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59 TTP Schrift, 2.6k

The "HE HO-LET'S GO" Feeling

59 Times the Pain, 22.8k In den 70ern eine anarchistische, brandneue und unsere Gesellschaft ablehnende Bewegung. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist sie kommerzialisiert, salon-fähig, hip und hat sich doch ein kleines Stückchen Rebellion und Subversion bewahrt, auch wenn von Gegenkultur natürlich nicht mehr die Rede sein kann. Ist die Punk & Oi!-Subkultur somit tot, hat sie sich verkauft, das Kriegsbeil wieder vergraben oder ist sie einfach nur erwachsen geworden? Kommt das Hören von Punkalben der „neuen Schule“, einem Griff in die Kloschüssel der Popmusik gleich? Wenn wir heute von Punk & Oi!-Einflüssen sprechen, meinen wir damit eine Rückbesinnung auf alte Punk-Werte oder beschreiben wir einen minimalistischen Drei-Akkorde-Sound? Muss der Punker, um authentisch zu wirken, Ramones, Stiff Little Fingers, Cockney Rejects... hören und Bands wie Green Day, Millencolin, Blink182... belächeln? Fragen, deren Beantwortung vielleicht ein Buch füllen könnte. Und um die Sache mit dem real existierenden Punkrock noch komplizierter zu machen, kommen plötzlich unzählige Skandinavier, vereint unter dem Plattenlabel „Burning Heart Records“ daher und glauben, alles, was mit verzerrten Gitarren zu tun hat, neu erfinden zu müssen. Welcome to Punkrock College and 59 TIMES THE PAIN’s new world of Hardcore... liest man auf deren Homepage. Wie bitte?! denken jetzt sicher einige, doch ohne respektlos zu erscheinen, verweise ich auf Veröffentlichungen von Refused, Turbonegro, The Peepshows, Bombshell Rocks, The Hives, Millencolin... und behaupte, die können sich mit jeder verdammten Scheibe aus den Staaten oder GB messen. Leider haben wir jedoch nicht die gesamte Rock-Elite Schwedens zu Gast, aber mit 59 Times The Pain einen würdigen Vertreter. Die 4 smarten, vielleicht schüchternen jungen Herren, gründeten 1992 ihre Band und sind seit dem Erscheinen ihrer ersten Single „Blind Anger & Hate“ (1994) mitverantwortlich für den anhaltenden Hardcore/Punkrock Boom in Schweden. Ein paar Jahre später ist auch der Rest Europas auf den unverbrauchten Sound von 59TTP aufmerksam geworden (sicherlich bedingt durch den ersten „Cheap Shots“-Sampler), was der Band unzählige Gigs außerhalb der Grenzen Skandinaviens ermöglicht. Das Album „20 Percent of My Hand“ ist diesem Triumphzug alles andere als abträglich. Eine äußert gesunde Symbiose aus gängigen HC-Riffs und einer fetten Portion Rock’n’Roll. Nach dem Hören des letzten Albums „End of the Millenium“ (1999), würde ich „20 Percent of My Hand“ jedoch eher als Warm Up verstanden wissen, denn was einem da durch die Gehörgänge fegt, ist so wirklich noch nicht da gewesen.
Ein potentieller Evergreen basierend auf der alten, simplen Drei-Akkorde-Magie, amerikanischem Streetpunk und dem fast schon vergessenem „He Ho-Let’s Go Feeling“, gepaart mit der schwedischen Spielfreude, Kreativität und den grundlegenden Ideen des Hardcore; Toleranz, Stärke, Unity und Freundschaft. Daß Tonstudios nach 20 Jahren auch besser werden, muß wohl nicht erwähnt werden. Über den Opener an jenem Abend herrscht noch keine endgültige Klarheit, doch ist davon auszugehen, dass die Berliner „Beatsteaks“ sich die Ehre geben. Setzt man ein bißchen Musikgeschmack voraus, sollten sie keine Unbekannten sein. No sleep till 48/49! Und eins muß ich jetzt noch loswerden. Die „Donots“, einst Vorband der Beatsteaks, findet man inzwischen in der Viva Zwei Rotation. Verdientermaßen? Naja, zeigt sich mal wieder: das Leben ist kein Wunschkonzert. Oder doch?!
Bieny Man


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last modified: 28.3.2007