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Der Generalsekretär der zur Partei der
Hinterbänkler mutierten CDU, Lorenz Meyer, wird zum Vorschlag Heiner
Geißlers befragt, der der Partei eine Kampagne unter dem Motto Gerechtigkeit statt Kapitalismus vorschlägt: Ich finde das verkürzt, was Heiner Geißler sagt, sagt Lorenz. Die taz fragt weiter: Die CDU ist nicht für Gerechtigkeit? Und Lorenz antwortet: Natürlich ist sie das. Aber ich halte sowohl den Kapitalismus als auch den Sozialismus bis auf Restbestände (...) für überwunden (...). Wenn ich Heiner Geißler abwandeln müsste: Zukunft und Gerechtigkeit. Allenfalls in dieser Kombination wäre es eine Botschaft für die CDU. Kapitalismus heißt jetzt Zukunft, das wolln wa erst mal festhalten. Lustig ist das schon deshalb, weil wenn man sich vorstellte, daß die ganzen höchstoffiziellen und amtlichen sogenannten Zukunftskommissionen plötzlich alle Kapitalismuskommissionen hießen, sie wahrscheinlich allesamt in eine kulturpessimistische Identitätskrise gerieten. Zukunft wäre dann nämlich nicht mehr, sondern nur Kapitalismus. Und das darf ja nun wirklich niemand aussprechen. Was aber versteht der gute Lorenz unter Kapitalismus, das er so mir nichts dir nichts bis auf Restbestände für überwunden erklärt wird? Nun, ohne allzu lange zu spekulieren, würde es wohl wundern, wenn da nicht das Zauberwörtchen Manchester identisch gesetzt würde mit dem, was für überwunden erklärt wird: Kapitalismus. Die PDS-nahe Stadtzeitung Leipzigs Neue freut sich über eine kleine Ausstellung zwischen Mensa und Hauptgebäude des diakonisch-sozialpädagogisch geprägten Berufsbildungswerkes in Leipzig-Knauthain. Sie hat zum Inhalt, wohin sich eine Erzieherin mit Lehrlingen (...) aufmachte nach Auschwitz nämlich. Das Ergebnis dieser Fahrt sei jetzt in Leipzig zu betrachten. Jaqueline Löwe heißt die Erzieherin und sie habe die Lehrlinge das Erleben an diesem Ort des Schreckens künstlerisch verarbeiten und dadurch auch innerlich verdichten lassen. Entstanden sind nicht schlechthin Fotos, Bilder und Keramiken. Jedes kleine Kunstwerk ist Mahnung, ist auch der Versuch des Mitfühlens. Nachahmenswert. Ich stelle mir vor, diese Jaqueline Löwe zwänge mich dazu, mich innerlich verdichten zu müssen. Ich glaube, da kann man wirklich nur dicht machen, um das zu verarbeiten, was die einen antun will. Dann auch könnte ich erst richtig den Versuch des Mitfühlens starten: die Juden da waren Opfer vonne Nazis und ich vonne Jaqueline Löwe. Ich möchte lieber nicht wissen, was da als nachahmenswert, als nicht schlechthin Fotos, Bilder und Keramiken empfohlen wird. Vielleicht ja als Mahnung ne kleine Porzellan-Gaskammer fürs Regal? Nur so als Versuch des Mitfühlens? Mann o Mann, und da wundert sich noch jemand, daß es unter Lehrlingen so überproportional viele Nazis gibt! Warum man in PDS-Gazetten so etwas wie oben lesen muß, erklärt sich auch so: Ein PDS-nahes Bündnis gegen Schulschließungen macht mobil. Denn im Januar 2001 wird im Leipziger Stadtrat über die Schließung von 14 Schulen abgestimmt. Und die schwerwiegenden Folgen dieser längst noch nicht abgeschlossenen Entwicklung sind nur zum Teil abzusehen. Fest stünde aber, so ist sich das Bündnis sicher, eines auf jeden Fall: Schulen müssen die freie Entfaltung und die individuelle Entwicklung der Persönlichkeit fördern. Wer in Gottes Namen hat denen das geflüstert? Seit wann gibt es denn die Einrichtung Schule zu dem Zweck, die freie Entfaltung und die individuelle Entwicklung der Persönlichkeit zu fördern? Seit es Schulen gibt, sollen sie nur eines bewirken: Sinnstiftung als Beherrschte und Zweckzurichtung als systemkonform. Wer mir anderes weiß machen will, sollte schleunigst dem Bündnis gegen Schulschließungen beitreten. Die Schulen der Gegenwart, ob fromm, frei, staatlich oder Waldörfig, sind überhaupt nur dann lizenzfähig, wenn sie aus jungen Menschen jenes Humankapital formen, das der Markt abverlangt: wandelnde Warenformen gefügig und zu jeder Schandtat im Namen des Humanismus und der Menscherechte bereit. Weil das so ist, kann die Minimalforderung der Linken nur die Forderung nach der Konstituierung eines Bündnis FÜR Schulschließungen sein. So far. Ralf |