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Made in Speck, 8.4k

Bisweilen wird Migranten, welche ihren Aufenthaltsort nach Deutschland verlegt haben, nachgesagt, die ganze Bandbreite des hiesigen „Sozialstaates“ für ihre Zwecke nutzen zu wollen. Das Prinzip des „do ut des“ ignorieren selbige hiernach ebenso systemwidrig wie das ihnen nahegelegte Erlernen der deutschen Sprache. Dabei ist die Frage nach einer Daseinsberechtigung längst nicht mehr zu stellen. Das Phänomen innerhalb der deutschen Bevölkerung lässt sich geradewegs daran festmachen, dass jene seit ihrer Existenz, statt Fragen zu stellen, stets nur Antworten predigt. Sobald jedoch Forderungen nach Veränderung desselben Zustandes einhellig und vor allem medienwirksam Nachdruck verliehen werden soll, wird diesem Unterfangen kein Erfolg beschieden sein. Auch wenn man dabei die Durchschlagskraft eines Gabriel Batistuta für sich in Anspruch nimmt.


Afrob, 15.6k

Kopfnigger

Unbestritten können die Produktionen von Afrob als hochintelligente Ausnahmen unter den wenig wissenschaftlich ausgerichteten deutschen HipHop-Interpreten Geltung erlangen. Hierüber jedoch längere Ausführungen zu machen, erübrigt sich allerdings mangels Alternativen recht schnell. Ebenso wie bezüglich der Notwendigkeit einer fortdauernden Existenz des gesamten Genres der Worte genug gewechselt sind. Währenddessen bisweilen die Grenze zwischen Profitgier, Repräsentation der eigenen Person sowie Anspruchsdenken und weitergehendem Aktionismus fließend verlaufen, kommen nunmehr sämtliche „Linguisten“ als große, ganze Familie daher, um die Interessen der anderen wahrzunehmen. In Anlehnung an diverse Staatenbündnisse wird dabei propagiert, was das Zeug hält. Jeder kann mit jedem und wenn der eine mal aus der Reihe tanzt, dann hat nämlicher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen „Compagnero“, der diese sich auftuende Lücke zu schließen imstande ist. So erhält auch ein Ferris MC nach jahrelanger Abstinenz wieder einmal die Möglichkeit, sich zu äußern und einen Erfahrungsbericht der letzten Jahre zum Besten zu geben. Viel Neues gibt es dabei selbstredend nicht zu berichten: „...saufen, rauchen und auf Bühnen abgehn / tausend Mal dein Namen schrein / nonstop im Mittelpunkt stehn...“ So weit, so „gut“. Auch der in Deutschland stationierte Botschafter Jamaikas Tilmann Otto alias Gentleman, den sich Afrob verstärkend ins Boot holte, erläutert in kognitiven Reimen, dass das Sprichwort „nomen est omen“ auf ihn, seinen Künstlernamen um genauer zu sein, gerade nicht zugeschnitten ist. Dass er selbiges gar ad absurdum führt und die ehemals genannten Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit, wie sie sich gerade in seiner Person manifestieren, nachdrücklich untermauert, ist mittlerweile in diesem Genre keine Seltenheit. Wiederum wird eine Lanze für all die „real jamaicans“ gebrochen und eine Grußbotschaft „für die votzen die das nie verstehn...“ nachgesandt. Und eben hier endet ein politisches Selbstverständnis, auch wenn man gerade kein zweiter Jimmy Hartwig sein will.
Und so wird es eben auch Afrob nicht gelingen, Veränderungen der Denkvorgänge, wenn man so will, hinsichtlich scheinheiliger und später Betroffenheit innerhalb der Gesellschaft zu bewirken. Insofern muß gerade seine Botschaft „Öffne die Augen“ weniger als politisch motiviertes Statement denn als Aufforderung an seinen Weggefährten Ferris MC, der aufgrund seines Drogenkonsums damit rechte Probleme haben soll, verstanden werden.

„Muschis, Homis, Wixerbullen“

Nicht, dass Afrob alleine kommen würde. Nein, er hat sich Verstärkung mitgebracht. Dass diese allerdings nur musikalischer Art sein wird, und nicht, wie befürchtet, die sozialpolitische Creme de la creme, liegt auf der Hand. Für die einen, Da Fource, „gibt es außer HipHop nicht viel, was zählt und das war eigentlich schon immer so“, der Horizont der anderen beschränkt sich auf die drei wesentlichsten Dinge im Leben, zusammengefasst in dem Track „MUSCHISHOMISWIXERBULLEN“. Erstens reimt es sich nicht einmal, zweitens ist es recht sexistisch und drittens untergräbt dieser Zusammenschluss von Künstlern die Authentizität eines Afrob. Wer einerseits „alltäglichen Rassismus und“, in diesem Kontext anmutig erscheinenden, „Ungerechtigkeiten“ bekämpfen will, wird spätestens mit einer solchen, ihn begleitenden Band nicht mehr ernst genommen. Denn ist nicht auch eine Diktatur des Mannes über die Frau „ungerecht“?

Letzter Versuch

Ähnlich wie sich der VfB Stuttgart in der Fußball-Bundesliga darstellt, erscheint auch der Werdegang der Stadt als HipHop-Metropole stark gefährdet. Erfolgversprechende Newcomer sind so rar wie gute Spieler im nämlichen Verein. Afrob ist da noch die einzige Ausnahme, und hat angesichts der fehlenden Alternativen den Status des letzten Mohikaners inne. Auch nach der wirklich vielversprechenden „Letzten Warnung“ darf man auf die Zukunft gespannt sein. Geflissentlich ist hierbei Ruhe vor dem Sturm angesagt. Sollte dieser ausbleiben, hat der HipHop seinen letzten Kredit verspielt. So als wenn Batistuta zu Lazio Rom wechseln würde.

Teewald


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last modified: 28.3.2007