Space is the place
Kode9, the Spaceape und Scuba landen im Sub.Island
Dubstep ist ein Virus. Entstanden aus dem Hardcore Continuum, den immer neuen
Mutationen der jamaikanischen Basskultur, verbreitet sich dieser Virus in der
Welt. Findet ständig andere Formen, verbindet sich neu, ufert aus und
lässt sich nicht kontrollieren. Behauptet Steve Goodman, Doktor der
Philosophie, der besser bekannt als Kode9 einen wesentlichen Teil zur
Verbreitung dieses heißen Virus zu verantworten hat.
Kode9 war ursprünglich besessen vom Jungle. Ende der 90er Jahre
jedoch begann er sich zu langweilen, Drum`n`Bass hatte seinen Status Quo
erreicht. Die Zukunft des Hardcore-Continuums fand er stattdessen in der
dunkleren Seite des 2Step Garage. In London veranstaltete er eine der ersten
Partyreihen mit dem neuen Sound, der später als Dubstep etikettiert
werden würde, und war als Betreuer verschiedener Webseiten ein früher
Networker des noch jungen Genres. Besonders die Seite Hyperdub.com,
deren sehr empfehlenswertes Archiv sich heute unter www.riddim.de
findet, erforschte zwischen 2001 und 2004 das damals von den restlichen Medien
so schändlich ignorierte Brodeln im Untergrund.
2004 war es dann endlich so weit: Kode9 gründete sein eigenes
Plattenlabel Hyperdub, das heute eines der wichtigsten der Dubstep-Szene
überhaupt ist. Dabei entwinden sich die Veröffentlichungen des Labels
stets den festen Beschreibungen, was Dubstep denn sein soll. Hyperdub begibt
sich immer wieder in unbekannte Territorien und reist Grenzen ein, sei es gen
Ragga, Techno-Dub, 8Bit oder Roots-Reggae, und natürlich nicht zuletzt mit
den traumhaft schönen Platten des anonymen 2Step-Futuristen Burial.
Kode9 interessiert sich eben nicht für eine spezielle Musikszene, sondern
dafür, wie der Sound sich entwickelt und in verschiedene Genres mutiert.
Auch als DJ, Produzent und Remixer sucht Kode9 Antworten auf die Frage: wie
weit kann man gehen? Space`n`Bass sind das Fundament seiner Tracks, mit viel
Platz für funky Rhythmen und flirrende Schwingungen. Vor dissonanten
Harmonien hat sich Kode9 noch nie gescheut und bleibt dabei doch jederzeit
hypnotisch. Aber es geht ihm auch um einen Ausdruck des Unbehagens unserer
Zeit. Dieses Gefühl der nervösen Unruhe, angesichts der Kollision von
Zukunft und Gegenwart, wie er es selbst nennt, lässt sich vor allem auf
seinem Album Memories of the Future aus dem Jahre 2006 nachempfinden.
Kongenialer Partner ist ihm dabei Spaceape. Eher ein Lyriker des Dub als
prahlender MC, kreiert er mit seinem meditativen Flow eine ganz eigene
dystopische Welt. Oder wie Kode9 in einem Interview sagt: For us it`s
more about transforming your environment than reflecting it bringing out
that which is alien in your environment.
Noch einer, der seine Umwelt lieber selbst verändert, ist Scuba.
Der DJ, Produzent und Mitbegründer des Labels Hotflush Recordings
ist nicht nur schon fast genauso lange aktiv wie Kode9, sondern auch ein
ebensolcher Vorkämpfer von klanglicher Vielfalt. Mit einer gesunden
Distanz zum Szene-Hype versucht Scuba, verschiedene musikalische Stile
zusammenzubringen. Anfangs wurden Hotflush Recordings vor allem für ihre
mitreißenden Breakstep-Veröffentlichungen geliebt, doch wie
groß mittlerweile die Bandbreite des Labels ist, bewies erst vor kurzem
die Compilation Space & Time.
Unterstützt von den lokalen DJs OneTake, Fujikoma und Porpoise
wird dieser fette Dreierpack also am 12. Januar das Conne Island rocken und
so den Subbass-Virus hoffentlich noch tiefer in Leipzig einpflanzen. Lasst Euch
infizieren!
Anja Porpoise
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