in
Ergebnisse und Beschlüsse gegossen. Die dünne Personaldecke im Amt
macht sich an diesen Punkten leider bemerkbar.
Die vertrauensvolle, von Verständigung geprägte und produktive
Zusammenarbeit ist auch ein Garant für das Wirken des Conne Islands.
Insbesondere als authentischer und jugendkultureller Partner ist das Conne
Island Schnittstelle zwischen Kommune, Stadtteil und Szene.
Mit dem Hochbau- und Bauordnungsamt arbeitete der Verein u.a. bei der
Umsetzung des Sommerkinos konstruktiv zusammen. Der Kontakt zur
Veranstaltungsbehörde des Ordnungsamtes war 2009, z.B. im Rahmen der
Anmeldung von Freiluftveranstaltungen, im Vergleich zu den Jahren zuvor,
routiniert.
Mit Jugend- und Ordnungsamt arbeitete der Verein anlassbezogen, z.B. im
Silvestervorfeld, auf der Grundlage von Vermittlung, Horizonterweiterung und
kritischer Auseinandersetzung zusammen. Im Frühjahr lud der
Kriminalpräventive Rat der Stadt Leipzig das Conne Island zu einer
Vorstellung seiner sozio- und jugendkulturellen Ansätze ins Rathaus. Dabei
verwies der Verein auf die Wichtigkeit kommunaler Unterstützung
selbstverwalteter, unabhängiger und dissidenter Angebote in der Arbeit
gegen Nazi-Ideologien, auf die kritische Hinterfragung der sog.
Extremismusformel und die Anerkennung von Rassismus, Antisemitismus und
Demokratiefeindlichkeit als Probleme der Mitte der Gesellschaft
(Decker/Brähler-Studie). Dass es innerhalb demokratisch-diskursiver
Prozesse zwischen Träger und Kommune auch innerhalb eines
Fördermittelverhältnisses Kritik oder gar einen inhaltlichen Dissens
gibt, ist normal, sogar wünschenswert. Streit und Kontroverse sollten
so die Kritik des Conne Islands u.a. auch in der Auseinandersetzung mit
dem Lokalen Aktionsplan der Stadt nicht als Angriff auf das nötige
Vertrauensverhältnis begriffen werden. Die politische und kulturelle
Relevanz des Conne Islands misst sich nicht mit einem Lineal, sondern mitunter
auch an ihrem Streitwert.
Baulicher Zustand
Die Diskussion um den baulichen Zustand des Conne Island und insbesondere die
dringend notwendige Sanierung des Vorderhauses entwickelte 2009 bisweilen
dramatische Züge. Der durchaus sichtbare politische Wille, die fast ein
Jahrzehnt geplanten Umbauten mit einem Masterplan zu untermauern, die
monatelangen Begehungen durch Architekturbüro und Hochbauamt und die
Intention, die Sanierung im Rahmen der Konjunkturpaketmaßnahmen
unterzubringen, erhielten im Sommer durch die Entscheidung des Freistaats einen
herben Rückschlag. Quasi in den Startlöchern zum Umbau stehend,
versagte das Land Sachsen die benötigte Finanzierung u.a. mit der
Begründung, dass Soziokulturelle Einrichtungen nicht unter dem Begriff der
Bildung subsumierbar seien und daher auch nicht im Rahmen der
KPII-Maßnahmen förderfähig seien. Ein Kompromissvorschlag
hinsichtlich der Umtopfung der Träger erwies sich zwischen Kommune
und Land als nicht konsensfähig, so dass es schien, als würde das
Conne Island neben anderen Zentren wieder leer ausgehen. Ende
2009 war für den Projekt Verein jedoch wieder Licht am Ende des Tunnels zu
sehen Ämter, Dezernenten und Stadtrat wollen die ursprünglich
vom KPII anvisierten Mitteln über den Investhaushalt der Kommune 2010
stemmen. Im Rahmen dieser Förderung könnten 2010/11 insbesondere die
existentielle und grundlegende Vorderhaussanierung, die Erneuerung aller
Sanitäreinrichtungen sowie die dringend notwendigen baulichen
Veränderungen für Menschen mit Behinderungen umgesetzt werden.
Projekt Verein e.V. - Conne Island