Ty (Big Dada, Ninja Tune London)
Ulmer & Philly (SoSoul/ChampionSound)
Als Ty zu Beginn des Jahres 2001 sein Debüt-Album
Awkward auf dem Ninja-Tune Hip Hop Ableger Big
Dada präsentierte, war man ob eines solch grandiosen Erstlings eines
Newcomers überrascht, zeigte er doch die volle Bandbreite von
persönlichen Stories bis hin zu Texten in klassischer Hip Hop-Tradition.
Dazu eine außergewöhnlich musikalische Produktion abseits vom
gängigen Beat-Einmaleins.
Dabei trügt der Schein, bereits 1995 gab er seinen Einstand in Form eines
Beitrags zu IG Cultures (New Sector Movement) One Drop Inter
Outer-Reihe. Wie man es oft in der englischen Szene erlebt, zerfliessen
die Genre-Grenzen fast selbstverständlich, so dass es auch im Falle von Ty
zur Zusammenarbeit mit Produzenten wie Rae & Christian oder Unsung Heroes
genauso wie zu gemeinsamen Auftritten mit High Contrast oder London Electricity
kam. Er fertigte Tracks mit Damon Albarn (Blur) als auch mit dem Drummer von
Fela Kuti (Begründer des Afro-Beats) an.
Nachdem er Acts wie Jeru the Damaja, Talib Kweli oder De la Soul auf ihren
Europa-Tourneen supportete, erhielt er von Maceo Parker (De la Soul) das
Angebot, zusammen mit seinem Partner Shortee Blitz (UK No. 1 Hip Hop DJ) auf
dessen Label Bear Mountains zu veröffentlichen. Das war 1997.
Seitdem hostet Ty regelmäßig die Lyrical Lounge, einen
Freestyle-Abend in Anlehnung an die noch berühmtere Lyristic
Lounge in New York. Im Jazz Café in London, einer der
ersten Adressen für Black Music in der Metropole, genannt sei nur mal das
legendäre Album DAngelo Live at the Jazz Cafe London,
haben hier die heißesten Talente die Chance, im fairen Wettstreit
aufeinander aufmerksam zu machen. Mit Awkward bestritt er einen Weg
der Seelenreinigung, der Karthasis, indem er seine Vergangenheit Revue
passieren lässt, er, der Nobody, Sohn nigerianischer Einwanderer.
Hercules bringt es dabei am deutlichsten auf den Punkt.
You used to treat me like dirt and hurt my inners
I already knew the school paid for my dinners
That's right, flares were worn, shoes were torn
I was the subject of scorn, wondering why I was born
While you you had it all
You was the rude boy plus the bad boy at football
Postwendend steuerte Ty Crushed Velvet auf dem Album
Unleashed der Unsung Heroes bei, wo er sich nahtlos neben Artists
wie L-Fudge, Mr. Complex oder J-Live einreihte.
Sein neuestes Album Upward bedeutet nun eine Neuorientierung
für ihn. Neben den Lyrics zeigte er sich nun auch komplett für die
Produktion der LP verantwortlich. Diese bedeutet nun eine momentane
Bestandsaufnahme und zeigt Ty in Bestform. Straightere Arrangements, aber dabei
ohne den Charme vermissen zu lassen, der Awkward ausgezeichnet
hat.
Auch wenn die britische Presse es sich nicht nehmen ließ, den Jungen in
den letzten Jahren immer wieder gegen die amerikanische Konkurrenz
hochzujubeln, manch einer kennt das Phänomen auch im deutschen
Drum&Bass, hat Ty auch darauf die richtige Antwort:
Don't support home grown because it's British. Support it 'cause it's
dope!.
Wer Mark B & Blade, Rodney P oder Roots Manuva liebt, der wird auch Ty
lieben.
Als kleines Novum kann man auch den lokalen Support bezeichnen. Weniger dass
die DJs neu wären, allein die Kombination aus Phusion, Hip Hop und Funky
Breaks, wie sie Ulmer und Philly servieren werden, mit Tys
Live-Performance, verspricht einen musikalisch sehr gut abgerundeten Abend.
AG
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