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Die Frage steht, inwieweit wir unsere Hoffnungen auf eine Music Of Resistance an diese drei Menschen von ATR knüpfen dürfen. Oder müssen.
Will man Techno im Pop-Sinn verstehen, wäre zu erkennen, daß der Pop-Begriff im Techno verändert, aber nicht gesprengt wurde. Die Wahrnehmung/Rezeption erfolgt en bloc. Umfaßt also Label und Projekte genauso wie den Künstler selbst. Der Hero war also noch nie so sehr Marke, wie im Techno. Das Jahr, als man mit Punk brach, um auf das MTV-Zeitalter reagieren zu können b.z.w. die passierten Reaktionen zu kanalisieren, kennt Herr Alec Empire, Kopf von ATR, wohl kaum. Ich eigentlich chronologisch auch nicht. Dennoch gilt es zu verstehen, was es bedeutet, wenn der Rock`nīRoll zwischen den Generationen Frieden schließt. Wenn also Neil Young, als zeitverständig, sich mit Pearl Jam überwirft, und zwischen Hippies und Post-Punkern endgültig Frieden herrscht. (Wobei man an anderer Stelle mal darüber nachdenken sollte, ob das nicht die eigentliche Bestimmung des Grunge war, und so Curt Cobains Tod noch rationaler wird, als er ohnehin ist.) Ist Alec Empire nun ein Generationsrebell und Rotzlöffel, der logischerweise allen Alt-Punkern wie Moses (vom ZAP) oder MAD (, die Hardcore-Booking-Agentur, über die ATR erstaunlicherweise zu buchen sind,) imponiert, weil er ihre eigene Eingeschliffenheit künstlerisch zwar durchbricht, aber trotzdem ihre Attitüde besitzt? Ja, er ist es- bedingt. ATR schlagen, was Härte angeht, in dieselbe Kerbe. Vermeintlich. Im Gegensatz zu den Punks zeichnet ATR aber ein Backatalog an Meriten im Techno aus, der sich zwar im Punkte der Unerfahrenheit in der Rezeption "schwarzer" Musik mit den Punk-Gewohnheiten trifft, jedoch durch seine Veröffentlichungen beim Force Inc.-Label auf eine ursprüngliche Abgrenzung vom Punk trifft. Wo also lassen sich die Maßstäbe einer kulturell-politischen Einschätzung ansetzen, wenn man Alec zugute hält, das leidige Thema Hardtrance umschifft zu haben, aus Unkenntnis vormals in einen Major-Deal (in England!) gerutscht zu sein, aus Unbehagen sich wieder `rausgeboxt hat, um unter lautem Schreien, wie Scheiße doch Majors seien, gleich neue Verhandlungen zu führen, um am Ende doch beim Sub eines Majors zu landen? Nun, Voraussetzung muß dabei sein, ihn nicht über Punk verstehen zu wollen. Tut man das, ist Stagnation zu konstatieren, die freudig zur Kenntnis nimmt, daß hier eine "neue Generation" das begonnene Werk fortsetzt, das man selbst nicht vollenden konnte, weil Punk nicht zu vollenden war, weil er seine Instrumente verstehen lernte zu spielen, wie ATR es lernen werden, wenn sie das vom Techno zwar ursprünglich zweckentfremdete, aber schon längst verselbstständigte Equipment beherrschen und neue musikalische Schubladen aufziehen, um sich frei Schnauze zu bedienen. Nur passiert das dann nicht mehr unbedarft. Und das weiterentwickelte Produkt aus einem Spruch wie: "Wir werden diesen Song solange spielen, wie es noch einen scheiß Nazi unter uns gibt", wird dann sein: "Wir spielen diesen Song immer noch, weil es noch immer scheiß Nazis unter uns gibt." Aber dann sind sie schon lange Lebenslügner, weil sie noch nicht einmal den Respekt beziehen, der ihnen erlaubt, sich unter dem "Uns" zu subsumieren. Punks are dead. Ralf |