[Daft Punk: Discovery, 2001] |
Bitte anschnallen, die Discovery startet zu einem Space-Dance-Trip der
besonderen Art! Ihre Piloten Thomas Bangalter und Guy-Manuel Homem-Christo
nehmen Sie mit auf eine Reise durch drei Jahrzehnte Popkultur. Sexy, skurril
und unwiderstehlich tanzbar. Die French House Superstars, die 1997 mit
Around the World und dem Album Homework klanglich und kommerziell
neue Maßstäbe in der Clubmusik setzten, haben die vier Jahre
zwischendurch gut investiert: in schöne Songs, grelle Sounds und coole
Roboter-Outfits...
Allein in einem Track wie Digital Love stecken Reminiszenzen an die
radiotötenden Videostars namens The Buggles, an Jeff Lynnes bärtiges
Electric Light Orchestra und ja, auch Mike Oldfield, mit denen manche
Trendfetischisten ihre Probleme haben werden. Harder, Better, Faster,
Stronger" heißt die Devise im Jahr 2001, und aufgeschlosssene Pop- und
Housefreunde werden zur gleichnamigen Vocoder-Disco-Hymne scharenweise bei
vollem Bewusstsein veitstanzartige Verrenkungen vollführen. Auch in der
Wahl ihrer Gäste haben Guy und Thomas Zeichen gesetzt: Gleich zweimal
wirkt House-Prince Romanthony mit, bei der bereits bekannten
Vorabsingle One More Time und dem gleichfalls wohlgeratenen
Too Long, das den einstündigen Space-Party-Trip
beschließt. Letzteres kommt sehr langsam in Fahrt, steigert sich dann
aber zu einem ekstatischen Clubtrack. Zugegeben, es gibt auch schwächere
Momente: Der Retro-Sound von Crescendolls wirkt altbacken und
Superheroes lebt zu sehr von einer Sound-Idee.
Man ist halt verwöhnt von Daft Punk und fragt sich auch, ob die Ballade
Something About Us nicht auf einem Air-Album besser aufgehoben
wäre? Dafür entschädigen verträumt groovende Tracks wie
High Life und Voyager.
Space-Freunde werden den digitalen Barock-Heimorgelkitsch auf Veridis
Quo" schätzen und Short Circuit erinnert stark an den Electro
Funk von Herbie Hancocks Rockit. Face to Face, ein
feines Achtziger-Deep-House-Pop-Funk-Patchwork komplettiert den
Reigen. Sollte der Erfolg von Discovery den von Homework übertreffen
(wovon auszugehen ist), dann nicht weil Daft Punk kommerzieller geworden
wären, sondern weil sie so vielen Menschen den Spaß am rhythmischen
Ausdruckstanz zurückgegeben haben. Danke.
Christian Arndt
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