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Nicht mal mehr für Al Bundy.

das sinnse, 2.5k

5 Sterne de luxe feat.
Tobi & Bo (Hamburg)
eins, zwo (Hamburg)

Früher war alles lustiger. Im Gegensatz zum positiv geladenen Topos einer alternden Generation stimmt in punkto deutschsprachigem Hip Hop wohl kaum jemand dem affirmativ zu. Zumindest in der Szene selbst hat sich der lustige Schuh ausgelatscht und wird deshalb allerorts nicht mal mehr Al Bundy zum Wiederverkauf offeriert. Abgesehen mal davon, daß Al in den Staaten lebt, bleibt zu konstatieren, daß nur die Dummen und Autoritätshörigen diesen Vorgang „Erwachsenwerden“ schimpfen. Aus zweierlei Gründen. Erstens weil sie denken, Al sei dumm und zweitens weil sie niemals Spaß hatten. Schließlich und letztendlich ist es dem sogenannten Fun Hop – keine Ahnung, wer diesen Begriff mal kreiert hat – zu verdanken, daß Hip Hop hierzulande Chart-kompatibel geworden ist. Natürlich wäre das nicht ohne VIVA gegangen. Aber Hip Hop war und ist die Kultur, die keine falschen Verhältnisse kennt. Das müssen sich die Linken immer noch fett hinter die Ohren taggen lassen, wollen sie ein Verständnis für Hip Hop entwickeln.
das sinnse, 1.9k Auch der Tobi und das Bo erlangten ihre Popularität aufgrund einer nach außen gekehrten Spaß-Attitüde. Ihre erste Single „Der Racka“ und das Debüt-Album „Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander“ stiegen quasi im Doppelpack mit Fettes Brot in die Charts ein. Man verlor dadurch zwar ein wenig die Bodenhaftungsgarantie der Old School-Puristen, setzte aber gleichzeitig gerade dadurch neue Maßstäbe, die den Fantas durch ihre Vorreiterrolle nie vergönnt waren. Doch schon Ende ’95 ließ sich am Video zur „Wir sind die Besten“-EP ein sich aufstauender Wandlungswille ablesen. Das Video, in San Francisco produziert, war von einer Qualität, die ihresgleichen sucht.
das sinnse, 5.4k Silvester 1996 war dann Pumpe bei der Plattenfirma Metronome. Offiziell heißt es, sie hätten „die Metronome zerschlagen“ und inoffiziell ist mir leider nichts bekannt. Nehmen wir also diese Version für bare Münze und wenden uns ihrem jetzigen Projekt 5 Sterne deluxe zu, das wohl irgendwie im Ergebnis dessen entstanden ist. Neben Tobi Top („Beats & Rap“), Bo 2000 („Rap & Beats“) und DJ Coolmann („Cuts & Beats“) gehört noch Marcnesium („Stimmen und Bilder“) zur Viererbande, die sich „zusammen“ für „unschlagbar“ hält und zum „reinen Luxus“ erklärt.
Aus nicht ganz nachzuvollziehenden Gründen lautet das Tour-Motto „So dumm kommen wir nie mehr zusammen.“ Natürlich liegen sie damit nicht falsch. Aber wer das Motto des ewigen Tourbegleiters Jäki Hildisch – „Die Besten sind zusammen unschlagbar“ – zum Leitmotiv des Promotapes erhebt, legt schon eine ganz schön gestandene Elle an sich selbst an.
Ob das wirklich gut ist, davon läßt uns die Musik eine Ahnung entwickeln. Es fließt nicht einfach so dahin. Nein, es strömt wie der Fluß und die daraus entstehende Elektrizität. Also: Hauptsache Stecker in der Dose, dann ist man am Netz – vor Ort im Club.