[Senor Coconut: El Baile Aleman] |
Über Coverplatten kann man ja geteilter Meinung sein. Es gibt
unzählige Scheiben voll mit billigstem Epigonentum, andere wiederum
schaffen es wenigstens. ihre Vorbilder halbwegs genau zu interpretieren.
So richtig interessant sind für mich allerdings nur zwei Arten des
Coverns. Die erste Art wäre die destruktive Bearbeitung von Songs wie z.
B. bei den Werken Laibachs exzellent zu hören; Bearbeitungen, die den
ursprünglichen Inhalt und die Aussage eines Songs ins Gegenteil verkehren
oder ihn völlig zerstören und damit andere Bedeutungssysteme wirksam
werden lassen. Oder eben unter der angenehmen Oberfläche eines
Popstücks Inhalte freilegen, die dann doch nicht so angenehm sind.
Aber darum soll es hier auch nicht gehen. Die Art, grosse Vorbilder mit einer
Art Hommage zu bedenken und aus den vorgegeben Stücken etwas eigenes zu
kreieren, ist Ziel der Betrachtung und eben meine Sommerplatte.
Senor Coconut covert ausschliesslich Kraftwerksongs, und das aufs
unterhaltsamste. Grundlage dessen sind lateinamerikanische Tänze,
Cha-Cha-Cha und Merengue. Und damit schafft er es, den kalten Maschinensongs
der Elektronikpioniere so etwas wie Groove zu verpassen. Klar, diese Platte ist
auch ein Versuch, auf den Boom lateinamerikanischer Musik aufzuspringen,
füllen doch Musikanten wie der Buena Vista Social Club mittlerweile
grosse Hallen. Aber Tour de France als Merengue verarbeitet, ist
doch zu unterhaltsam, oder Autobahn als Cha-Cha-Cha zu hören,
bringt dir Sonne und ein unwiderstehliches Hüftwackeln. Na ja, wenn alle
deutschen Tänze so wären...
Kay
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