Mittlerweile ist die New Yorker-Schule schon fast traditionell zu Gast im Conne
Island. Und auch wenn noch lange nicht alle Künstler im Island
aufgeschlagen sind, kann man durchaus als regelmäßiger Gast von sich
behaupten, die Schwergewichter der Eastcoast live gesehen zu haben. Mit zu den
besten Abenden zählt dabei sicherlich das De La Soul-Konzert im Mai
2005, was entgegen einiger Stimmen nun doch schon fast zweieinhalb Jahre her
ist. Um so erfreulicher, dass sich die drei sympathischen Jungs nochmal die
Ehre geben werden.
Im folgenden könnte man durchaus eine Aufzählung sämtlicher
Werke ihrer über 15-jährigen Karriere, deren Erfolge und den Einfluss
auf die Entwicklung von HipHop bzw. Rap werfen. Man käme dabei auch nicht
an einigen Schwächen vorbei, nur sei den Bio- und Discographikern dieser
Welt mit dem Artikel in der Mai-Ausgabe 2005 des CEE IEH geholfen. Vielmehr
geht es mir am Beispiel von De La Soul um die Unkompliziertheit von HipHop,
dessen Außendarstellung in den aktuellen Medien sehr unter Klischees und
Images leidet.
Klar beginnt irgendwo alles, wie bei so vielen Künstlern aus den
Vereinigten Staaten, in etwas ärmlichen Verhältnissen. Der Begriff
Ghetto ist dabei weniger dramatisierend als tatsächlich treffend
gewählt und hat so in seiner Bedeutung durchaus seine Rechtfertigung.
Trotzdem ist völlig klar, dass die Zustände vor der endgültigen
Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung in Amerika wesentlich
verschärfter waren und vielleicht noch sind, als die heutige Diskussion in
Deutschland über die Integration oder den sozialen Verfall (was für
mich in keinem direkten Zusammenhang steht) überhaupt als Grund nimmt.
Das soll nun nicht in eine Politdiskussion ausarten, die Lösungen für
aktuell tatsächlich existierende Probleme findet, aber es missfällt
mir, dass das Grundelement jedes aktuellen, vorwiegend deutschen Releases diese
Ghettoromatik glorifiziert und über diesen Background die
Kriminalität als einzigen (?) Ausweg legitimiert. Spax hat das
völlig richtig beschrieben, indem er meinte, dass man sich früher
für HipHop sein rechtfertigen und heute entschuldigen muss,
zumindest gefühlt.
Amerikanische Künstler sind in den meisten Fällen auch nicht frei
davon, haben allerdings in allem immer eine gewisse Glaubhaftigkeit, an denen
es deutschen Künstlern oft einfach mangelt. Und dass selbst ein solcher
Background über den American Dream auch ohne angepasste Images zum
Erfolg führen kann, beweist sich eben an De La Soul.
Es ist auch nur logisch, wenn bei dem Wort HipHop, in welchem Kontext
auch immer, sich ein Außenstehender sofort mit 5er BMW, Tattoos,
Bushido und AGGRO konforntiert sieht. Schön ist das dann
trotzdem nicht, zumal es heute in der Single-Kultur auch nicht mehr relevant
ist, woher die Musik eigentlich kam, sondern ob es sich verkauft.
Ecko-Klamotten gibt`s heute auch auf Technoparties, genauso wie die
jetzige Bravo-Generation kaum noch was mit den Anfängen oder der
Goldenen Zeit anfangen kann. De La Soul haben somit eigentlich einen
schweren Stand, gäbe es da nicht das quasi gallische Dorf, das sich
wehement gegen diesen römischen Klimm-Bimm-Ausverkauf wehrt und auch
diesen Abend wieder zu einem Erlebnis macht. Geeignet für Freunde von
Common, Talib Kweli, ATCQ, Alicia Keys und alle, die mal sehen wollen,
was HipHop bzw. Rap wirklich ist.
Scientist
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