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Sie haben gequält und missbraucht | |
vom Nutzen der deutschen Parteivereine
(Michael Wolffsohn Jüdische Allgemeine 25. September 2002) Stoppt Stoiber! Wieso störte mich solche Losung, obschon ich es als Button oder T-Shirt-Aufdruck schon auswendig konnte, weil bei solch symbolträchtiger Aussage ich die Beliebigkeit der Symbolperson, des Antigottes, des Antichristen schon so oft ausgetauscht vernommen, wahrgenommen hatte, dass ich mir nur stupide STOPPT! zu merken brauchte? Aber wieso wollte niemand so recht Schröder stoppen, zuletzt klammheimlich zum unidentitären Schroiber verballhornt? Westerwelle sollte nur in persona von Möllemann, die Greenen Bellezisten und die Sozialisten liebstens überhaupt nicht gestoppt werden? Wieso ist Stoiber zu stoppen? In welcher Bewegung befindet er sich gerade in der er aufzuhalten sei? Wer ist mit ihm und wer gegen ihn in Bewegung? Soll mit Stoiber etwa nur kein rechter Schandfleck ein deutsches Parlament besudeln? War da nicht auch der Stoiber gemeint, den man einfach, wenn er ins Bild kam oder weil er anhub etwas zu sagen, auslachen konnte? Öffentliches Auslachen im Connewitzer Kino und auf dem Leipziger Markt? Sollte man ihm nicht wenigstens zuhören was an ihm gefährliche Absicht für wen auch immer, Deutsche und deutsche Linke, fühlen sich immer und für alles verantwortlich, außer für ihr eigenes Tun und Unterlassen sei, statt sie wegzulachen, nicht zu hören, selektiv wahrzunehmen? Konstituiert sich gar die Angst vor Stoiber mittlerweile deutsch-kollektiv als absichtsvolle, ausgrenzende? So wie mal alle für Einen, als Substrat von Vergangenheitsbewältigung auch mal alle gegen Einen? Oder ist Stoiber wenigstens Berlusconi, vielleicht sogar ein bisschen Le Pen, denen die Italiener und die Franzosen volksfrontartig gegenüber traten? Wurde in Deutschland nicht schon einmal, dass was anderen Landes Volksfront hieß zur Volksgemeinschaft? Kann ich mich wohldenken im kollektiven-wahnhaften Affront gegen den Stoiber? Welche Möglichkeiten habe ich noch? Ich bin gegen Krieg! Und ich wähle Schröder, der sagt wenigstens mal offen was gegen den Irak-Krieg!, hörte ich ihn zu mir sprechen als ich gerade von einem Bekannten (heute kennt er mich nur mühsam) gehen wollte. Was hat der Irak-Krieg mit Schröder und der Wahl in Deutschland zu tun? Was sagt der Schröder denn so offen gegen den Krieg, außer dass er sagt, wie mein Bekannter auch, er sei gegen Irak-Krieg? Was sagt denn der Schröder sonst so zu Kriegen? Sieht er das auch so absolut wie mein Freund und sollte ich ihm deswegen für vier Jahre (meine) Stimme geben? Soll man wählen gehen? Vote for HOLZMANN ... für MOBILCOM ... für Mulde, Elbe und eine Studie die mich zu(m) Arbeit(sdienst) o.ä. zwingen soll? Wer Schröder wählt, wählt wen? Was hat so ein Bundeskanzler überhaupt zu melden, außer stereotypen Antiamerikanismus zu kolportieren? Steht nur Schröder auf dem Wahlzettel oder wenigstens noch NEIN oder kann ich diesen mir nur unsympathischen Menschen auch einfach durchstreichen? Was macht mir so einen Popanz wichtig? Vielleicht seine geschasste Justizministerin, welche nur mal eben blind wie Justitia, aber besinnungsloser als jeder simple Richter, in einem ehemals von den Nazibanden verwüsteten europäischen Land, der den Unterschied zwischen dem Hitler und einem amerikanischen Präsidenten wenigstens kennt? Sollten jetzt in Deutschland bald Tunnel unter dem Großstadtdschungel gegraben und ein Gerhard-Chi-Schröder Pfad zur Versorgung der Kombattanten von den Skinheads Sächsische Schweiz gebaut werden, um mit den nun regierungs- und politikverantwortlichen 68ern in den Ruf Ami go home! einstimmen zu können, im wiedervereinigtem Chorus? Explizit ohne Zitat! Wer hat denn nun bei der all der Qual gewonnen, jenen Wettbewerb, den die Deutschen von fast allen politischen Flügeln wer es vergessen haben sollte, die Richtungen Rechts und Links haben eher was mit dem Blick vom Podium der Houses of Parlament auf die Torys und ehemals Liberalen (aktuell Labour), als mit einer politischen Richtungsbestimmung im abstrakten zu tun einhellig begonnen haben schienen? Fischer, mit dem Habitus, aber ohne das Charisma des großen Diplomaten, der Jossi aus dem siebenbürgischen Ungarn? Der Sponti aus Frankfurt, hat der nun seine Rente sicher? Ist er sicher vor der Ditfurt im Frankfurter Römer oder will die nun doch in seine Fußtapfen treten, weil er sich seit Anfang Achtzig konsequent weigert sie zu grüßen? Kann der Westerwelle wenigstens die kommenden vier Jahre beruhigt schlafen, weil kein Wahlkampf ist und er nicht aktuell dem Möllemann-Karsli drohen muss, dass sie gefälligst einen Brief zu schreiben hätten, weil er sonst vor dem Zentralrat der Juden in Deutschland laut weinen müsse? Und Roland Claus, parlamentarischer Vorturner einer Sozialversicherungspartei? Kam der sich am Wahlsonntagsabend nicht vor wie bei seinem Aufwachen in Yokohama? Alleine gelassen vom nun gesamten Bundestag und auch Bundesvolk, in deren Namen und Auftrag er wohl Vize-Deutschland, nach schwacher brasilianischer Leistung zu sehr feierte und glatt den bundesoffiziellen Rückflug verschlief? Hat die private Rückführung des Ex-Apparatschiks (Bezeichnung für Stalins karrieristische Bürokratengilde abgeleitet von Apparat, der Parteistruktur von marxistisch/leninistischen Parteien) von Yokohama ... by, by, by yokohama ... fällt mir da nur ein ... nach dem Halle-Gau im Osten, den Etat der Sozialisten so sehr reduziert, das man sich sowieso keine Fraktion mehr leisten konnte und deshalb wenigstens für vier Jahre nur zwei hoffnungsvolle Vertrauensträgerinnen ins Parlament geschickt? Hätte Schill, als fast marginaler Hamburger, in gleicher Situation zwei Männer nominiert? Was gab es denn überhaupt so zu gewinnen an dieser Wahl? Wer hat den außer Stoiber noch alles verloren, wenn der Schröder gewonnen haben sollte? Und was hat er gewonnen, die Wahl? Ist mir schon übel, ein kleineres Übel gar, der Gerhard aus dem Leineschloß in Hannover? Der Schreier mit uns keinen Krieg, was meint unsere Sauereien haben wir Deutschen schon immer klammheimlich vorbereitet und dann ... vier Jahre Qual?
Mein Qualgeheimnis Ist es denn undemokratisch am demokratischen Akt nicht teilzunehmen, ihn von mir zu exhibieren, zu sagen, dass ich an keiner dieser Parteien, an keiner dieser Politiken, an keiner dieser Ideologien mehr teilnehmen wollte? Ist es undemokratisch auch nicht am Ringelreie um Leipzigs Oper teilzunehmen, bloß weil da wieder einmal eine kollektiv erarbeitete Aufrufsabstraktion eines autonomen Gremiums, einige potentielle linksradikale Menschen aus der Besinnung um mögliche Konkretionen bringt? Warum soll ich, der sich sonst an allen anderen Tagen nur ungern verkauft, an dem Tag, wo Staat, Papst und Evangelische Bischofskonferenz, getreu dem Angebot was Gott auch den Christen machte, ausgerechnet am Sonntag etwas tun, mich für eine Sache bewegen, wo doch alle Räder stille stehen sollten, wenn starke Arbeiterarme es den wieder mal versuchen sollten und für welche die es gar nicht wollen, Revolution spielen? Shalom Andreas |