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Wordsound featuring Spectre & Sensational.


    “Noch nie war Hip Hop, speziell in Westeuropa, so erfolgreich... – und noch nie herrschte unter der ernstzunehmenden Kritik so viel Skepsis über seine künstlerische Zukunft. Dabei leuchtet längst ein Licht am Horizont: Mit seinem Label WordSound hat Skiz Fernando die Plattform für eine DJ-Musik geschaffen, die HipHop auf der Drehscheibe von Dub als Blueprint einer neuen Schwarzen Elektronischen Musik mit sozialem Datenspeicher lesbar werden lässt.“
    Ralf Christoph/Spex 11/96
Es ist schon erstaunlich, dass in der schnelllebigen Welt des Musikbusiness derartige Einschätzungen auch nach 6 Jahren noch Gültigkeit besitzen. Die Zweifel am Gehalt dessen, was im Jahre 2002 hierzulande unter dem Label HipHop verkauft wird, sind gestiegen, und das Publikum, so niedrig auch der Altersdurchschnitt sein mag, ist nicht mehr bereit, jegliches Produkt zu Wordsound, 16.3k goutieren, nur weil die MCs sich der einheimischen Sprache bedienen.
Wordsound versteht sich nicht als Plattenlabel im herkömmlichen Sinne, es sollen nicht auf Teufel-komm-raus chartkompatible Hits produziert werden. Es geht dem Label vielmehr darum, radikal formulierte Ansätze in Wort, Sound und Vision, die dem herrschenden Mainstream entgegenlaufen, zu formulieren, also Underground im besten Sinne zu sein, und das alles im Kontext der ur-amerikanischen Vorstellung davon, dass die freie Meinungsäusserung über allem steht.
WordSound entstammt dem Rastafari-Ausdruck „Wordsound have Power“, in dem der Kombination von Wort, Klang und Rhythmus,Text und Umgebung eine spezielle Wirkung unterstellt wird, und das gewiss nicht in dem Sinne, wie es hießige Konsumenten deratiger Musik rezipieren, also keine bunten Batiktücher, Dancehallhits und die unkritische Verehrung der Wirkung diverser Hanfprodukte. Es geht um die Darstellung der düsteren Seite der Gesellschaft mit Hilfe der Techniken des Dub, was die Produkte dieses Labels nicht gerade leicht konsumierbar werden lässt.
Spectre begann 1997 mit seinem Debütalbum „The Illness“ die Hip-Hop-Welt zu verunsichern. Dieses Platte wird immer noch zu den am meisten unterschätzten HipHopAlben gerechnet. Vergleiche mit der Soundwelt eines späten Lee Perry drängen sich auf. Spectre geht dabei Wege, die sich weit ausserhalb der ausgetretenen Pfade des HipHop befinden.
Sensationell bedient sich ähnlicher Sounds und Techniken, was den ehemalige Jungle Brother genauso weitab von den selbstverleibten Attitüden der Hip-Hop-Community eine Art Mothership Connection beschert und ihn Anspruch und Sound auf den Pfaden grosser Vorbilder wie dem schon genannten Lee Perry oder Sun Ra wandeln lässt. Verkiffte Beats, und das ist durchaus positiv gemeint, kombiniert mit durchgeknallten Lyrics und immer schön gegen den Strich gebürstet, machen ihn zu einem der unkonventionellsten und originellsten Artists in diesem Genre.
Hip Hop für das kommende Jahrtausend und seiner Zeit weit voraus, hoffentlich weiss das hießige Publikum so etwas zu schätzen.
Kay


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last modified: 28.3.2007