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Trodin on Tour 2000![]() feat. Killin Riddim Section | |
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Tilmann Otto Gentleman's Agreement | |
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BEURTEILUNG La force de lhabitude ![]() Jamaika ist nicht das Paradies für legalen Hanfgebrauch. Nicht das Land, in welchem ständig die Sonne scheint. Und schon gar nicht eine Nation, in der alle Menschen ohne Rücksicht auf Herkunft, Glauben und Rasse friedlich nebeneinander oder gar miteinander, den Tag ganz schwerelos, ohne körperliche Ertüchtigung an sich vorbeiziehen lassen. Das weiß auch ein Herr Otto. Doch er teilt es uns nicht mit, wird seiner Rolle als Nuntius nicht im geringsten gerecht. Ich will einfach mehr Positivität vermitteln., läßt er sich zitieren. Doch dann wäre die Herausforderung als Talk- oder Showmaster sicherlich größer als die eines Botschafters. Zwar hat auch er die Schattenseiten seiner Herzensheimat kennengelernt, doch das von ihm erkannte großartige Redepodest, daß er sich ob seiner qualitativ hochwertigen, außerhalb jeglicher Diskussion stehenden musikalischen Fähigkeiten erarbeitet hat, wird seinerseits nicht genutzt. Bei seinen unzähligen Aufenthalten in Jamaikas Metropolen, die wesentlich mehr an westlichen Standards orientiert sind, lernte er Gegenden kennen, wo man als Weißer ohne respektable Credits lieber nicht auftauchen sollte. Doch wo kommen diese Animositäten her? Etwa seitens der 1655 erfolgten Okkupation durch das britische Königreich, welches sofort die Einführung von Sklavenarbeitern mit schwarzer Hautfarbe durchsetzte? Vielleicht durch die Ausrottung der Indianer im 16. Jahrhundert durch ebenfalls weiße, spanische Eroberer? Oder doch durch die nach langem Kampf 1962 erstrittene Unabhängigkeit mit der darauffolgenden Gründung einer eigenen Republik im Commonwealth. Natürlich ohne den hohen Anteil an Menschen mit schwarzer Hautfarbe innerhalb der Bevölkerung zu vergessen, die für Hungerlöhne Kaffee, Zucker und tropische Früchte anbauen, um sie letztendlich in Länder mit wirklich westlichem Standard zu exportieren. Es ist nicht alles Gold was glänzt, schon gar nicht in Jamaika. Nur wird man einzig und allein durch die Mission, den Reggae und die dazugehörige Kultur in Form von musikalischen Interpretationen auf die andere Seite des Erdballs zu tragen, auf bestehende Mißstände nicht hinweisen, geschweige denn diese beseitigen können. Wo bleibt die Verbundenheit eines Gentleman mit seinen Ghostwritern, seiner Herzensheimat? In seinen Melodien? In seinen Texten? Doch hier ist bei aller Liebe und Geduld nicht viel zu erkennen. Bleibt festzuhalten, daß ein Plattenkäufer oder Konzertbesucher nach beendetem exzellentem Hörgenuß vom Reggae genau so viel weiß wie vorher. Nämlich wie er klingt. Nicht mehr, nicht weniger.
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LEBENDIGKEIT Rien ne va plus ![]() Absolut unzureichend erscheint dabei die Vermutung, allein durch den Konsum von vielleicht nicht gesellschaftskonformen Klängen, gleich einer Infusion, Denkweisen wie auch Attitüden schlagartig verändern zu können. Eben gerade die Fähigkeit, Sachverhalte kritisch beurteilen zu können, führt letztendlich auf den Weg nach der Suche des Sinn eines jedweden Handelns. Sozusagen nach dem sense of life. Und wer Positivität, dieses unsagbar heuchlerische Wort, erkennen will, muß über kurz oder lang, die Negativität besiegen. Und dies gelingt nur durch die Kritik an der eigenen Vernunft. Doch wer sie gar anderen vermitteln möchte, muß, sofern die Betrachtungsweisen eines jeden human being nicht untergraben werden sollen, die Naivität eben jeder Person anprangern. Somit kann ausnahmslos nur der Weg sowie die Art und Weise, mehr Lebensfreude zu finden, aufgezeigt werden, nicht jedoch die plumpe Behauptung, auf Beurteilungen zu verzichten, statt dessen zu mehr Lebendigkeit anfeuern, aufrecht erhalten werden. Ein großartiger Künstler auf einem steinigen Weg. TeeWald |
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