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If I can`t dance |
Bisher galt die Benefizdisco im Conne Island als eine Party, bei der sich entspannt feiern lässt, sofern dumme und sexistische Anmachsprüche, Mackertum und andere Eigenheiten modern-aggressiver Popkultur nicht zu den eigenen Vorstellung eines angenehmen Abends gehören. Natürlich wäre es illusorisch zu glauben, dass die Veranstaltungen im Conne Island, gerade mit zunehmender Popularität, dem so genannten Szenepublikum vorbehalten blieben. Dies kann und soll auch nicht das Ziel eines soziokulturellen Zentrums mit kultur- und jugendpolitischen Prämissen (Jahresbericht 2006 des Projekt Verein e.V., siehe CEE IEH #145) sein. Die Vorfälle bei der Benefizdisco am 01. September 2007 lagen jedoch jenseits der ökonomischen Zwänge (ebd.) mit denen das Conne Island zu kämpfen hat. Sexistische Ausfälle und eine aggressive Stimmung steigerten sich an diesem Abend schließlich zu einer regelrechten Massenschlägerei mit mehreren Verletzten. Offensichtlich waren Teile des Publikums mit einer ausgeprägten Gangmentalität ausgestattet und der hemmungslosen Anwendung von Gewalt nicht abgeneigt. Offenkundig war auch die gänzliche Unkenntnis antisexistischer Mindeststandards bei einigen BesucherInnen (ja, hier muss gegendert werden). Dementsprechend fielen Äußerungen wie: Wenn die Frau mich anspuckt, ist es `ne Fotze, dann kann ich doch auch Fotze sagen. Gelang es den BetreiberInnen des Conne Island in Sachen Antiamerikanismus und Antizionismus glücklicherweise eindeutig Position zu beziehen und diese im Kulturbetrieb auch weitgehend durchzusetzen, so scheitert die Umsetzung eines angemessenen Umgangs mit sexistischen und aggressiven Verhaltensweisen zumindest bei den regelmäßig stattfindenden Benefizdiscos kläglich. Denn vom antisexistischen Konsens des Ladens ist bei diesen Veranstaltungen leider nur wenig zu merken, weshalb Sexisten und Schlägerprolls sich hier inzwischen offensichtlich auch recht wohl fühlen. Um dem entgegenzuwirken, könnte man beispielsweise Schilder aufhängen, die potentielle Opfer von Sexismus oder Mackerverhalten darauf hinweisen, dass sie sich an der Bar beschweren können und dort auch tatsächlich Hilfe erhalten. Wie auch zu anderen Themen könnten Stellungsnahmen ausliegen, die die Position des Conne Islands deutlich machen. Vielleicht müsste auch schon auf den Ankündigungsflyern klar gemacht werden, dass es sich bei den Benefizdisse nicht um irgendeine Großraumdisko handelt, in der solche Praktiken toleriert werden mögen. Dabei ist der Umgang mit den entsprechenden Personen durchaus konsequent. Aber eben jenem beratungsresistenten Publikum sind gewisse zwischenmenschliche Basics nur schwer beizubringen. Und da es zweifelhaft ist, ob eine Party der richtige Ort für eine Umerziehung ist und man ja eigentlich auch eher zum Feiern kommt als zu Aufklärungszwecken, stellt sich die Frage, wie es möglich ist, manche unliebsamen Personen schon VOR der Party vom Kommen abzubringen, um so ekelhafte Szenen, wie sie bei der letzten Disco zu sehen waren, möglichst nicht zur Gewohnheit werden zu lassen. Im Gegensatz zu den kulturellen Veranstaltungen des Ladens stehen Diskussionsveranstaltungen o.Ä. zum Thema Sexismus eben leider nicht in jedem Veranstaltungsplan, obwohl eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema angesichts der derzeitigen Entwicklung unbedingt wünschenswert wäre. Mit einem anderen Sicherheitskonzept ist das Ganze auf jeden Fall nicht erledigt. Angesichts sich häufender ähnlicher Vorfälle und der untragbaren Situation gilt es für das BetreiberInnenkollektiv Konsequenzen zu ziehen, denn mit der bisher gefahrenen Rausschmisspolitik ist den Problemen anscheinend nicht mehr beizukommen. Radio Island |