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kulturreport, 3.9k

S wie Subkultur.

Aus aktuellem Anlass (siehe das Erste in diesem Heft) erscheint hier eine gekürzte Version des Textes „Zwei Sixpack Rebellion“ aus Tomorrow #2)

Ausstellungstafel: Haare und Subkulturen, 52.0k Wie und womit jemand seine Freizeit verbringt, scheint oftmals nicht unbedingt elementar für eine radikale(1) Kritik bestehender Verhältnisse zu sein und ist es im Grunde genommen auch nicht. Allerdings gehört nicht viel dazu, um zu erkennen, dass es sich eben nicht NUR um persönliche Vorlieben von Individuen handelt, sondern dass diese meistens in einen jeweiligen subkulturellen Rahmen gebettet sind, bzw. aus diesem hervorgehen. So haben bspw. Punks Sicherheitsnadeln im Ohr und bunte Haare; Hip-Hopper zu große und tiefhängende Hosen; und Popper keine andere Verwendungsmöglichkeit für ihr erarbeitetes Geld als Haargel, teure Klamotten und synthetische Drogen. Da aber heutzutage jeder Mensch – egal welchen Alters – problemlos bunte Haare, zu große Hosen oder eine Vorliebe für synthetische Drogen haben kann, ohne Punk, Hopser oder Technoider zu sein, scheint die Auswahl im riesigen Meer der Subkulturen ja höchstens noch Geschmackssache und Frage der äußeren Erscheinung zu sein. Bestimmte Ausnahmen nehmen jedoch immer wieder für sich in Anspruch, viel „freier“, „richtiger“ oder gar noch „natürlicher“ als alle anderen zu leben. Nicht nur, dass solche Denkweisen prinzipiell eine gefährliche Abgrenzung zu Andersartigem fördern und dieses Andere meist auch diskriminieren (man kann ja versuchsweise mal die schiefen Blicke und Pöbeleien zählen, welche einem entgegnet werden, wenn man schnieke angezogen und mit Limousine ein DIY-Hardcore Konzert besucht), vielmehr beschränken sie den Menschen zudem auf so etwas wie „natürliche Grundlagen“ und setzten im äußersten Fall den prinzipiell grenzenlosen Bedürfnissen des Menschen einen schon faschistisch anmutenden Riegel vor(2).
Nun soll es hier aber nicht darum gehen eine Liste mit kritikbedürftigen Subkulturen zu erstellen oder jene zu benennen, welche am „coolsten“ sind. Viel eher soll hier versucht werden, darzustellen, wie sich Subkulturen nur aus der jetzigen kapitalistischen Gesellschaft heraus entwickeln und dass sie keineswegs über sie hinwegweisen können, sondern nur ein Teil dieser sind. Die Forderung dieses Textes ist also auch nicht, die Probleme unserer Gesellschaft an einigen Punkten etwas erträglicher zu gestalten oder mit einer Gegenkultur zu beantworten, sondern die radikale Abschaffung bestehender Verhältnisse im Zuge der Aufhebung ihrer problemverursachenden Grundkategorien und nicht durch kleine kosmetische Veränderungen. Es ist daher sicher notwendig, das Phänomen der subkulturellen Lebensweisen etwas allgemeiner und tiefgründiger aufzurollen, als nur eine Top Ten der tollsten Jugendkulturen zu erstellen.

Kultur und Subkultur

Rein wörtlich übersetzt bedeutet Subkultur nichts anderes als „Unterkultur“, eine Sparte von Kultur also. In der Realität war das Eigenverständnis von sich subkulturell verstehenden Jugendbewegungen wie Hippies, Punks, Skinheads o.ä. aber wohl eher, eine Gegenkultur zur mehrheitlich vorherrschenden darzustellen. Da sich trotzdem der Begriff der Kultur unmissverständlich als Identifikationsmoment erhalten wurde, wäre es vielleicht nützlicher die Argumentationskette noch ein Stückchen zurückzudrehen und die Frage „Was ist eigentlich Kultur?“ an den Anfang zu stellen. Auch wenn die nun folgende Antwort selbstverständlich nicht alle Facetten dieses Begriffs ausfüllen wird und dies auch nicht für sich beansprucht, so soll trotzdem versucht werden, die wichtigsten Aspekte, welche auch für das Verständnis des Phänomens der Subkulturen unerlässlich sind, zu umreißen. So steht vor allem die Frage im Mittelpunkt, warum Subkulturen für sich in Anspruch nehmen, Rückzugspunkt oder Verwirklichung von menschlicher Freiheit zu sein.
Der Ursprung des Wortes Kultur beschreibt die Bearbeitung der natürlichen Rohstoffe zu Dingen, welche für den Menschen nützlich sein sollen, z.B. der simple Ackerbau. Dieser Begriff wandelte sich jedoch schwerwiegend, was allein schon daran zu erkennen ist, dass bspw. die Arbeit am Fließband – eine heutige Form der Naturbearbeitung – wohl kaum von jemandem als kulturelle Tätigkeit beschrieben wird. Im Zuge der Trennung von körperlicher und geistiger Arbeit und zunehmend mit der Durchsetzung bürgerlicher Verhältnisse wurde die Sphäre der Kultur vor allem Synonym für Kunst, Philosophie oder andere geistige Aktivitäten. Sie war somit auch jener Teil der Gesellschaft, in dem jene Ideen, Ideale oder Utopien aufbewahrt werden konnten, denen die Verwirklichung in der Realität versagt blieb. In der Möglichkeit, als geistige Sphäre auf die alltägliche Praxis zu reflektieren, lag somit zwar schon immer die Grundlage für die Formulierung von Protest und Kritik, aber andererseits auch immer die Gefahr der Verteidigung und Bejahung bestehender Verhältnisse. Dies nicht selten deshalb, weil jene geistige Freiheit der Kultur als Entschuldigung oder Rechtfertigung für die Unterdrückung in der materiellen Realität gesehen wurde.
Die Autonomie, welche die Sphäre der Kultur auch immer für sich einforderte, war daher eine zutiefst widersprüchliche und trifft nur bedingt auf die Position von Kultur in der Gesellschaft zu. Zwar bot sie, wie schon erwähnt, die Möglichkeit, Ideen auszubrüten, welche über das jetzt Bestehende hinwegweisen könnten, doch lag in dieser autonomen Rolle auch stets die Gefahr, jene Ideen als vergeistigte abzutun und deren reale Verwirklichung unmöglich zu machen. Demnach war kulturelle Autonomie auch deshalb keine völlige, weil sie schon immer im Verhältnis zur gesellschaftlichen Realität stand. Nicht nur, weil die in ihr denkenden Menschen ja nur eigene, reale Erfahrungen verarbeiten konnten, sondern auch, weil nur eine unfreie Gesellschaft ihre Grundlage bot und sie hervorbrachte. Auch wenn die Emanzipation der Menschen in der Kultur bis jetzt nur als geistige Idee überleben konnte, so war jedoch wenigstens der Gedanke möglich, dass die Unmenschlichkeit bürgerlicher Verhältnisse nicht das Ende der Geschichte sein würde.

Kultur vom Fließband

Mit der Entwicklung des Kapitalismus zur Massengesellschaft, d.h. mit der Ausweitung eines schon immer gewalttätigen Herrschaftsverhältnisses, welches nun immer größere Menschenmassen und immer mehr Lebensbereiche völlig erfasste, veränderte sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch die Rolle der Kultur gravierend. Mit neuen Technologien wie dem Radio, dem Kino und später auch dem Fernsehen, aber auch mit Fertigungsmethoden wie dem Fließband, verschiedener Tonträger oder der Fotokopie war es nun möglich, kulturelle Güter wie Musik o.ä. einer breiten Masse zum Totschlagen der Freizeit anzubieten(3). Jene Massenfertigung kultureller Güter hatte nicht nur zur Folge, dass der einzigartige Wert eines Kunstwerks aufgrund der Menge an gefertigten Exemplaren verloren ging, sondern vor allem, dass an jenem Punkt, an dem Kunst industriell als Ware hergestellt wird, jegliche kulturelle Idee, welche über das Bestehende hinwegweisen könnte, abhanden kommt. Es war und ist nicht mehr nur der ökonomische Zwang, Geld zum Überleben zu verdienen, welcher den „freien Künstler“ dazu zwingt, seine Erzeugnisse auf dem Markt darzubieten, sondern die von vornherein restlose Übertragung ökonomischer Kriterien auf den Entwurf und die Produktion von Kulturprodukten wie Film oder Musik. Während ein sich als individuell verstehender Künstler noch die Möglichkeit hatte, seinem Kunstwerk einen individuellen Charakter und somit möglicherweise einen kritischen Gehalt zu verleihen, wird in der Kulturindustrie offen die Besonderheit der Waren durch die Planung ihrer profitablen Vermarktung ersetzt.
Da so produzierte Waren also in erster Linie dazu dienen sollen, eine profitable Produktion(4) am Leben zu erhalten, dienen die Massen nur noch als Kaufkräfte und ihre Individualität, ihre Gefühle und persönlichen Vorlieben zum Beispiel, treten hinter ihre primäre Bedeutung als Geldbesitzende zurück. Ganz logisch ergibt sich daraus aber auch, dass die Nützlichkeit bzw. Besonderheit einer Ware sozusagen nur Mittel zu dem Zweck ist, sie zu verkaufen, um mit ihr einen Profit zu erwirtschaften. Wenn nun aber die nützlichen oder ästhetischen Eigenschaften eines kulturellen Produkts hinter den Zwang, mit ihnen Geld zu vermehren, zurücktreten, ist Kultur nicht mehr fähig, die bestehenden Strukturen durch Provokation, Kritik oder Protest anzugreifen. Die Produkte der Kulturindustrie müssen sich vielmehr ihren potentiellen Käufern in die Arme werfen, ihnen das Leben versüßen oder ihnen die geregelte Abfuhr der im Alltag angestauten Aggressionen ermöglichen. An der Tatsache, dass kaum jemand heutzutage die Mühe aufbringt, sich ernsthaft mit komplexer klassischer oder moderner Musik bzw. mit bildender Kunst(5) auseinanderzusetzen, erkennt man, dass Kultur ihre aufreibende Funktion völlig eingebüßt hat und höchstens noch Mittel ist, den Menschen die gesellschaftliche Praxis zu erleichtern und die bestehenden Verhältnisse zu sichern. Es erscheint leider einfach zu mühevoll, die wenige Zeit, welche man nach der Arbeit oder der Schule zur Verfügung hat, für anstrengende kulturelle Auseinandersetzungen aufzubringen.
Durch die Angleichung der Kultur an die Interessen der Kaufkräfte, produziert sie auch scheinbar gegenläufige Prozesse davon, nämlich die Identifikation der Menschen mit den Stereotypen der Kulturindustrie. Die vorwegnehmende marktwirtschaftliche Planung der einheitlichen Massenproduktion kultureller Waren führt schließlich zu einer völligen Vereinheitlichung und Gleichheit der Produkte. Mit der restlosen Übertragung der Marktprinzipien auf das Wesen von Kultur, wird Kunst zum bloßen Amüsierbetrieb und hält die Menschen in einer ständigen Wiederholung des Alltäglichen, in einer Verlängerung der Prinzipien der Arbeit auf die der Freizeit, fest. Kultur ist nicht mehr länger Platzhalter der Möglichkeit einer anderen Gesellschaft o.ä., sondern die Verdopplung und Vereinheitlichung des schon Bestehenden. Das zahlenmäßig riesige Angebot von immer wieder gleichen Soap-Operas, Talkshows und Sit-Coms, deren Handlung aus nichts anderem als einem normalen Arbeitsalltag und dessen Folgen besteht, sei nur ein Beispiel dafür.
Die ständige Präsenz von populären Vorbildern, „Stars und Sternchen“ und erfolgreichen Persönlichkeiten in einem sich stetig wiederholenden Programm der Verwertung kultureller Güter führt schließlich zur zwanghaften Identifikation mit den unterschiedslosen Modellen von Menschen, welche in Fernsehen, Film und Magazinen dargeboten werden. Die Identität der Menschen ist keine der Besonderheit mehr, sondern die der Vereinheitlichung und Gleichheit. Aussehen, Verhalten und Sprache sind gesellschaftlich anerkannt, wenn sie möglichst perfekt dem jeweiligen Stereotyp der kulturellen Vorbilder aus Musik und Film gleichen. Dass selbst schon die Art und Weise, auf die Jugendliche flirten oder ihre ersten Dates absolvieren, beinahe völlig den Verhaltensmustern aus BRAVO o.ä. entnommen sind, ist nur ein trauriger Effekt davon. Die Freizeitbetätigungen gewinnen dadurch immer mehr Ähnlichkeit zum immer schon gewalttätigen Prozess der Arbeit, in dem die wirklich individuellen Vorlieben nur selten mit dem Takt der Produktion vereinbar sind. Der scheinbar erholsame Konsum von Kulturgütern wird dadurch ebenso zum zwanghaften Ritus der Vereinheitlichung und Unterordnung, weil die gesellschaftliche Anerkennung und die Teilhabe am kulturellen Amüsierbetrieb mit der Angleichung an deren Ideale erkauft wird.

Subkultur – warum eigentlich?

Ausstellungstafel: Haare und Religion, 61.1k

Zur Zeit der Entstehung erster Subkulturen wie der Teds, der Beat-Generation o.ä. in den 50er Jahren, war deren kultureller Rahmen schon ohne Unterschiede der der Kulturindustrie und ebenso waren Subkulturen von Anfang an darauf angewiesen, die Medien der Kulturindustrie für ihre Zwecke zu nutzen. Dabei kam es gar nicht mehr länger darauf an, ob die jeweiligen Macher und Produzenten überhaupt im Sinn hatten, Geld zu verdienen oder ob sie eine vermeintlich „alternative“ Kultur zu erschaffen versuchten. Ob „Mainstream“ oder „Underground“, ob Punk oder Popper, von je her versuchten Subkulturen, die Menschen anzusprechen und für ihre Zwecke zu werben. In diesem Versuch, als kulturelles Projekt nach außen zu treten, lag schon der Zwang, sich selbst attraktiv zu machen und den bestehenden Verhältnissen anzuschmiegen bzw. sich den potentiellen Teilhabern in die Arme zu werfen. Subkultur förderte damit sogar die Durchsetzung der Kulturindustrie, da sie neue Sparten der Identifikation neben den schon Bestehenden hervorbrachte und Rebellion zum gesellschaftlich verwertbaren Rohstoff verkümmern ließ. Denn vor allem, weil die Wurzeln der meisten Subkulturen in der Ablehnung des Bestehenden lagen und kommerzielle Prinzipien teilweise abgelehnt wurden, waren sie ein willkommenes Fressen für die etablierten Vermarktungsmechanismen. Es ist das Schicksal einer jeden Subkultur des 20. Jahrhunderts gewesen, dass jeder Versuch, etwas Neues, Unkonventionelles zu schaffen nichts anderes hervorbrachte als eine Marktlücke. Als Beispiel sei nur anzuführen, dass Punk-Klamotten auf dem Höhepunkt der Bewegung bei C&A zu haben waren und jede Ikone alternativer Bewegungen im Endeffekt nichts anderes als das Glück hatte, reich zu werden.
Die Rebellion der Subkulturen war somit noch nie eine gegen den Markt, sondern nur eine auf seinem Boden, da sie als Gegenkultur nicht das Bestehende völlig hinterfragte, sondern nur das Aufbegehren gegen Traditionen zum vermarktungskompatiblen Stoff erhob. Damit stiftet sie auch nichts anderes mehr als immergleiche Identitäten. Es ist unbedeutsam, welche Subkultur man zur Anschauung wählt, die Befriedigung welche ihre Teilhabenden empfinden, wenn sie sich bspw. auf Konzerten der tobenden und grölenden Masse unterschiedslos einordnen oder die Abgrenzungsversuche der Subkulturen untereinander im Bezug auf Aussehen oder Habitus stellen dies bestens dar. Heute ist Underground nichts weiter mehr als ein Label, welches in abwechselnden Phasen gefördert und benutzt wird, um den Kulturbetrieb abwechslungsreicher und attraktiver, und somit die Verkaufszahlen größer zu gestalten.

Subkultur – warum eigentlich nicht?

Auch wenn oft das rebellierende Moment von Subkultur gelobt wird, da es immer noch in seltenen Fällen Anstoß geben kann, sich Gedanken über die Probleme der Gesellschaft zu machen, nützt jene Rebellion rein gar nichts, wenn sie sich als blinde Gegenkultur äußert. Dies führte bis jetzt zu nichts anderem, als dass die eh schon vorhandenen Strukturen unbewusst kopiert wurden und nur die Ausschmückung, beziehungsweise konkrete Ausformungen verändert wurden, indem man versuchte, etablierte Verhaltensregeln, die äußere Erscheinung oder den Musikgeschmack anders zu füllen. Wenn dazu noch die Unwissenheit über diese Verdopplung bestehender Verhältnisse und die Einbildung einer Autonomie von etablierten Strukturen in eine moralische und menschliche Überlegenheit umgemünzt wird, kann das Moment der Abgrenzung in Subkulturen mehr als nur gefährlich werden, da automatisch alle Anderen zu Feinden bzw. zu Verteidigern jener Seite gemacht werden, von der man sich befreit zu haben glaubte.
Subkultur war schon immer Teil der Kulturindustrie und wird es auch immer bleiben. An dem Punkt, an dem eine Subkultur mit der Ablehnung des Bestehenden ernst machen würde, wäre sie keine Subkultur mehr. Sie müsste prinzipiell abgeschottet von jeglicher Öffentlichkeit darauf hoffen, bloß nicht vereinnahmt zu werden und mit dem Rücken zur Realität auf spärliche Aufmerksamkeit und auf ihre eigene Aufhebung im Zuge der Abschaffung kapitalistischer Verhältnisse hoffen. Doch was kann das nun für praktische und theoretische Schlussfolgerungen nach sich ziehen?
Neben dem schon erwähnten, möglicherweise noch vorkommenden Impuls zur kritischen Auseinandersetzung mit bestehenden Verhältnissen kann die eigentlich nichts anderes heißen als, dass Subkulturen kaum einen Unterschied zum Mainstream machen, wenn nicht sogar völlig ein Teil dessen sind. Somit sind sie zwar nicht besser als der ganze Rest, aber eben auch nicht schlechter. Die Kritik der Subkulturen sollte daher auch nicht das Ablehnen von Amüsement nach sich ziehen, da dies noch die wenigen Möglichkeiten für Spaß im Bestehenden vernichten würde. Subkulturen sind Möglichkeit Party zu machen, Musik zu hören, die einem gefällt, Klamotten anzuziehen, die stylisch aussehen und mit Freunden bzw. Gleichgesinnten Spaß zu haben. Mehr aber auch nicht.
Der Versuch, trotz alledem die Medien der Kulturindustrie als Sprachrohr zu nutzen, ist daher auch nicht von vornherein schlecht. Allerdings sollten solche kulturellen Versuche, Kritik zu vermitteln, von vornherein ihr eigenes Scheitern als Ausgangspunkt sehen und dieses thematisieren.

In diesem Sinne:
Try out!
Fail!
Try again!
Fail better!...

Tomorrow

Fußnoten

(1) nicht zu verwechseln mit militant (gewalttätig)

(2) Damit soll gemeint sein, dass es zahlreiche Subkulturen gibt, welche der jetzigen Gesellschaft Konzepte des Zusammenlebens gegenüberstellen, deren geistige Grundlage eine wie auch immer ausgelegte „Einheit von Mensch und Natur“ oder auch ein „natürliches und ursprüngliches Zusammenleben“ sein soll. Sie begreifen den Menschen also nicht primär als gesellschaftlich geprägtes und somit samt Gesellschaft veränderbares Wesen, sondern schreiben ihm bestimmte Eigenschaften oder Bedürfnisse zu, welche er wohl „von Natur aus“ habe. Problematisch ist dies vor allem, weil gemeinsam mit diesem festgefahrenen Bild vom Ideal eines menschlichen Zusammenlebens oft zahlreiche Verbote und Verhaltensregeln hinsichtlich der kulturellen Betätigungen, Ernährung oder der Sexualität propagiert werden. Nähere, äußerst wichtige und sehr zu empfehlende Erläuterungen zu solchen Tendenzen in der veganen oder Straight-Edge-Szene im Text „The kids will have their Jihad?!“ im CEE IEH #113. Dies soll nur als Beispiel dienen, SX-HC soll hier nicht als Buhmann herhalten.

(3) Nicht unterschätzt werden soll hier aber auch das Potential, welches derartige Technologien nicht nur in einer freien Gesellschaft zur Lustmaximierung mit sich bringen, sondern auch, dass sie im Kapitalismus bspw. einen besseren Zugang zu Informationen bzw. deren bessere Verbreitung ermöglichen

(4) Zur etwas näheren Erläuterung der kapitalistischen Produktionsweise sei der Text „Gesellschaftskritik – was ist das eigentlich?“ in CEE IEH #114 und weiterführend „Das Kapital“ Band 1-3 von Karl Marx empfohlen

(5) Nicht zu vergessen ist hier, dass natürlich auch Kultur, welche ihrem Anspruch nach nicht in die Kriterien der Kulturindustrie zu passen schien oder mehrere hundert Jahre alte Kunstwerke auch nachträglich gut zu vermarkten waren und in den kapitalistischen Normalbetrieb integriert worden sind. Beispielsweise CD-Sammlungen mit barocker Musik oder Kalender mit surrealistischen Bildern.

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last modified: 25.11.2008