Leipzig, September 2000.
Man mag es kaum glauben, es bewegt sich doch!
Nach Jahren der Stagnation hat sich entwickelt, was nicht mehr möglich
schien: eine von außen wahrnehmbare und positiv auftretende House-Szene
in Leipzig.
Mit Frankman (FM-Rec./piccolo), Gamat 3000 (Moonharbour/Dessous Rec.) und Mille
(USM/ Jetlag Rec.) haben in letzter Zeit verschiedene Produzenten vor allem
Aufmerksamkeit in Deep-House-Kreisen auf sich gezogen. Durch das neu
entstandene, von Eleganz und Deepness geprägte Soundprofil hat sich
Leipzig neben Frankfurt und Hamburg mittlerweile als wichtiger Bestandteil der
deutschen Housegemeinschaft etabliert.
Dabei besticht vor allem die Geradlinigkeit und Kompromisslosigkeit in der Art
und Weise der Produktionen. Die übliche geforderte Konsenshaltung, die
besonders DJs abverlangt wird, wird aufgekündigt, man verbiegt sich
nicht mehr je nach Windrichtung. Denn wem sind Sätze wie Spiel mal
was anderes! oder Wann fängt denn der nächste DJ
an? nicht schon untergekommen. Wer hat nicht schon absurde Diskussionen
geführt, hat nicht schon wie gegen eine Wand gesprochen? Unabhängig
von der ewig kontroversen Diskussion um den schmalen Grat zwischen
persönlichem Stil und Anpassung scheint dabei gerade die next
Generation der Houseproduzenten einen respektablen Weg gefunden zu
haben. |
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Exemplarisch dafür ist Frankman, der als einer der Vorreiter in Sachen
Deep-House gilt und sich vor allen mit den Releases auf dem eigenen Label
FM-Recordings einen Namen machte. Schon früher war Frankman als einer der
ersten House Djs bekannt, sorgte im Elastic und im alten
Distillery-Unterkeller zusammen mit Mathias (Mathew Gerich) und Michael
(Babm) für den adäquaten Sound. Nach dem kurzen Zwischenspiel
als Mitveranstalter (Redlight D.C.) konzentrierte er sich nach und nach auf die
Eigenproduktion und rief zusammen mit Spock (ex-Elastic Betreiber) 1998 FM-Rec.
ins Leben. Seit neuestem nun agiert er auch als Resident in Leipzigs
bekanntestem Club Distillery.
Trotz dieses allgemeinen Fortschritts besteht in einem Aspekt immer noch
Handlungsbedarf: es gibt kaum ein adäquates Veranstaltungsforum, in dem
sich DJs und Produzenten präsentieren können. Allzu oft
wählen Veranstalter die ihrer Ansicht nach sichere Variante
und bilden ihr Lineup nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten (sprich:
Bekanntheitsgrad und/oder Gagenforderungen) aus und scheuen sich davor,
eindeutiges Profil zu zeigen.
Mit einer neuen Veranstaltungsreihe im Conne Island soll nun der notwendige
Anfang gemacht werden. Unter dem Motto Houseaffair sollen ab dem
21.10.2000 in regelmäßigen Abständen lokale
Deep-House-Größen gefeaturt werden. Bleibt nur zu hoffen, das solche
Bestrebungen unterstützt werden und auch andere die Courage finden, eine
solche Idee aufzugreifen und weiterzuentwickeln.
Denn nichts ist gefährlicher als Stillstand. |
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