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Fakten zur Verteidigung Israels

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Herr Levi, Angestellter für Öffentlichkeitsarbeit an der israelischen Botschaft, hat am Montag den 7.1.02 an der Universität Leipzig eine Veranstaltung namens „Israel und der Nah-Ost-Konflikt: Neue Perspektiven“ im Rahmen der Reihe „Weltpolitik – Terror – Intervention“ gehalten. Die geschichtlichen Fakten die ich in dieser Rezeption der Veranstaltung wiedergeben werden beziehe ich hauptsächlich aus seinem Vortrag, die Verweise auf die Linke und derzeitige Ereignisse sind von mir eingeflochten.
Levi hat eingangs gleich betont, dass Israel seine Heimat ist, und das er daher in dem Konflikt zwischen Israel und Palästinensern, in dem es auch um die Existenz Israels ginge, für Israel Partei ergreife. Besonders erschütternd sei für in die Berichterstattung europäischer Medien, die sehr viel geschichtliche Fakten und aktuelle Tatsachen ausblenden und meist gegen Israel argumentieren. Dieser antiisraelischen Tendenz in der europäischen Öffentlichkeit will er mit seiner Öffentlichkeitsarbeit entgegenwirken.

Camp David

Israel sei gerade ein trauriges Land, weil viel Hoffnung in den Friedensprozess gesetzt wurde, der leider im Juli 2001 gescheiter sei. Damals fand im Camp David eine Friedensverhandlung zwischen Israel, Palästinensern und der vermittelnden amerikanischen Delegation unter der Leitung des damaligen Präsidenten Clinton statt. Israel bot einen Abzug aus 88 Prozent des Westjordanland an. Im Verlaufe der Verhandlung erhöhte Israel unter Leitung des Außenministers Shlomo Ben-Ami dieses Angebot auf 97 Prozent und bekundete zusätzlich die Bereitschaft, die Souveränität Jerusalems (inklusive der Altstadt) zu teilen. Die Antwort der Palästinenser auf dieses Angebot war Nein.
Im Camp David (Juli 2001) gab es wohl zwei Schwierigkeiten. Die erste war, dass Arafat und seine Delegation die Delegation Baraks auflaufen lassen hat. Sie haben selber keine Angebote gemacht und die sich ständig erweiternden Angebote der israelischen Administration immer wieder verneint. Für die Israelis war es ab einem bestimmten Punkt unmöglich, weitere Angebote zu machen, weil die Palästinenser mit ihrer Stummheit und Neinsagererei die Verhandlungen zu einem Fass ohne Boden haben werden lassen. Die palästinensische Führung verließ die Gespräche, ohne eigene Kompromissvorschläge einzubringen. Shlomo Ben-Ami, der damalige Außenminister, sagte in einem Interview vom 13.09.01 (www.israel.de/Presse/081001.html), dass die Begegnung zwischen den Politikern Barak und Arafat „in Wirklichkeit eine Begegnung zwischen Barak, einer Person, die nach einer rationalen Lösung strebte, und Arafat, einer Person, die über Mythen sprach und Mythen verkörperte (war). [...] Ich glaube inzwischen, dass kein rational denkender israelischer Regierungschef Erfolg darin gehabt hätte, bei solch einer Auseinandersetzung ein Abkommen mit Arafat zustande zu bringen. [...] Arafat ist kein irdischer Führer. Er betrachtet sich selbst als mythologische Figur. [...] In Camp David war es klar, dass er nicht nach einer praktischen Lösung strebte, sondern sich auf mythologische Themen konzentrierte: das Rückkehrrecht, Jerusalem, den Tempelberg. Er schwebte auf den Wolken des islamischen Ethos und des Flüchtlingsethos und des palästinensischen Ethos. [...] Am Ende des Prozesses stellt man plötzlich fest, dass man sich bei den Verhandlungen nicht vorwärts bewegt, weil man tatsächlich mit einem Mythos verhandelt.“

Nach Camp David

Nach Camp David gab es weitere Treffen, wo dann Kompromisse zu einzelnen Streitpunkten, anstatt eines umfassenden Friedensabkommens ausgearbeitet werden sollten. Erstens ging es um den Tempelberg, der für beide Seiten hohe religiöse Bedeutung hat. Israel machte den Vorschlag, die Souveränität für den Tempelberg zu teilen. Diese Verhandlungen scheiterten, weil die Palästinenser die religiöse Bedeutung des Tempelbergs für die Juden leugneten (dort wo die Klagemauer ist!). Zweitens ging es um die Westbank, von der die Israelis 7 Prozent hätten behalten wollen, dafür aber auf die Hoheit über den Jordan (was den Israelis bis dato zwecks Verhinderung illegaler Waffenlieferungen wichtig war) und zwei Prozent israelischen Gebiets zu Gunsten Palästinas aufgeben wollten. Auch dieses Angebot verneinten die Palästinenser. Drittens ging es um das Rückkehrrecht der Flüchtlinge. Beide Staaten sollten nach Clintons Vorschlag das Rückkehrrecht der jeweiligen Flüchtlinge anerkennen. Aber nur in die eigenen souveränen Gebiete. Es sollte also zugleich noch einmal das Model der Zweistaatenregelung festgeklopft werden. Das israelische Kabinett entschied sich drei Tage später per Mehrheit der MinisterInnen für diesen Vorschlag. Arafat ließ sich mit seiner Antwort lange Zeit. Schließlich sagte Arafat nein. Die Palästinenser stellten die Forderung auf, dass 1,5 Millionen Palästinensern erlaubt wird, nach Israel zurückzukehren. Sonst würde es ihrerseits keine Anerkennung des Staates Israels geben.
Das heutige Israel hat 6 Millionen Einwohner, wovon 1 Millionen Araber sind. 60 Prozent der Fläche von 21000 Quadratkilometern sind relativ unbewohnbare Wüstenlandschaften (vgl. Sachsen 5 Mio. Einw./17000 qkm). Damit haben die Palästinensischen Delegierten den Israelis das Messer auf die Brust gesetzt. Denn die Forderung des Rückkehrrechtes von 1,5 Millionen Arabern hätte bei Erfüllung weitere Konflikte zwischen Juden und Palästinensern auf israelischen Gebiet vorprogrammiert, und so mit die Existenz des einzigen jüdischen Staates in Frage gestellt. Und die Existenz eines jüdischen Staates ist angesichts der Erfahrungen aus der Diaspora existentiell für die Juden. Der ehemalige Außenminister antwortete im erwähnten Interview auf die Frage, ob die Friedensverhandlungen nach seinen Erfahrungen wieder aufgenommen werden können: „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir nicht über ein anderes Volk herrschen können. [...] Auch heute bin ich überzeugt, dass die Errichtung eines palästinensischen Staates eine politische und moralische Notwendigkeit ist. Doch heute weiß ich, dass wir einen Paradigmenwechsel vornehmen müssen. [...] Wir sollten nicht ignorieren, was wir erkannt haben, nämlich die palästinensische und islamische Position, die unser Existenzrecht negiert. [...] Wir sollten ... verstehen, dass die Schuld nicht immer bei uns liegt. Lernen zu sagen: Bis hierher und nicht weiter. Wenn die andere Seite auch diese essentielle Komponente unserer Existenz vernichten will, werde ich erst recht darauf bestehen.“

Krieg

Als ausschlaggebender Punkt für die Terrorintifada der Palästinenser gilt der Besuch Ariel Sharons im September letzten Jahres auf dem Tempelberg. Oft hört man, dass durch diesen Besuch Sharon die Intifada provoziert hat. Meines Erachtens war der Besuch Sharons auf dem Tempelberg ein Indikator für die Friedensbereitschaft der Palästinenser. Denn wer diesen Besuch nicht akzeptiert, will keine Kompromisse für den Frieden eingehen. Wer den Juden das Recht verwehrt, eine ihrer heiligen Stätten zu besuchen, zeigt keine Bereitschaft, die Juden zu tolerieren. Die palästinensische halbamtliche Zeitung Al-Ayyam schrieb am 6. 12. 01: „Bei einem Symposium in Gaza bestätigte der palästinensische Komminikationsminister Imad Al-Falouji, dass die palästinensische Autonomiebehörde mit den Vorbereitungen für den Ausbruch der Intifada in dem Moment begonnen hatte, in dem die Gespräche von Camp David zu Ende gingen, und zwar nach Anweisungen, die vom Vorsitzenden Arafat persönlich erteilt wurden. Herr Falouji fügte hinzu, dass Arafat diese Intifada zur Bekräftigung der palästinensischen Haltung bei den Verhandlungen initiiert habe und sie nicht bloß als Protest gegen den israelischen Oppositionsführer Ariel Sharon zu verstehen sei.“ Hier wird klar, dass die Intifada keine Erzeugnis spontaner Wut war.
Levi räsonierte, dass einerseits Arafat derzeit für die Friedensbemühungen gebraucht wird, um mit einem öffentlichen Vertreter, den die meisten Palästinenser als Autorität anerkennen, zu verhandeln. Andererseits hat er sich als unglaubwürdig erwiesen, da er die Palästinenser scheinbar nicht bändigen will oder kann und selber einer schizophrenen Funktion gerecht werden will und (unter derzeitigen ideologischen Bedingungen in Palästina) auch muss. Einerseits mythologische Identifikationsfigur für die Palästinenser, andererseits international glaubwürdiger Diplomat. Und unter diesem Gesichtpunkt sind auch die dosierten Militärschläge gegen den Sitz der palästinensischen Autonomiebehörde in jüngster Zeit zu betrachten. Zwischen dem 26. September 2001 (Übereinkunft auf Gewaltverzicht zwischen Yassar Arafat und Shimon Peres) und Mitte November 2001 wurden allein 800 gewalttätige palästinensische Übergriffe registriert, die von gewalttätigen Ausschreitungen, über den Beschuss von Wohngebieten, Brandbombenanschlägen und tätlich Angriffen, bis hin zu Autobomben in überfüllten Einkaufszonen reichten. Seit dem Beginn der Terrorintifada im September 2000 starben mehr als hundert Israelis. Die Bitten an die palästinensische Autonomiebehörde, etwas gegen die Gewalt zu unternehmen, haben nichts genützt. Aus diesem Grund übt Israel Druck auf die palästinensische Autonomiebehörde aus und versucht selber gegen die Terroristen vorzugehen. Die Erzählung von den wild um sich schießenden israelischen Soldaten, die skrupellos Kinder ermorden, stimmt nicht. Das Kinder in diesem Konflikt auf palästinensischer Seite sterben, hat wohl mehr damit zu tun, dass Kinder in speziellen Camps zu „Heiligen Kriegern“ im „Jihad“ gegen Israel und Juden ausgebildet werden und schließlich auch als solche in den Kampf ziehen.

Geschichte eines Konfliktes

Levi verwies zudem auf die Schwierigkeit eines hundertjährigen Konfliktes, in dem beide Seiten ihre Rechte und Wahrheiten haben und der religiöse, territoriale, ökonomische, emotionale und ideologische Hintergründe hätte. Vor einhundert Jahren begannen die Juden nach knapp 2000 Jahren der Diaspora ins heilige Land Zion zurückzukehren, um eine gemeinsame und sichere Heimat aufzubauen. Dies geschah, nachdem sie weltweit über die Jahrhunderte hinweg immer wieder antijudaistischem und antisemitischem Hass ausgesetzt waren, der damit begann, dass 60 v.Chr. die jüdische Hasmonäer Dynastie unter römische Herrschaft geriet und 70 n. Chr. die meisten Juden des Landes verweisen wurden.
Viele Linke, Rechte, und AraberInnen bezeichnen die Tatsache, dass sich die Juden in Palästina wieder ansiedelten, gerne als Kolonialisation. Obwohl das Gebiet nacheinander von Römern (70-313), Byzantinern (313-636), Arabern (636-1091), Seldschuken (1091-1099), Kreuzrittern (1099-1291), Mamelucken (1291-1516), osmanischen Türken (1517-1917) und den Briten (1918 - 1948) beherrscht und bewohnt wurde. Erst mit dem Zustandekommen des bürgerlichn Staates Israel (14.5.1948) formulierte sich eine palästinensiche Nationalbewegung. So konnte einzelnen Menschen Land weggenommen werden, aber keinem Palästinensischem Volk. Roswitha Scholz stellt in einem ihrer letzten Artikel (Identitätslogik und Kapitalismuskritik, Streifzüge 3/2201) treffend fest, dass der von den AntiimperialistInnen gebrauchte Spruch „Zivilisation ist Völkermord“ die Tatsache, dass sich erst durch die Entstehung von Nationen Völker konstruierten, verkehrt. Diese Entwicklung, dass erst durch Gründung eines bürgerlichen Staates Leute auf die Idee kommen und die Freiheit dazu haben, eine eigene Nation gründen zu wollen, ist wohl als Dialektik der Demokratie Israel aufzufassen. Und die palästinensische Volksgemeinschaft gewinnt ihre Identität besonders durch die Verneinung von Israel.
Am Tag nach der Gründung Israel griffen sechs Armeen der arabischen Liga (Ägypten, Irak, Libanon, Saudi-Arabien, Syrien, Transjordanien) Israel an. Durch die Teilnahme von Staaten, die keine Grenze mit Israel teilten, erschließt sich eindeutig, dass die Aggressionen gegen Israel nicht nur territorial zu begründen sind. Aus diesem Krieg, und sonst hätte es Israel nicht länger als einen Tag gegeben, ging Israel als Sieger hervor. Das Waffenstillstandsabkommen (Juni 1949) legte neue Grenzen zugunsten Israels fest. Erwähnenswert ist, dass es damals fast zu einer Gründung eines palästinensischen Staates gekommen wäre, hätte nicht der arabische Nachbar Transjordanien am 24.4.1950 – entgegen der Beschlüsse der UN – Gebiete westlich des Jordans annektiert. Aus diesem Krieg ergab sich schließlich auch das Flüchtlingsproblem. Denn erst im Krieg verließen die meisten in Israel lebenden Araber ihre Häuser. Die arabischen Staaten, mit Ausnahme von Jordanien, sorgen bis heute dafür, dass das Flüchtlingsproblem verewigt wird, um es für ihren Kampf gegen Israel zu benutzen. Von 1948 bis zum heutigen Tag werden die die Flüchtlinge in Lagern zusammengepfercht, anstatt sie in die jeweiligen Gesellschaften zu integrieren. Übrigens wurden ungefähr genau so viele Juden aus arabischen Staaten in den letzten fünfzig Jahren vertrieben, wie Araber Israel verließen mussten..
Bis heute kam es zu weiteren drei Israel-Arabischen Kriegen und 1991 zu den Scud-Raketen-Angriffen Iraks auf Israel im Rahmen des Golfkrieges, mit dem Israel eigentlich nichts zu tun hatte. Außerdem kam es seit 1987 zur Intifada, in der sich insbesondere jugendliche palästinensische Kämpfer gegen Israel stellten. In dieser gesamten Zeit kam es neben Friedensverhandlungen und -abkommen sicherlich auf allen Seiten zu Vertragsbrüchen und Ungerechtigkeiten.

Antizionismus weltweit

Israel, nicht viel größer als Sachsen, als aggressive imperialistische Macht im Nahen Osten darzustellen, ist totaler Müll und wohl nur als eine schimärische Einstellung, aus der sich die Welt erklären soll, zu diagnostizieren. Einfach ausgedrückt: Das ist verschwörungstheoretischer antisemitischer Scheißdreck. Wer glaubt, so etwas gäbe es nicht mehr, sollte sich mal die auflagenstarke linke europäische Zeitschrift „Le Monde Diplomatique“ durchlesen. Allein in der Januarausgabe dieses Jahres finden sich vier klar antiisraelische Beiträge, welche die Hälfte der Zeitung ausmachen. Monique Chemillier-Gendreau (lehrt an der Uni in Paris) schreibt darin zum Beispiel (Achtung!!!):
„Der Staat Israel macht sich daran, etappenweise die verbleibende Hälfte Palästinas zu erobern und in Besitz zu nehmen, die eigentlich einem palästinensischen Staat vorbehalten sein sollte. [...] Die Siedlungen in den besetzten Gebieten wurden auch unter den Regierungen der Arbeiterpartei ausgebaut, auch wenn man wusste, welchen Terror die fanatischen Siedler verbreiten. [...] Heute hat es den Anschein, als wolle die Regierung Scharon dem palästinensischen Volk das Existenzrecht verweigern, also seine Identität auslöschen. [...] Im Übrigen lehnt man es in Israel ab, die eigene Führung strafrechtlich zu verfolgen [...], niemand kommt auf die Idee, die Auftraggeber und Ausführenden solcher Liquidationen gerichtlich zu verfolgen. Dafür wird sich das israelische Nationalbewusstsein vor der Geschichte verantworten müssen.“
Eigentlich ist dieses Beispiel nicht gut, weil es absolut offensichtlich die Existenz Israels ablehnt. Zumeist ist antiisraelische Agitation subtiler. Etwa dann, wenn deutsche Medien, anstatt sich über die Zuwiderhandlung der Palästinenser gegen administrative Vereinbarungen zu empören, Israel verunglimpfen, weil Israelische Sicherheitskräfte das Schiff „Karine A“ – an Bord eine umfangreiche illegale Waffenlieferung an die Palästinenser – sicherstellten. So titelte die „Frankfurter Rundschau“ nach den Ereignissen: „Die Schiffs-Affäre kommt Scharon durchaus gelegen“. Und weiter im Text: „Also wird das Waffenschiff propagandistisch ausgeschlachtet, um eine Arafat-Iran-Hisbollah-Connection zu konstruieren.“ (FR, 7.1.02)
So stellte Levi fest, dass die europäischen Medien meist falsch berichten, weil sie israelische Reaktionen aus dem Kontext, in dem diese stattfinden, herauslösen. Außerdem vertuschen sie die Ziele der Terrororganisationen Hamas und Jihad, wenn sie diesen unterstellen, für die Befreiung des Westjordanlandes zu kämpfen. Diese Organisationen proklamieren öffentlich als ihr Ziel die Vernichtung Israels. Auch derzeit, wo israelisches Militär im Gaza-Streifen und im Westjordanland Häuser platt walzt (übrigens waren darin keine Menschen), wird die Tatsache, dass diese Häuser in einer umstrittenen Schutzzone ohne Baugenehmigung errichtet wurden, von der Berichterstattung der Medien hierzulande meist verschwiegen. Es gibt hin und wieder Ausnahmen, in denen der Gesamtzusammenhang Israels Politik in einem anderen Licht erscheinen lässt. So zitiert die FAZ am 15.01.02 auch mal Scharon: „Israel müsse eine Sicherheitszone schaffen. Dabei müsse auch erwogen werden, die Palästinenser finanziell für ihre Verluste zu entschädigen.“ Auch das Faktum, dass nur Häuser von mutmaßlichen Terroristen bebombt werden, wird in den meisten Medien als sinnloser Gewaltakt uminterpretiert.

Hoffnung für Israel?

Herr Levi berichtete schließlich noch über die antiisraelische Öffentlichkeit in Palästina. Denn diese hätte Schuld, dass die heutige palästinensische Jugend so viel Hass gegen Israel in sich trage. Daher sei derzeit keine politische Lösung greifbar, wenn eine solche auch die einzigste langfristige Chance für einen Frieden implizieren würde, da der derzeit herrschende militärische Pragmatismus zwar Probleme abmildert, doch langfristig den Konflikt nicht zu sänftigen vermag. Der Konflikt ist mit europäischem Denken überhaupt nicht zu durchdringen behauptete Levi. Nicht nur weil dieser Konflikt aus so vielen Spannungsfeldern erwächst, sondern auch weil der Konflikt in Palästina und anderen islamischen Ländern einen religiösen Nährboden hat, von dem wir völlig ahnungslos sind. Dort existiert laut Levi ein Hass, der durch keine rationalen Ursachen zu erklären ist. Levi lies dieser These mehrere Beispiel folgen. So gibt es in palästinensischen Schulbüchern Karikaturen bluttrinkender Juden und jeden Freitag wird im offiziellen Fernsehen abends eine Predigt gehalten, die immer mit den Worten „tötet alle Juden“ endet. In Ägypten heißt das beliebtste Volkslied auf Festen „Ich hasse Israel“ und der syrischen Verteidigungsminister sagte letztens: „Wenn alle Juden tot sind, ist auch der Konflikt beendet.“ Levi sagte schlussendlich, dass der Schlüssel zu einer Friedenslösung in der Demokratisierung der Politik und Aufklärung der Menschen in den islamischen Gebieten läge.

Die Linke und Israel

Wenn Levi den Unterschied zwischen Europäischer und Islamischer Welt festhält, muss eine antikapitalistische Linke die Gemeinsamkeit erkennen. Während der Unterschied unter anderem darin liegt, dass die Religion als gemeinschaftsstiftende Identität eine kollektive Besinnung auf das paradiesische Jenseits und damit andere Kriterien für das Handeln im Diesseits erzeugt, so besteht die Gemeinsamkeit, dass unter krisenhaften kapitalistischen Bedingungen die bürgerlichen Subjekte in Gemeinschaftsidentitäten Zuflucht suchen. Wenn sich das bürgerliche Subjekt normalerweise in der Situation befinden, einerseits ökonomische Einzelkämpfer und andererseits politische Teile einer Gemeinschaft zu sein, zwei Funktionen die sich ausschließen und doch einander erzeugen, werden diese Funktionen in Krisensituationen instabil. Im Gegensatz zu der Prognose Robert Kurz’ („In der Enthemmung der globalen Krisenkonkurrenz, die sich im perspektivlosen Terror wie in den ebenso perspektivlosen demokratischen Weltordnungskriegen und in zahlreichen verwandten Erscheinungen – ethnische Bürgerkriege, Plünderungsökonomie, Amokläufer usw. – zeigt, verliert der moderne Staat das Monopol auf den technologischen Massenmord, der in dieser staatlichen Form von Anfang an ein Wesensmerkmal der kapitalistischen Anti-Zivilisation war. Das blinde Morden im großen Maßstab geht jetzt unmittelbar auf die Individuen und ihre synthetischen Aggregierungen – wie zum Beispiel fanatische religiöse Sekten – über; die Zersetzung der Subjektivität fällt zusammen mit einer Zersetzung der Ideologien, in denen sich die Modernisierung dargestellt hatte.“ in „Fanta auf Lebenszeit“) sucht meines Erachtens das einzelne Individuum in Krisenprozessen um so verzweifelter Halt in der Gemeinschaft. Einzel- und Gemeinschaftsinteressen fallen zusammen und bestimmen sich in ihrem Kampf gegen den Feind. Der Feind ist das raffende Kapital, welches das Unheil über das eigene Sein gebracht hat. Und da die Reflexion mangels Wissen um die kapitalistischen Verhältnissen das Kapitalistenschwein nicht im eigenen Handeln, welches den ökonomischen Einzelkampf impliziert, vermutet, muss dieses sich durch ein konkretes Feindbild verkörpern. Und zum Feind wird dann der wurzellose, anpassungswillige und doch sich zu einer anderen Gemeinschaft dazugehörig fühlende Jude sein, der überall aber doch nirgendwo ist.
Wenn man dieses Verhältnis von bürgerlicher Gesellschaft und dem hier sehr kurz und undifferenziert erklärten Antisemitismus nachvollzieht, bedeutet das zugleich, – insbesondere unter Kenntnis der Geschichte – die Notwendigkeit zu erkennen, dass die antikapitalistische Linke Israel zu verteidigen hat.
Außerdem bedeutet diese Reflexionsebene, nicht selber in Verschwörungstheorien zu verfallen. So erinnere ich mich an viele Gespräche mit vermeintlichen Linken, die sich die Selbstmordanschläge der palästinensischen Terroristen aus der tiefen Verzweiflung der Palästinenser unter der Herrschaft Israels erklärt haben, anstatt zu reflektieren, dass diese wahnhaften Taten nicht mathematisch herzuleiten sind. Wenn so der Versuch einer rationalen Begründung unternommen wird, sucht man zu der selbstmörderischen Tat zwanghaft eine äquivalente Ursache bei Israel und verfällt automatisch in Verschwörungstheorien, in denen sich die Faktenlage in den Erklärungszusammenhang einzuordnen hat. Für die Selbstmörder empfindet man schließlich Mitleid und Bewunderung für ihre selbstlosen Taten, während man Israel verdammt.
Wegen der Tatsache, dass latenter Antisemitismus im Kapitalismus allgegenwärtig ist und immer droht barbarisch auszubrechen, gilt es für eine antikapitalistische Linke, Position für den Staat Israel zu ergreifen! Erst auf der Grundlage eines solchen Verständnisses kann man dann einzelne politische Züge des Staates Israel kritisieren.
Hannes


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last modified: 28.3.2007