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Heimholung nach Deutschland
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Wie alles anfing
Die drei linksliberalen Autoren Wisnewski, Landgraeber und Sieker waren nicht
sonderlich bekannt. Sie hatten Bücher gegen die Wehrpflicht,
Hochrüstung, Fast Food und Atomenergie geschrieben. Damit hatten sie sich
hochgearbeitet. Und es zu eigenen Beiträgen bei den Polit-TV-Magazinen
Panorama und Monitor gebracht.
Doch der dahinterliegende Plot verwundert. Herrhausen als der gute deutsche
Banker, der sich für die Entschuldung der Dritten Welt einsetzte und
dafür sterben mußte. Auftraggeber: US-amerikanische Banken.
Ausführende: eine belgische Anwaltskanzlei, die die RAF unterwandert hat.
Die RAF-Terroristen sind die guten deutschen Kinder, die nur ein bißchen
gegen den Vietnamkrieg protestieren wollten und dann in den Untergrund
getrieben wurden. Von ebenjener Anwaltskanzelei. Der im Film vorkommende
RAF-Terrorist wird in dem Moment, wo er auspacken will, ebenfalls umgebracht.
Von der Anwaltskanzlei. Und die dritten im Bunde: Die Polizei und der
Staatsschutz, die guten deutschen Bullen, die beim Aufklären des
Verbrechens ebenfalls ihr Leben lassen. Zwei Polizisten sterben direkt durch
den Agenten der belgischen Anwaltskanzlei, einer wird von belgischen Kollegen
ermordet.
5. Die erste Generation der RAF wurde wenige Monate nach ihren Aktionen, manche sogar schon vor ihrer ersten Aktion, hochgenommen. Und inzwischen hat der Überwachungs-Staat aufgerüstet. 6. Die Aktionen der RAF dienen dem Staat, um Protestbewegungen in ein schlechtes Licht zu rücken, sie zum Aufgeben zu zwingen, die Loyalität der BürgerInnen zu stärken und die Kriminalisierung gegen unliebsame politische Gruppen voranzutreiben. Die RAF hat also der Linken bislang immer nur geschadet. Und den RAF-Gefangenen, die für Hafterleichterung und Freilassung kämpfen, ebenso. 7. Es gibt keine Indizien, welche Mitglieder die RAF haben könnte. 8. Der RAF-Stern sieht jedesmal anders aus. 9. Außerdem kann ihn jedes Kind nachmachen. Auch dieses Buch ist mit einem >RAF<-Stern dekoriert. Wir sind gespannt, wann wir deshalb mit einem der Anschläge der vergangenen Jahre in Verbindung gebracht werden. 10. Die heutige RAF unterläßt es, die Bekennerschreiben eindeutig z.B. mit Fingerabdruck zu unterschreiben. 11. Auch die Bekennerschreiben lassen sich dank Tintenstrahldrucker, Kopierer und modernen Schreibmaschinen nicht mehr zuordnen. 12. Es gab RAF-Bekennerschreiben, die durch das BKA als authentisch eingestuft wurden. Der Widerruf der RAF, das Schreiben wäre gar nicht von ihr, wurden dann ebenfalls der RAF zugeordnet. 13. Die Anschläge gelangen immer an Orten erhöhter Sicherheit. 14. Während selbst normalen Passanten die Anschlagsvorbereitungen auffielen und sie zum Teil deswegen die Terroristen ansprachen, wollen die Personenschützer des BKA nichts bemerkt haben. 15. Obwohl die vom BKA so gut ausgebildet sind und in ihren Lehrbüchern steht, auf was alles zu achten ist. 16. Die Wortwahl und Ausdrucksweise läßt keine Schlußfolgerungen zu. Linguistische Gutachten sind unseriös. Wie überhaupt alle Gutachter des BKA. Während alle Experten, die sich im Sinne der Buchautoren äußern, als angesehen und zuverlässig gelten. 17. Die Ermorderten waren immer die Guten, zur Not auch nur das kleinere Übel. 18. So war Herrhausen einer, der den deutschen Banken zu mehr Einfluß verhelfen und die Schuldenmisere der Länder der Dritten Welt beseitigen wollte. (Letzteres jedoch nur, um ersteres besser durchzusetzen als Imagekampagne und Kampfansage gegen die US-amerikanischen Banken, bei denen der Trikont stärker verschuldet war als bei der Deutschen Bank. Dieser Hintergrund wird im Buch wenigstens noch kurz erwähnt, im Film wird aus Herrhausen dann vollends der menschenfreundliche Samariter, der nur die Hungernden auf dieser Welt retten wollte.) 19. Selbstverständlich berührten Herrhausens Initiativen zumindest den Geist des Abkommens von Jalta geht dem Autoren-Trio auch mal ein richtiges Licht auf. Aber selbst das spricht gegen die RAF. Denn gute Deutsche wissen: Die in Jalta vorgenomme Aufteilung des Kontinents war über Nacht ungültig geworden, und mit dem wiedervereinigten Deutschland, seiner Wirtschaftsmacht und geographischer Lage, betrat plötzlich ein neuer Global oder Continental Player die Szene, bereit, die Lücke nach dem Zusammenbruch des Systems von Jalta auszufüllen. Das wurde im Ausland, insbesondere den Jalta-Staaten, mit Aufmerksamkeit registriert. Oder anders gesagt: Die ausländische Kritik unterschied sich nicht besonders von jener in den Bekennerbriefen der >RAF<. Der britische Industrie- und Handelsminister hatte in Zusammenhang mit der Europäischen Union den Faschismus-Vorwurf an Deutschland gerichtet: Das ist alles ein deutscher Vorstoß, sich ganz Europa unter den Nagel zu reißen. Diese überfallartige Übernahme der Deutschen, mit den Franzosen als Pudel an der Seite, ist absolut unannehmbar. (...) Ich bin nicht grundsätzlich gegen die Preisgabe von Souveränität, aber nicht an diesen Haufen. Da könnte man sie offen gestanden gleich an Adolf Hitler abtreten. Also kann nur der Geheimdienst der Jalta-Staaten, der alten Feinde aus dem Zweiten Weltkrieg, hinter den Attentaten stehen, die den exponierten Vertretern der deutschen Großmachtpolitik (die in dem Buch aber nicht als solche benannt wird) galten. Daß der britische Minister anstelle Deutschland weiter bekämpfen zu können nach dem Interview zurücktreten mußte, wird zwar im Buch vermerkt, vermag aber nicht, das Theoriegebäude der Autoren ins Wanken zu bringen. 20. Gewisse deutsche Politiker, die mit Herrhausen an einer Tagung teilgenommen hatten, starben ebenfalls auf mysteriöse Weise (z.B. Barschel). 21. Herrhausen wurde nach seinem Tod abgelöst, von einem, der von Expansion und globaler Finanzpolitik nicht viel wissen wollte, sich dagegen mehr auf das Einzelkundengeschäft in den fünf neuen Bundesländern konzentrierte. 22. Die US-Banken, die Herrhausen nicht leiden konnten, freundeten sich schnell mit dem Nachfolger an. 23. Ähnlich bei Rohwedder. Auch er war unbeliebt in den USA. 24. Rohwedder war auch ein Guter. Er wollte nämlich als Treuhand-Chef die maroden Ost-Betriebe sanieren, um Arbeitsplätze zu sichern. 25. Die Firmen aus den USA wollten aber nur viel Geld machen und nicht sanieren. 26. Mit der insbesondere amerikanischen Unternehmern eigenen Arroganz konnten sie auch in Arbeitsschutzbestimmungen und Gewerkschaftsgesetzen eigentlich nichts anderes als böse Fallstricke auf dem Weg zur Teilnahme an einem neuen deutschen Wirtschaftswunder sehen. Daß solche Bestimmungen tatsächlich für die Arbeitnehmer gemacht worden waren, kam ihnen nicht recht in den Sinn. 27. Nach Rohwedder kam Birgit Breuel. Ein Gräuel. 28. Die Birgit wie kann es anders sein kommt aus einem Bankenhaus und ist nicht wie Rohwedder sozialdemokratisch, sondern eher wirtschaftsliberal eingestellt. Und ihre Familie hatte schon immer gute Kontakte zu den US-Banken. 29. Die Autoren hätten einer echten RAF empfohlen, zusammen mit Herrhausen und Rohwedder gegen Breuel und Konsorten vorzugehen. (Dann wäre uns auch die EXPO erspart geblieben. möchte man fast meinen.) 30. Alle Opfer und Begünstigten der RAF-Attentate hatten irgendetwas mit der Organisation Atlantik-Brücke zu tun. In dieser Organisation sind neben deutschen Politik- und Wirtschaftsführern die Creme der US-amerikanischen Hochfinanz und -industrie sowie der deutschen und amerikanischen Geheimdienste vertreten. 31. Aber die Atlantik-Brücke hat nicht nur die besten deutschen Manager und Politiker irgendwie auf dem Gewissen. Auch daß es den alten, wohl echten, deswegen guten RAF-Gefangenen so schlecht geht, hängt mit der neuen RAF zusammen. Obwohl sich verdiente Menschen, wie Martin Walser, Antje Vollmer und Familie Braunmühl für die Zusammenlegung einsetzten, wurden alle Bemühungen durch den Anschlag auf Herrhausen zu nichte gemacht. 32. Aber warum sich immer nur im latenten Antisemitismus üben. Die Verrenkungen mit der US-Hochfinanz strengt auf Dauer an. 33. Neben dem CIA, der Terrorismus als sein Tagesgeschäft verstehen würde, wird nur noch der Mossad genannt als ein Geheimdienst, der z.B. die Roten Brigaden steuert. 34. Die Umerziehung nach dem Zweiten Weltkrieg hat Deutschland infiziert, so daß auch deutsche Geheimdienste nicht sauber geblieben sind: die Spezialisten haben keine Berührungsängste gegenüber international berüchtigten Killer-Regimen (...) GSG 9 in den Krisengebieten, wo beispielsweise auch Israelis den gezielten Todesschuß auf Palästinenser üben... 35. Alle Untergrundorganisationen sind von Geheimdiensten unterwandert, sei es in Italien oder in Griechenland also muß es in der BRD auch so sein. 36. Zumal sich die RAF in ihren Erklärungen auf diese Gruppen (17. November, Rote Brigaden) bezieht. 37. Und diese Gruppen erscheinen in einem dubiosen Licht: Die Terrorgruppe hatte das Thema deutscher Reparationen an Griechenland entdeckt. (...) Der Eintreibung dieser Schulden hat sich der >17. November< voll und ganz verschrieben. Daß inzwischen sogar die griechische Justiz sich dem Kampf angeschlossen hat und kurzerhand deutsche Einrichtungen in Griechenland, wie das Goethe-Institut versteigern lassen will, spricht in der Diktion der Autoren wahrscheinlich sogar mehr gegen die Gruppe als für sie. 38. Die Kronzeugen gegen die RAF standen alle unter Drogen, hatten psychische Probleme und wurden vom Verfassungsschutz erpreßt. 39. Dont forget: Celler Loch.
Die restlichen 11 erspare ich euch... König von Deutschland Im Film: Zwei Bullen des SEK, die gleich zu Anfang Sympathie-Punkte beim Publikum sammeln sollen: Weil sie einer Frau hinterhersehen, rempeln sie ihren Vorgesetzten an und zeigen ihm dann den Stinkefinger. Unter der Dusche schlagen sie sich wie ausgelassene Kinder mit ihren Handtüchern gegenseitig auf den Hintern. Bei der Observation singen sie anstatt aufzupassen Rio Reisers König von Deutschland. Die nationalen Bestandteile der
Der Vater des vermeintlichen RAF-Mitglieds erzählt, daß Herrhausen dafür eintritt, der Dritten Welt ihre Schulden zu erlassen. Wäre er nicht rechtzeitig ermordert worden, wären die wirklich Leidtragenden die großen amerikanischen Banken gewesen. Damit war Herrhausen eigentlich dem Großkapital im Weg und nicht der RAF. Als das BKA die Ermittlungen an sich zieht, weil Bereiche der Inneren Sicherheit tangiert werden, schöpfen die anderen SEKler Verdacht und ermitteln nicht mehr gegen ihren abtrünnigen Kollegen sondern fortan gegen die belgischen Agenten. Bei einer Personalienrecherche sind auf dem Computermonitor kurz die Lebensdaten des Hauptagenten zu erkennen: französische Legionär, Israel Defense Force, Anti Terror Unit. Außerdem bekommen sie heraus, daß die Kanzlei 1971 im Zusammenhang mit Geheimdienstoperationen gegründet wurde und seitdem z.B. eine Kaution für einen Verbindungsmann des Mossad gezahlt hat, der mit Terroranschlägen im Westjordanland den Friedensprozeß torperdieren wollte. In Brüssel zeigt sich der Chef der Kanzelei in seiner Badewanne von seiner schwachen Seite und der gute Rio-Reiser-Bulle erbeutet am Ende das Tonband mit dem Mitschnitt des am Anfang ermordeten RAF-Aussteigers. Der erzählt dem Anwalt Benz dort, daß er als linker Polit-Aktivist bei einem Verhör von der Polizei zur Zusammenarbeit erpreßt und in die RAF hineingeschleust wurde. Dann erhielt er über ebenjene Kanzlei Anweisung, der RAF Herrhausen als nächstes Opfer vorzuschlagen. Gesagt, getan. Happy End ist trotz allem nicht. Die belgische Polizei ist korrupt und wohl fest in den Händen der Geheimdienste und bringt den guten Bullen kurz vor der deutschen Grenze auf der anderen Seite sehnsüchtig von seinen Kollegen und seiner neuen Liebe erwartet mit einem perfiden Trick um. Der war aber schlauer, als die Polizei erlaubt, und hat das besagte Band per Post über die Grenze nach Deutschland geschickt. Dort gibt es dann der Vater vom RAF-Mitglied-wider-Willen bei der Polizei ab. Da bleibt zum Abschluß nur zu sagen: Ob RAF, Bomber Harris oder Mossad Do it again! Paul |
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