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Aura des Besserwissertums, 1.6k

Connection Point (Japan).

mit den Mentoren der Hamburger Schule:
Schorsch Kamerun
Sir Rocko Schamoni
sowie: DJ Cumpadre ES

am Samstag, 27. September

„Alles leicht zu erschwimmen/Weil wir einverstanden sind/Wir können uns gar nicht mehr entsinnen/Wofür ein Verstand erklingt“, so intoniert es ein Chor auf Schorsch „Der Schorsch von Persien“ Kameruns neuer Platte „now: sex image“. Lange habe ich nicht so ein Stück verzweifelt radikalen Realismus zu Gehör bekommen. Und was noch schwerer wiegt: Kaum jemand teilt meine Interpretation dieses Stückes. Das macht es zwar noch realistischer - aber eben auch verzweifelter.
Jeden Mentor (Erzieher/Berater) ereilt irgendwann das Schicksal, vom falschen Leben hopps genommen zu werden, bloß weil man tagein tagaus das richtige Leben predigt. Schorsch und Rocko sind die geblieben, die sie GEGEN die Verhältnisse geworden sind. Die Selbst- und Fremdzerstörung des Hamburger Schule-Modells legt ihnen deshalb die Schlinge um den Hals. Sie haben ihre Schuldigkeit getan und ein authentisches Ding auf den Weg gebracht, das so viele Voll- und Halbidioten in seinen Bann gezogen hat, daß der Grund, „wofür ein Verstand erklingt“, zur Nichtigkeit gerinnt.
herr kamerun, 8.0k Daran haben wir als die, denen das System stinkt, superschwer zu kauen. Und über das Kauen kommen wir kaum hinaus - allenthalben.
Schorsch und Rocko haben sich nicht zuletzt deshalb einmal mehr „kurzerhand zusammengetan“. Was dabei livetauglich gemacht wurde, bezeichnen sie als „Futuresound of the past“. Es ist Techno/House, dirty gemahlen. Eine selbstverständlich punksozialisiertere Variante von Ego Express, Daft Punk et al. Mit diesem Rüstzeug beziehen sie als Connection Point in „Superheldenkostümen“ auf der Bühne ihre Positionen, jedoch nicht etwa um abzuledern, sondern um „als Japanisches Projekt die üblichen Vorurteile gegen oder für Schorsch und mich (Rocko) zu umgehen“. Ob das nun ihre Form von Rückzug ist, entzieht sich hier der Kenntnis. Klar ist nur, daß derzeit niemand zum Generalangriff blasen kann. Dazu fehlen zum einen die Leute und zum anderen das Ästhetik- und Politikfeld.
Für alldiejenigen, die sich vor dem Overkill des Hamburger Modells die von dort ehemals ausgegangene Attitüde zu eigen gemacht oder zu dieser eine innige Affinität aufgebaut haben, verspricht dieser Abend eine Aura des Besserwissertums. Das ist tatsächlich das einzige, woran wir uns klammern können: Hallo Sterne, hallo Tocos, wir wissens wirklich besser.Ralf


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last modified: 28.3.2007