[8][<<][>>]

DMB

ENDLICH EINE LEGENDE STERBEN SEHEN

Eigentlich sollte hier ja ein Interview hin, daß wir ohne Kosten noch Mühe zu scheuen mit Schnö (git) und Seele (bass) von DMB führten, aber wie die moderne Technik des ausgehenden 20. Jahrhunderts nun mal ist, hat das hinterhältige Diktiergerät den größten Teil der Aufnahme in Geräusche verwandelt, die nicht mal mehr als futuristische Sampels für den neuen Grönemeyersong zu verwenden sind. Aber statt lange rumzujammern nochmal die frohe Botschaft: DMB holen ihr Abschiedskonzert, auf das die Fans seid Jahren warten endlich nach.
Das Leipzigs Hardcoreband einfach so auseinander ging, lag an der Stagnation, die intern nach drei Jahren aufgetreten war. Keine neuen Ideen, sich untereinander nichts mehr zu sagen, "da fehlte einfach der Kick" (Seele). Als Schnö dann noch mit Up In Arms "fremdging", war alles vorbei. Das Comeback kommt auf Anregung eines der Redaktion unbekannten Wurzener Aktivisten zustande und war ursprünglich als Benefiz für eine andere Band gedacht. Aber die Vorbereitungen zogen sich in die Länge. Unter anderem war der Proberaum oft nicht zugänglich ("Man beachte die Ironie!" - Seele). Einmal am Proben gab es aber kein Zurück mehr und so wurde die AMBUSH-Tour zum willkommenen Anlaß genommen trotzdem ein Konzert zu spielen. AMBUSH, die noch zu DDR-Zeiten gegründet (in Bautzen) zählen zu den innovativsten Bands im Hardcorebereich ihre auf MAXIMUM VOICE PRODUCTION erschienene DoppelLP (eigentlich aber nur drei Seiten Musik und eine Seite Stille) kommt ziemlich düster und depressiv daher. In einem Interview mit PROFANE EXISTENCE gibt Tobias dann auch zu Protokoll, das er von politischem Engagement und überhaupt der ganzen Menschheit nicht mehr viel erwartet:
PE: So you think humanity is fucked and thatİs the way it is?
Tobias: Yes, that sums it up really well.

Für Basist Tom (übrigens ein echter Amerikaner aus der Nähe von NYC, falls das für irgendwelche Leute ein Qualitätsmerkmal sein sollte) etwas zu drastisch, aber Postive, Political, Powerfull sind nicht die Attribute, die zu AMBUSH gehören. Interessanterweise haben sich DMB in ihrer letzten Phase auch immer mehr vom positv Denken ("... in diesem Sinne waren wir die meiste Zeit eine Straight Edge Band" - Seele) entfernt und sind entsprechend auch stärker vom Amistyle abgewichen. Wer wissen will warum Sänger Roman die Doombewegung gründete, die heute durch Bands wie NKOTB revolutioniert wird, muß aber Seele selber fragen, der bei der Gelegenheit sicher auch vom DMB-Fernsehn ("allen wollen das und es wird kommen") berichten wird.

Das Konzert wird vervollständigt durch DH, deren Sänger Gag sich intensiv um alles gekümmert und so die Funktion von "Ex-DMB-Manager" Imad übernahm. Das mit dem "Manager" dürfte hier eigentlich gar nicht stehen. Denn obwohl Schnö und Seele zugeben mußten, daß Imad sehr viel für die Band getan hat (er hatte damals die Tour mit SFA besorgt, die DMB über den lokalen Rahmen hinaus bekannt machte), eine echte Hardcoreband hat keinen Manager. Aber zurück zu DH mit ihrem am NYHC orientierten Stil bilden sie zusammen mit AMBUSH den perfekten Rahmen für DMB.

PS.: Was hören (Ex-) Hardcorer heutzutage so: Seele Madonna, Schnö Johnny Cash

Discographie:

AMBUSH same und "A Ocean of Irrelevance" je 7" (Winter Rec.)
"Lach!" DoLP (Maximum Voice Prod.)
DH "Leipzig" 7" (Halb 7 Rec.)
DMB same 7" (X-Mist Rec.)
SFA/DMB live Split 7" (Lund Castle Core Rec.)