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Contriva ist eine der wenigen Berliner Bands, die es auf ihre Art nie nötig
hatten, dick aufzutragen. Nachdem es nach ihrem zweiten Longplayer If
you had stayed immerhin über drei Jahre lang relativ ruhig um das
Berliner Quartett wurde, gibt es mit Separate Chambers ein neues
Album und natürlich eine Tour. Für Contriva hat sich in den letzten
Jahren eigentlich wenig verändert. Lediglich das Label ist ein anderes.
Nachdem der Vorgänger als Vinyl bei Lok und als CD bei Monika
Enterprise erschienen war, ist nun bei beiden Formaten ein dezentes Morr
Music-Logo auf der unteren Ecke des Covers zu entdecken. Der Wechsel zu
Morr Music ist ja auch nahe liegend. Die Band ist diesmal einfach einige
Schritte weiter gegangen. Separate Chambers ist dabei einen Tick
verspielter und auch weniger melancholisch als der Vorgänger. Die
Masha-Qrella-Fans unter den Contriva-Anhängern werden sich auch
freuen, dass die Berlinerin, wie auch auf der ersten LP Tell me
when, gelegentlich singt. So richtig war die Musik der Vier ja nie von der
Bildfläche verschwunden. Ich hab jedenfalls die ersten zwei Alben eh immer
wieder gern auf den heimischen Plattenspieler gelegt und dann gibt es ja auch
noch einige Bands, an denen die Contrivas beteiligt sind. Gerade Masha Qrella
ist in den letzten Jahren solo und mit auch NMFarner alles andere als
faul gewesen. Max Punktezahl hat mit Jersey und Saroos
auch ganz nebenbei auch noch zwei Bands, deren Musik sich ebenfalls kaum in
Worte fassen lässt. Musik: Unfassbar schrieb da zuletzt Thaddeus
Hermann auch treffend in der De:Bug über Saroos. Die Weilheimer
Supergroup The Notwist, bei der Max auch live dabei ist, darf ebenfalls
nicht vergessen werden.
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Interview mit Max Punktezahl (Contriva)Micha: Die letzten drei, vier Jahre brachten so einige weitere Projekte mit sich. Neben der neuen Contriva-LP ist fast zur gleichen Zeit auch das Debüt von Saroos erschienen. Wie ist es für Dich, nun wieder mit Contriva unterwegs zu sein?Max: Contriva ist sehr, sehr wichtig für mich. Ich bin ehrlich gesagt wirklich froh, dass wir es wieder geschafft haben ein Album zu machen, wieder auf Tour gehen zu können und auch noch so viel Zuspruch zu bekommen. Es scheint eine Menge Leute zu geben, die lange darauf gewartet haben. Ich denke, es geht auch okay, dass drei Jahre seit der letzten LP vergangen sind, dass es nicht wie ein Revival oder eine Reunion wirkt. Bei den anderen Bands gibt es für mich eigentlich nur Jersey, die für mich persönlich mittlerweile einen ähnlichen Stellenwert hat. Bei The Notwist und Saroos sehe ich mich eher als Live-Musiker. Das neue Album klingt auf jeden Fall typisch für Euch. Gibt es da nicht die Gefahr, sich gegebenenfalls zu wiederholen oder stehen zu bleiben? Was ist für Dich spannend an Contriva? Max: Es ist definitiv die Musik. Wer die Musik sich nicht so genau anhört, könnte vielleicht sagen: Klingt halt typisch nach Contriva. Aus unserer Sicht haben wir aber einige Schritte gemacht, die man nicht unbedingt beim ersten Hören entdeckt. Es gibt deutlich mehr Percussion-Elemente. Zuvor war alles sehr stringent und minimalistisch: Hi-Hat-, Snare-, Bassdrum. Auch die Struktur der Songs hat sich geändert. Wir sind ein Stück weg vom Gedanken des instrumentalen Songwritings gegangen, ohne dabei in Richtung Post-Rock zu gehen. Wir haben auch mehr Stücke gemacht, an denen wir alle gemeinsam geschrieben haben. Ich finde es einfach aufregend, instrumentale Musik zu machen und weiter zu entwickeln. In der Info und auch fast allen Artikeln, wurde explizit betont, dass alle, sei es nun Band oder Plattenfirma, froh sind, dass endlich wieder eine Platte fertig ist. Dabei könnte man geneigt sein durchzuhören, dass ihr zwischendurch gegebenenfalls eine schwere Phase als Band durchmachen musstet. Max: Zum Glück nicht, die Probleme sind eher logistisch und finanziell, da Hannes nicht mehr in Berlin ist. Es gibt, wenn überhaupt, ein finanzielles Problem. Wir verdienen mit der Band nicht wirklich Geld. Wir machen es einfach für die Leute, die es toll finden und natürlich weil wir weiter machen wollen. Wir müssen halt jeder sehen, was wir mit unserem Leben machen und wir es zusammen bekommen. Es wird eben auch nicht einfacher, wenn man älter wird. Ihr kennt Euch ja quasi seit Schulzeiten. Wie würdest Du Eure Zusammenarbeit beschreiben? Vielleicht kannst Du ja auch kurz sagen, was die anderen ausmacht. Max: Oh, da ich selber Mitglied bin, schwer zu sagen. Ich denke wir ergänzen uns einfach gut. Bei der aktuellen Platte ist es ja auch so, dass es sich eigentlich von Song zu Song ändert, wer was spielt oder beigesteuert hat. Im Gegensatz zu meinen anderen Bands ist es bei Contriva mittlerweile so, dass wir über bestimmte musikalische Entscheidungen gar nicht mehr diskutieren müssen. Wenn mir zum Beispiel etwas nicht gefällt, sag ich es kurz und ohne es groß zu beschreiben zu müssen, wissen die anderen sofort, was gemeint ist. Die Schnittmenge von uns ist eben ganz typisch Contriva. Viel muss man an dieser Stelle eigentlich nicht mehr sagen. Mit Separate Chambers haben sich Contriva musikalisch weiter entwickelt, ohne sich untreu zu werden oder zu verbiegen, nur um vielleicht ein paar CDs mehr zu verkaufen. Auf der Bühne wirkt das Quartett auch 2007 anfangs immer noch ein bisschen zurückhaltend. Die ganze Aufregung ist dann meist schnell vergessen und beim Zuschauen merkt man einfach, dass die Vier unheimlich viel Spaß haben, wenn sie zusammen spielen. Also, nicht verpassen! Micha |