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Rammstein - „Die neue deutsche Härte“

Rammstein, Totenmond, Richthofen, Schweisser etc. Namen, die verdammt deutsch klingen und Härte implizieren. Irgendein Lifestylemag hat dafür auch schon ein Etikett gefunden: „Die neue deutsche Härte“

rammstein, 10.5k

Neu?...

Wohl kaum. Härte in der Musik wurde festgeschrieben von den frühen Punkbands, später von den Anfängen des Hardcore und verwandter Musikrichtungen. Auch der Industrial sollte in Teilen dafür stehen. Neue musikalische Entwicklungen lassen sich bei diesen Bands nicht konstatieren. Wo Metalstrukturen einfach wieder ausgegraben und mit allen Spielarten populärer Musik krude gemischt werden (beim Crossover hat’s anfänglich geklappt, bis das Ganze ziemlich schnell zur Spielwiese untalentierter Gitarrenclowns verkam), sollte sich Innovatives finden lassen?
Das Ganze wird zelebriert mit einer Ästhetik, die wohl provokativ wirken soll. Überhaupt, die Ästhetik. Auf den Plattencovern und auf der Bühne werden uns finster dreinblickende, durchtrainierte, meist kurzhaarfrisierte junge Männer gezeigt, deren Habitus mit nicht allzuviel Boshaftigkeit als faschistoid zu bezeichnen wäre und doch sieht man sich selbst nicht so, sondern will lediglich provozieren...

Provokation?... Destruktion?...

Die ersten Industrialbands wie Throbbing Gristel wußten zu provoziern, mit Lärm und mißverständlicher Ästhetik. Es wurden mit Texten über Folter und Blut, über Massenmörder und allerlei abwegige menschliche Verhaltensweisen in Verbindung mit Klängen aus endlos verzerrten Gitarren, aus zufällig aufgenommenen Geräuschquellen, endlosen Tonbandschleifen und so weiter, Kontexte neu hergestellt oder zerstört. Bis auch das in einer Sackgasse endete und von der anfänglichen Destruktion nicht viel mehr als billiges Kokettieren mit Lärm und Schock blieben. Später, bei Laibach etwa, funktionierte die Überzeichnung popmusikalischer Klischees ins Monumentale ähnlich und so gut, daß ein Stück faschistischen Ideengutes sichtbar wurde. Eisenvater konnten vor ein paar Jahren durch das bewußte Sezieren und Verlangsamen von Metalriffs und der Zur-Schaustellung durchtrainierter Körper auch noch das Prädikat Härte für sich beanspruchen.

Deutsch?...

O ja, deutsch sind diese Bands allemal, so deutsch und hausgemacht, daß der Wächter über die Reinheit deutscher Popmusik, Heinz Rudolf Kunze, vor Freude im Dreieck springen müßte.
Und dem jungen deutschen Mob gefällts. Vielleicht sind die Bands der „neuen deutschen Härte“ nur ein mainstreamiger Ausläufer der Welle an Faschorockbands? Oder eben nur das, was man sich unter deutscher Rockmusik vorstellen kann und soll.
Westernhagen und Grönemeyer im Zeitalter des Extremsports, der Tattoos und der Rollerbladler. Kay

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last modified: 28.3.2007