"Euthanational"
Hinlänglich sind Offenbarungseide dergestalt
abzulegen, dass der- oder diejenige umfassende Geständnisse, gar Beichten
ablegt, um so einen Schlussstrich unter all die Sünden vergangener Tage zu
ziehen. Im Hinblick auf die daraufhin ausstehende Absolution, wird dem
Lieblingssport der Deutschen so der Boden den Füßen entzogen.
Gerüchte verbreiten, ist nicht mehr. Aus Opfern, deren Existenz das Leben
sämtlicher Generationen prägte, werden Täter. Eine für
diese Nation nicht alltägliche Genese. Indes ist neu, dass diese
Entwicklung atemberaubende Qualitäten erfährt. Solche, deren
Auswüchse sich am Rande der Illegalität bewegen. Vorreiter in dieser
Hinsicht sind, wie sollte es auch anders sein, wieder einmal die
Sprachakrobaten, denen ihre gesellschaftskritische Attitüde förmlich
auf den Leib geschneidert und aufs Gesicht geschrieben steht. Doch, wie es
hinter diesem aussieht, ist fast so interessant wie die Autobiographie des
Bundesaußenministers.
Ich will alles kaputtmachen
Währenddessen die jeweiligen Interpreten der ihnen immanenten Kultur,
sofern sie nicht die Urväter der jeweiligen darzustellen vermögen,
nach und nach über die Früchte ihrer Arbeit stolpern,
sind die neuen Sternchen am Horizont nicht gerade darauf erpicht, positive
Akzente zu setzen. Bezüglich der Überflüssigkeit ihres
kulturellen Daseins scheinen der Worte genug gewechselt, kämen hierbei
nicht immer wieder neue Indizien ans Tageslicht. Die eine Alternative, damit
umzugehen, ist sicherlich, das bekannt Gewordene totzuschweigen. Andererseits
gebietet schon das Informationsrecht die stete Auseinadersetzung mit den
Künstlern, deren Besuch gesichert scheint. Nun, in diesem Falle ist es
nichts Lokales. Aufgrund der spärlichen Besetzung sämtlicher Sparten
dürfte sich Wehmut darüber geradezu in Grenzen halten. Dabei bleibt
allerdings immer zu beachten, dass die Nahrung für die Aufdeckung
sämtlicher Missstände noch immer von den Künstlern selber kommt.
Sollte sich daran jemals etwas ändern, hat eine Partei gewonnen. Zu hoffen
bleibt, dass dies die passiv legitimierte sein wird.
Realistische Raps oder where the hip hop real is
Dass man sich der Lächerlichkeit preis gibt, ist ein alter Hut. Auch der
Tatsache der Ähnlichkeit aller, wie sie unlängst von Skills En Masse
behauptet wurde, ist im Hinblick auf ihre Interpretation beizupflichten.
Nichtsdestotrotz scheint aber, und das ist schlimm genug, gerade im Bereich des
Sprechgesanges eine Zweiklassengesellschaft zu existieren. Per se nichts
Ungewöhnliches, doch im diesem Genre bedarf dies der näheren
Erörterung. Mittel- und Oberklasse bezeichnete der einst einschlägig
bekannte Ferris MC dieses Phänomen. Wer sich dabei an der Spitze dieser,
man traut sich fast gar nicht Bewegung zu sagen, wiederfinden soll,
bleibt ein Geheimnis. Spielt hierbei auch keine tragende Rolle. Allerdings
sieht man sich genötigt, dem eine weitere Sparte, nämlich die der
Unterklasse hinzuzufügen. Maßstab ist dabei die jeweilige
intellektuelle Grundlage. Im vorliegenden Fall scheint es gerade damit nicht
weit her zu sein. Näher darauf einzugehen, erübrigt sich an dieser
Stelle. Dreht sich doch alles nur um Hip Hop. Und eben da sind Kritik, formale
Politik und ein wenig Understanding völlig fehl am Platz.
Leichter gesagt, als getan...
Teamgeist das Zauberwort, welches die Scheinheiligkeit der meisten
Musikgenres am besten auszudrücken pflegt. Die modernen
Sprachwissenschaftler nennen selbige Erscheinung neighbourhood und
sind dabei dem Lokalpatriotismus so nah, wie sie es wahrscheinlich nie sein
wollten. Probleme diesbezüglich bereitet den Künstlern von A.B.S.
allerdings schon, ihre Intentionen unter vernünftige Reime zu subsumieren.
Ihre Verbundenheit zu einem Rapper mit außergewöhnlichem Namen taten
sie mit Roey Marquis Euthanasie kund. Der Bedeutung des
Begriffes so weit entfernt wie die Erde dem Mond, konnte als Ausrede nur der
Streifzug durch ein Fremdwörterlexikon und ein Gleichnis zu anderen Bands,
deren Ausrichtung nahe liegt, herhalten. Man wisse nicht, und das ist kein
Wunder, was sich hinter diesem geschichtsträchtigen Wort verbirgt. Weitere
Textpassagen werden hier aufgrund der Sensibilität der Gemüter mit
allerdings sehr schlechtem Gewissen unterschlagen. Sämtliche
Mutmaßungen hinsichtlich der politischen Ausrichtung der vier werden mit
der Nationalität eines Mitgliedes abgetan. Dieser ist türkischer
Abstammung und einer fremdenfeindlichen Ideologie natürlich gefeit. Dass
dies und die Ablehnungshaltung bezüglich politischer Einflüsse keiner
Erörterung bedarf, liegt auf der Hand, welche ins Feuer zu legen, hierbei
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit höchst töricht
wäre. Auch sei dem Freund des Fremdwörterlexikon ans Herz gelegt,
sich mit der Innenpolitik der Türkei, vielleicht unter Zuhilfenahme eines
Buches, auseinander zu setzen. Wenn dabei klar wird, wie mit politischen
Gegnern und anderen nicht in die Gesamtschau passenden Menschen zum Teil
verfahren wird, sollte sich schnellstmöglich ein neuer
Rechtfertigungsgrund zurecht gelegt werden. Und eins nicht vergessen:
Alle Kanacken, alle Schwarzen sind wie wir. Ach ja und noch was:
Weniger reden, mehr machen.
Teewald
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