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Leserbrief
Punx raus ausm Kiez?

11.11.’95

Hallo Ulle

Ich fand deinen Artikel „Punx raus aus dem Kiez?“ im Novemberheft des C.Ieh. total daneben, um das gleich mal rauszulassen. Die Überschrift trifft das Thema übrigens nicht. Denn das Wichtigste, was drinsteht, ist der - offensichtlich gezielte - Überfall auf die Auerbachstr. nach einem Eiskellerkonzert. Und das, was die Typen dabei brüllten, hieß nicht vielleicht bloß „Sieg“, sondern „SiegHeil“??
Von ‘nem Laden, der antifaschistisch ist, erwarte ich da eigentlich, daß bei ‘ner anschließenden Diskussion mit den Betroffenen aus der Auerbach diejenigen, die den Laden schmeißen, versprechen, daß sowas nicht noch mal vorkommt, und wenn sie das nicht versprechen können, solche Skinkonzerte eben absetzen.
Aber da ist ja nicht mal ein „sorry“ gekommen in dem Artikel. Da werden die von Auerbach und Zoro als stur und vorurteilsbehaftet geschildert, weil sie nicht ganz wertfrei über Konzerte disputieren können, von deren Publikum sie bedroht werden. Überhaupt geht mir der Wischiwaschistil des Artikels gegen den Strich, die Fakten sind eindeutig, und da kann man auch eindeutig drüber reden. Es kommen Nazis in den Eiskeller. Das reicht doch aus, um das mit denen zu machen, was die vom Zoro mit diesen Sandkastenpunks am 7. Oktober gemacht haben, nämlich sie rauszudreschen. Sonst geht in Connewitz irgendwann wieder dasselbe ab, wie 1990/1991, wenn irgendwelche Nazis hier erst mal ‘n festen Treffpunkt haben.
Das Argument, es seien doch durch das Conne Island viele aus „dem braunen Sumpf“ gezogen worden, halt’ ich nicht für ganz ehrlich. Letzten Endes heißt das, daß Leuten geholfen werden soll, die u.a. 1990 die Stö überfallen haben, das Backwahn zerlegt haben und wenns nach denen gegangen wäre, gäbe es heute weder die Stö noch den Eiskeller noch sonstwas hier. Und die haben sich auch jetzt nicht geändert, wenn sie meinen, die Auerbachstraße überfallen zu müssen. Tut mir leid, da komm ich nicht mit.
Gegen antirassistische und antifaschistische Skins hab’ ich nichts. Aber die, die rassistisch und faschistisch sind, haben hier nichts zu suchen. Und wenn jemand glaubt, die bekehren zu können, warum versucht er das dann nicht irgendwoanders? Vielleicht könnte man’s ja so machen, daß die Einlasser Listen mit Bildern von Leuten haben, die nicht reinsollen? Und daß die Einlasser Leute sind, die sich in der Szene soweit auskennen, daß sie die Rechten auch erkennen?
Auf jeden Fall: Wenn kein Kraut gegen Randalen gegen Connewitzer Projekte nach Eiskellerkonzerten gewachsen ist, können sie nicht mehr stattfinden. Sonst erscheint das, auch wenn Ihr es nicht wollt, als Unterstützung von Faschos. Und dann könnte es passieren, daß das Stammpublikum ausbleibt, und der Preis ist doch zu hoch, oder? Ich bin bisher immer gern zu Euch gekommen, zwar nicht oft, aber gern, und das soll auch so bleiben. Aber jetzt hab’ ich doch meine Zweifel. Zensi



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last modified: 28.3.2007