Das Schlimmste, was sich der Programmchef eines modernen kommerziellen Radiosenders, ob nun öffentlich-rechtlich
oder privat, vorstelen kann: Weltuntergang, Pest, Armageddon, Rinderwahnsinn?
Nun, ist alles nichts gegen eine zu gute Moderatorin, einen zu guten Moderator.
Smoother Gleichklang soll aus dem Radio kommen und unsere Räume beschallen. Medium Radio:
Ein Stetigkeit vorgebender Soundtrack zur Stetigkeit des Alltags- und Berufslebens. Das Radio,
ein Begleiter, der nicht über Gebühr Aufmerksamkeit auf sich lenkt, in dem er gute
Grimassen schneidet und lustig um einen herumhüpft, sondern der bescheiden Grimassen schneidet
und professionell neben einem herhüpft. Und sich ansonsten in bloßer Anwesenheit
genügt. Eine zu gute Moderation, eine zu gute einzelne Sendung im Tages- oder Wochenprograrmm
könnte auf den Gedanken bringen, alle anderen gegen diese abzuwägen, sie nicht
mehr in den Gesamtablauf integrieren und auflösen zu können. Sie könnte zur Entscheidungshilfe
gegen das restliche Progranm werden - die größte Angst des Wellenchefs.
Und wenn dann ein Redakteur kommt und sagt: Chef, unsere Dancefloor-Sendung am Samstag abend
hat tolle Reichweiten, dann kommt die Antwort: schön. Dabei wird aber gedacht: Scheiße,
das könnte das Gesamtbild verzerren, die ganzen jungen Dancefloor-Hüpfer schalten
ein, und die ganze andere Durchschnittshörerschatt schaltet weg. Wir wollen doch den mit
allem einverstandenen Durchhörer nicht verschrecken. Die Mitte, den Mainstream als ein ästhetisches
Prinzip, das sich in ein Ökonomisches, ohne gefährliche Amplituden nach
oben oder unten, verlängert. |