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Technorevival die Erste |
Wer erinnert sich nicht gern daran: ein schlammiger Weg links und rechts von Teelichtern gesäumt, dann ein Baustellenstrahler, der einem jegliche Sicht auf die große Pfütze auf dem Hof der alten Brauerei nahm. Das Anklopfen an einer Stahltür um Einlass betteln, für den ein oder anderen vergeblich und immer im Hintergrund das Wummern und Zwitschern der elektronischen Tanzmusik. Nicht zu vergessen ist natürlich das Flackern des Lichtes im Eingangsbereich, wenn mal wieder die Kaffeemaschine an der Bar in Betrieb genommen wurde. Für alle, die sich nicht erinnern können oder damals noch nichts von Techno, House etc. wussten oder wissen wollten: Ich rede von den alten Zeiten in der Distillery. Damals stand wahrscheinlich das Herausbrechen aus der normalen Diskokultur, insofern dabei von einer Kultur gesprochen werden kann, im Vordergrund. So kamen Punks, Skater, Hip Hoper und Skins zusammen, ohne diesen typischen Techno-Dresscode zu folgen oder sich dieser Szene zugehörig zu fühlen. Für diese Leute war das Besuchen von Technopartys wohl eher eine Gegenkultur zu diesem ganzen kommerziellen Dancezeug in den Großraumdiscos und ein willkommener Platz zum Treffen von Freunden. Natürlich gab es auch noch andere Technoclubs in Leipzig als den einen in Connewitz, aber ich finde, er war auf alle Fälle eines der Vorzeigeobjekte für die Lebenskultur im Leipziger Süden. Selbstverwaltet etwas auf die Beine zu stellen, ständig die von Seiten der Stadt in den Weg geräumten Steine beseitigen, eine Alternative zum Mainstream zu bieten oder nicht ständig diesem Nazioverload in den einzelnen Klubs ausgeliefert zu sein und und und. Sicher gab es vor sieben bis zehn Jahren ebenfalls genug Idioten und staubsaugertragende Peilis. Wenn man heute in Technoclubs geht und sich vor solchen Leuten kaum retten kann, vergeht einem jegliche Sympathie für diese Szene. Mögt ihr mir Intoleranz vorwerfen, aber geht am besten selber mal in diese Klubs, da werdet ihr sehen, dass ich euch nicht zu viel versprochen habe, ihr werdet höchst wahrscheinlich bei Zeiten völlig abgenervt den Heimweg antreten außerdem, Toleranz tötet. Am Anfang war Techno mit Sicherheit noch nicht das, was es jetzt ist, ich rede von einer Modebewegung, die eigentlich, für die meisten zumindest, nur noch aus Drogen, der Love-Parade und unmöglichen Massenevents besteht, die nur die beschissene kommerzielle Seite dieser angeblichen Techno-Unity-Szene aufzeigen. Wo sich kleinstadtgestörte verpeilte Jugendliche einmal im Jahr ungehemmt im TV zeigen, wo sie zu verblödender Musik rumzappeln, dort scheint wohl des Ravers Himmel zu sein. Wisst ihr manchmal überhaupt, welcher DJ gerade auflegt und welche Musik gerade läuft? Das ist nämlich der Unterschied zwischen musikinteressierten Leuten und verpeilten Partypeople, wie sie massenweise am Wochenende in den Clubs auftauchen und einfach nur peinlich sind. Ich hoffe, ihr verschont uns mit eurer Anwesenheit. Wir sind hier nämlich nicht in Seattle. Aber für alle, die ihre Sucht nach muffiger Luft, Nebel, Strobo-Licht und Tanzlust nicht kontrollieren können oder gerade einen Rückfall erleiden, dürfte der 14. Dezember 2002 der richtige Termin sein, um im Conne Island ein Revival zu erleben. Es soll ein Streifzug durch die Ära der elektronischen Musik aus den frühen 90ern erfolgen. Dabei soll jede einzelne Sparte dieses Musikstils von Rave, Breakbeat, Techno bis House abgedeckt werden. Dieser Abend sollte nicht als eine große Party gesehen werden, sondern im Bezug auf heutige Zustände und Verhältnisse mitunter zum Nachdenken anregen. Dies fängt mit dem politischen Verständnis beim Publikum an und hört mit der Art und Weise der großen braungebrannten Jungs an der Tür auf. Auch bei Technopartys oder bei Houseveranstaltungen haben Nazis und Rassisten jeglicher Coleur nichts zu suchen! Und genau hier liegt das Problem Toleranz gegenüber rassistischen Idioten. In den guten alten Zeiten hätten es solche Leute höchst wahrscheinlich nicht einmal bis zur Eingangstür geschaft, ohne darauf hingewiesen zu werden, dass sie hier unerwünscht und einfach nur Scheiße sind. Jedenfalls werden Till, Booga, Mathias und Phuzzl uns durch den Abend begleiten und mit Sicherheit den ein oder anderen Hit der frühen Neunziger zum besten geben. Also dann, Buffalo-Schuhe, Pillen, Vogelnester auf dem Kopf zu Hause lassen und in gediegener Atmosphäre zu Plastikman und Co abfeiern. Kitchenboy/Lidlboy |