Tatort Stadion – Rassismus und Diskriminierung im Fußball
heißt die Ausstellung des Bündnisses
Aktiver Fußballfans (BAFF) und Football Against Racism (FARE), welche mit
Mitteln der Europäischen Union finanziert wird und von den Schirmherren
Wolfgang Thierse (Bundestagspräsident) und dem Hertha BSC-Profi Michael
Preetz im November 2001 in Berlin eröffnet wurde
(www.tatort-stadion.de). Damals schickte der DFB-Sportförderverein
noch ein Grußwort und sagte eine finanzielle Unterstützung von 10
000 DM zu. Nach der Eröffnung der 21 Schautafeln umfassenden Ausstellung
zeigte sich der DFB jedoch nicht einverstanden mit der Schautafel
Tatzeugen Vorbilder. BAFF konfrontierte die Besucher mit Zitaten
des DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder (z. B. Die Chaoten in
Berlin, in der Hafenstraße in Hamburg und in Wackersdorf springen
schlimmer rum als die SA damals.; oder: Was wird aus der
Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und statt dessen die
Polen, diese Furtoks und Lesniaks, spielen?; oder: Wenn beim Spiel
Bayern gegen Cottbus nur zwei Germanen in den Anfangsformationen stehen, kann
irgendetwas nicht stimmen.) und dokumentierte eine Auswahl
antirassistischer DFB-Aktionen. Ebenso gab es einen Exkurs zur DFB-Historie, wo
z.B. die Hofierung von Hitlers Lieblingssoldaten, Wehrmachtsoberst Hans-Ulrich
Rudel anlässlich der WM 1978 in Argentinien kritisiert wurde. Das Angebot
von BAFF, eine eigene Schautafel zu produzieren, die
hinzugefügt werden könnte, lehnte der DFB-Sportförderverein in
einem Gespräch mit Vertreter Götz Eilers ab. Zur Eröffnung im
zweiten Ausstellungsort am 10.01.2002 in Hamburg sagte BAFF zu, die
DFB-Schautafel durch BAFF bislang nicht bekanntes antirassistisches
DFB-Material zu ergänzen und die Mayer-Vorfelder-Zitate deutlicher von den
DFB-Aktionen zu trennen. Dabei bestreitet der DFB allerdings nicht die
Richtigkeit der Zitate sondern sieht sie nur aus dem Zusammenhang gerissen
widergegeben. Dennoch bestand der DFB-Sportförderverein darauf, dass die
umstrittene Schautafel noch im November 2001 in Berlin
abgehängt werden sollte. Dies wiederum lehnte BAFF ab, weswegen Eilers die
Zusage von 10 000 DM mit sofortiger Wirkung zurückzog. Ebenso der
Vermittler in diesem Konflikt, Gewaltforscher Prof. Gunter A. Pilz, der in
Berlin die Eröffnungsrede hielt, legte seine Schirmherrschaft für die
kommenden Ausstellungsorte nieder. Nunmehr zog sich auch Fußballprofi
Michael Preetz zurück. Da hatte wohl jemand Angst, dass sich der Marktwert
nach unten reduzieren könnte. Aber auch am nächsten Ausstellungsort
bekommen die Veranstalter in diesem Fall in Bochum die Arbeiterwohlfahrt
kalte Füße und beraten über eine Absage. Von politischer
Seite haben sich als erstes Bündnis 90/Die Grünen zu Wort gemeldet.
Deren Vorsitzende Claudia Roth sagte ihre Unterstützung zu und untersetzte
es mit einem konkreten finanziellen Betrag von 1000 Euro verbunden mit
dem Aufruf an andere Parteien, sich dieser Initiative anzuschließen. Nur
die PDS-Bundestagsfraktion wurde diesbezüglich aktiv. Angela Marquardt,
PDS-Bundestagsabgeordnete, äußerte: Die Verbindungen
Mayer-Vorfelders zum Dunstkreis der extremen Rechten seien lange bekannt.
Sie fordert die Veranstalter der Ausstellung auf, sich nicht vom DFB
einschüchtern zu lassen und gab bekannt, dass die PDS-Bundestagsfraktion
die Ausstellung mit 2000 Euro unterstützen wird. Unterdessen toben sich
mittlerweile im Gästebuch von www.tatort-stadion.de auch die Gegner
der Ausstellung aus. So meint man dort, dass ja die Ausstellung ein rein
politisch motiviertes Zerrbild der tatsächlichen Realität
darstellt. Am Schlimmsten sei nach Auffassung des Autors im Gästebuch die
Darstellung des DFB und von Mayer-Vorfelder. Ein weiterer Autor versteigt sich
sogar dahin zu fragen, von wo oder wem die Aussteller ihre Informationen
hätten. Aber auch Zustimmung ist zu lesen. So wird gefragt, ob es
eigentlich angesichts des Rückzugs von Michael Preetz überhaupt noch
einen Bundesligaprofi gibt, der einen Arsch in der Hose hat und genügend
Rückgrat besitzt, um gegenüber Autoritäten nicht zu
kuschen.
Letztlich wissen doch alle einigermaßen informierte Leute, was MV
(Mayer-Vorfelder) in den letzten Jahren so von sich gelassen hat und wie er
politisch einzuordnen ist. Dass der DFB so heftig reagiert, hat nur eine
Ursache: Die ganzen schönen plakativen Aktionen und der damit versuchte
Aufbau eines ausländerfreundlichen Images in der
Öffentlichkeit könnte damit vollständig in Frage gestellt
werden. Aber, wer mal einen kleinen Ausflug nur in die Leipziger
Oberligagefilde gemacht hat, weiß, was sich dort so abspielt. Da ist es
im übrigen auch fast egal, ob man bei Chemie oder beim VFB
reinschaut. Dass sollte aber in der Konsequenz nicht dazu führen, dass
antirassistische fußballbegeisterte Menschen Stadien meiden. Nein,
vielmehr ist das, was das BAFF auf die Beine gestellt hat, der richtige Ansatz.
Aus diesem Grund ist die Initiative von einigen Leuten vom Roten Stern Leipzig
zu unterstützen, diese Ausstellung nach Leipzig zu holen.
Matthias
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