Es ist paradoxerweise gar nicht so einfach eine der besten Metal-Bands dieser Zeit im CEE-IEH zu
featuren und das hat natürlich Gründe. Wer diesen nachspüren möchte, der schlage
monatlich den Rock-Hard auf und siehe da, wozu früher noch mehrere Stunden Intensivbanging
nötig waren, genügt heute schon die Kurzdurchsicht der Götzschen und Buffoschen
Schweinescheiße (A.O.K. sangen nicht zu Unrecht „Buffo du hast Fett im Haar“), besonders
bei Konzentration auf Diskussionsthemen und Leserbriefen stellen sie sich ein: Aus tiefster
Abscheu entstandene Kopfschmerzen. Was also anfangen mit den musikalischen Vertretern einer
Szene, deren puplizistisches Flaggschiff sich gesammelte Peinlichkeiten 6,50 DM kosten läßt
und immer wieder versucht, auch noch die wenigen musikalischen Ausnahmeerscheinungen
auf Klischees und billige Symbolik (Satanskreuz in der Studiobar, Bierkonsum und heavyness) zu
reduzieren?
Ganz einfach - sich diese Ausnahmen herausgreifen, in der festen Überzeugung, daß
mit ihnen ein bißchen von der Faszination, die metal-lastige Musik nun einmal erzeugen kann,
gerettet wird. Ein Beispiel dafür ist - zumindest meines Erachtens nach - My Dying Bride.
Die britische Band widersprach bereits mit ihrer 91’er Debut-EP „Symphonaire infernus et Spera
Empirium“ und dem folgenden Longplayer „As The Flower Withers“ den gängigen Death-Zusammenhängen
und galt mit (oder nach) Paradise Lost als exponiertester Vertreter des noch relativ
unbeachteten (im Vergleich zum heutigen Rummel um P. L. und M.D.B.) Gothic-Metal. Mit der
93’er „Turn Loose The Swan“ waren sie, sicherlich auch aus Gründen des sinkenden Death Metal-Kahns
überall der große Geheimtip und wer von den Metal-Fans nicht vollständig
dem Crossover-Rattenfänger zum Opfer viel, ließ sich von der Doom-Gothic-Emotionalität
der Briten bezaubern. Und wem damals beim Hören auch nur eine einzige Hautpore
um ein Milligrad kälter wurde, der/die hüte sich vor
„The Angel and The Dark River“ (aktuelle Veröffentlichung) oder wandere tiefgefroren ins Weihnachtsangebot der Fleicherei „Haeder“.Die musikalische Sentimentalität, welche mit Hilfe von Streichern, Doomparts,
„melodic-guitar-lines“ und einer Stimme, die irgendwie an ohne Betäubung ausgeführte Herzoperationen
erinnert und neben den gesungenen Worten auch noch ständig „Weltschmerz, Weltschmerz...“
zu säuseln scheint, entspricht auch der textlichen Message. Nun ist gewiß
ein Lächeln gerechtfertigt, welches Kerzenscheinromantik, Rotwein und mittelgescheitelter
Long Hair-Mentalität gilt, bevor sie hinterfragt wird. Fakt ist, M.D.B. lassen dich an
deinem Schmunzeln ersticken oder in Krämpfe ausbrechen, d.h. entweder du kotzt mit über
diese Welt und begibst dich wenigstens für ein paar Stunden zu „T.a.T.D.R.“ oder du gehst
ins Kino, hätte dir ja eh nicht gefallen. ulle |