Was wurde nicht alles geschrieben, gesagt und
debattiert, am Ende steht dann doch: Der Hardcorer darf sich nun endlich
das Unpolitisch-Sein (wieder) auf die Fahnen schreiben. Doch beginnen wir am
Anfang. Ein paar Jugendliche mit starken Sympathien für das aufkommende
Skinhead-Movement erfinden in einem Stadtteil von New York den Hardcore.
Aus einer Freizeitbeschäftigung wird schon bald ein Beruf, eine Bewegung,
eine Szene wie auch immer. Festzuhalten bleibt: ein Sound startet seinen
Triumphzug um die Welt. Bands verschiedenster Coleur gründen sich und
schreien heraus, was sie beschäftigt. Daß dabei der ein oder andere
verbale Fehltritt herauskommt, ist nicht weiter verwunderlich. Wird eine Band
jedoch mit Kritik konfrontiert, wird sich immer auf ein diffuses
Unpolitisch-Sein und die Liebe zur Musik berufen. Noch heute reicht diese
Rechtfertigung, um Fans, Medien und KonzertveranstalterInnen den Wind aus den
Segeln zu nehmen. Denn bei aller Kritik, die in den letzten Jahren formuliert
wurde, sei es an patriotischen Texten, dem Straight Edge Life Style, dem
Sellout oder dem gerade aktuellen Zuzug an Prolleten und Nazis in die
Hardcore-Szene, bleibt doch eins immer gleich. Kleinster gemeinsamer Nenner von
uns Hardcore-LiebhaberInnen war die Musik, ist die Musik. Das ganze amtlich
macht nun die Rucksack-Marke Eastpak, die sich in ihrer Funktion als Sponsor
der Resistance Tour rühmt, aus Boston zu kommen und quasi in einem
symbiotischen Verhältnis zur HC-Szene zu existieren und das ohne
politische Statements abzugeben. Bravo! Der authentische HCer besorge
sich jetzt schnellstens den zum Outfit passenden Rucksack, klebe den alten
DVU-Sticker drauf und besuche jene Tour. Vergessen werden sollte dabei nicht,
dem Jungspund auf der Bühne zu applaudieren, wenn der uns erklärt:
Scheiß egal ob links oder rechts, es geht doch um die
Musik.
So, damit genug der Schwarzmalerei, mit der Good Night White
Pride-Kampagne gibt es ja auch ein Licht am Ende des Tunnels und
vielleicht gelingt es, der sicher mannigfaltigen HC-Szene sich vereint hinter
diesen aufgehenden Stern zu stellen.
Mit BREAKDOWN, MAXIMUM PENALTY und BACKFIRE erwartet uns ein Konzertpackage,
welches sonst nur bei Conne Island HC-Festivals geschnürt wird. 2 mal New
York Hardcore der feinsten Sorte mit Bands, die sich schon vor Jahren ihren
Platz im HC-Himmel gesichert haben. Breakdown, die sich dem klassischen New
York Sound verpflichtet fühlen, Singalong, Gerumpel, treibender
Streetstyle ohne Kompromisse. Maximum Penalty rocken ohne Ausnahme, scheuen
jedoch nicht diverse Ausflüge in Hip Hop-, Metal- oder Jazz-Gefilde und
Backfire, die Mitte der Neunziger von Lost&Found entdeckt
wurden, rühmen sich zurecht, zu den Aushängeschildern des
europäischen Hardcore zu gehören. Nach dem Selbstmord ihres Drummers
schien die Erfolgsgeschichte von Backfire beendet zu sein, doch nach
längerer Pause entschieden sie sich, mit neuem Knüppler
weiterzumachen. Somit ein Billing das ein Gütesiegel der Klasse 1
erhält. Ich wünsche allen Fitness-Atzen eine angenehme,
zusätzliche Trainingseinheit und allen anderen ein geiles Konzert.
Biene
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