MUFF POTTER sind rastlose Geister zwischen Punk- und Indierock,
doch die Wut ist ihnen treu geblieben: Das neue, sechste Album klingt
angriffslustig und frisch. Dummheit, Plumpheit und Banalität genug
Reibungsfläche für Musik und Texte, genug Grund, sich aus dem
bleiernen Gefühl von Sinnlosigkeit zu erheben. So hat Steady
Fremdkörper einen Elan, den das angegraute Feuilleton gern mit
jugendlichem Sturm und Drang gleichsetzt. Nun sind Muff Potter aber keine
Teenager mehr, die unüberlegt dem Hormonstau nachgeben. Und sie zeigen:
Zorn muss auf Deutsch weder peinlich noch selbstgerecht wirken. Das neue Album
schafft es, Wut zu transportieren, Verzweiflung zu vertonen und Befremden zu
artikulieren, ohne dabei in gefühlsduselige Romantik oder
Berufsjugendlichkeit zu verfallen. Und die dabei jegliches Gejammer ausspart.
Muff Potter haben den Anspruch, ihre Musik mit einem Furor zu unterlegen, der
nicht rein emotional, sondern auch reflektiert ist und der sich in
positive Energie umwandeln lässt. In etwas, das einen beim Hören nach
vorne bringt. Gitarren spielen die Hauptrolle bei dieser Musik, die, wenn sie
ein Filmpaar wäre, kurz vor dem perfekten Kuss im Sonnenuntergang von
einem eiskalten Graupelschauer überschüttet würde: Popsongs aus
dem Reißwolf. Anekdoten aus dem Altpapier. Auch diesmal stellt die Band
nicht nur den Rest der Welt, sondern auch sich selbst in Frage: die
Herangehensweise, die Musik, die eigene Umgebung. Steady Fremdkörper eben.
Um der ständig drohenden Verbitterung Einhalt zu gebieten sind Muff Potter
immer auf der Suche nach dem einen Moment, der die Kraft hat, die Tristesse des
Alltags zu kompensieren. Der Kampfgeist vor dem zu absolvierenden Idiotentest,
die unermüdliche Energie des Spargeltarzans im Fitnesscenter, der
erfolgreiche Kampf gegen die eigene Schreibblockade, der aufrichtige Glaube an
den/die Ex-FreundIn Inspiration lauert überall. Das große
Ganze ist in diesen kleinen Geschichten stets allgegenwärtig.
Persönlich, politisch, und alles dazwischen. Weil Reinfressen keine Option
ist.
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Der special guest GHOST OF TOM JOAD spielt Indie-Rock: Nicht neo,
nicht post, sondern genau jetzt.
Die ersten Akkorde, die ersten Songs und sofort dieses Gefühl, dass alles
gut wird. Assoziationen schwirren durch den Raum, der Blues lauert in jeder
Ecke, die Wut läuft gegen die Wand und in diesen Momenten sind
Schlagzeug, Gitarre und Bass mehr als die Summe der einzelnen Teile und
der Motor läuft. Im Frühjahr 2007, ein reichliches Jahr nach der
Bandgründung, begeben sich Ghost Of Tom Joad in die Principal Studios, um
ihr Debüt-Album einzuspielen. Produziert wird No sleep until
Ostkreuz von Dennis Scheider (muff potter.) Kein großes
Soundgetüftel Minimalismus ist das Wort. Klingt irgendwie britisch,
klingt irgendwie nach den frühen Dischord und auch Düsseldorf oder
Berlin in den 80ern nur mit mehr Soul. Energetischer Indie-Rock zum
Tanzen und Mitsingen auch Tage später.
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