"Merkt Euch das!" junge Welt vom 10. Januar 2000 |
Am Sonntag, dem 9. Januar 2000 wars als die Polizei
in Berlin den Demonstrantinnen und Demonstranten der Liebknecht-Luxemburg-Demo
erklärte:
Ihre Demonstration ist zu ihrem Schutz verboten worden.
Merkt euch das, Leute.
Das Bundesverfassungsgericht hat eine Beschwerde des Kreuzberger
Taxi-Kollektivs Netako im Dezember nicht zur Entscheidung
angenommen. Die Richter bestätigten damit die Auffassung des für das
Taxigewerbe zuständigen Landeseinwohneramtes: der Aufkleber Nazis
ins Museum verstosse gegen den Grundsatz der politischen Neutralität
und schade daher der Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes. Die Berufs- und
Meinungsfreiheit werde nicht übermässig
eingeschränkt.
Anders gehts da in Zittau und Umgebung zu. Die dortigen Taxifahrer
dürfen Ausländer nicht befördern, weil sie ja damit potentielle
Flüchtlinge aus den Fängen der Menschenjäger vom BGS bringen
würden.
Das verstösst laut mehrerer Gerichtsurteile nicht
gegen den Grundsatz der politischen Neutralität
und schadet auch nicht
der Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes.
Und schon gar nicht wird damit
die Berufs- und Meinungsfreiheit (...) übermässig
eingeschränkt.
Ein Urteil ganz anderer Art macht dem Neuen Deutschland zu schaffen. Da
hat doch der Europäische Gerichtshof entschieden, Frauen können auch
in der Bundeswehr mit rummorden. Und schon fasst die Emanzipation der
ND-Leitartiklerin Silvia Ottow mit ganz grossen Schritten von hinten an
die ...Sch-Schultern:
Das Dilemma der Gesellschaft, in der Frauen ein Drittel weniger als
Männer verdienen und in weit größerem Umfang als diese
arbeitslos sind, besteht eher darin, dass die Politik der traditionellen
Rollenverteilung der Geschlechter immer mehr Raum lässt in der
Hoffnung, sich vor den eigentlichen Aufgaben drücken zu können. In
diese traurige Gesamtlage passt so ein grandioser Akt wie die Öffnung der
Bundeswehr für Frauen doch richtig gut.
Ja, ja,
so ein grandioser Akt wie die Öffnung der Bundeswehr für
Frauen,
das lässt sich doch richtig gut feiern in einer sozialistischen
Tageszeitung.
Zum Glück gibt es da keine linken Miesmacher wie meiner-einer, die da mal
fragen, was an einer Armee emanzipatorisch ist. Sozialistinnen und Alice
Schwarzers dieser Erde, ihr habt euch schon längst vereinigt. Denn merke:
Emanzipation ist, wenn ich mitunterdrücken kann und wenns nur
in einer Armee ist!
Der taz-Jugoslawien-Kriegstreiber Erich Rathfelder, wer kennt ihn nicht,
äussert sich merkwürdig zum Ausgang der Wahlen in Kroatien, wo die
ehemals herrschende pro-faschistische HDZ durch den Tod ihres geliebten
Diktators Tudjman von notwendig gewordenen Neuwahlen durch die kroatischen
Sozialdemokraten abgelöst wurde:
Die kroatische Gesellschaft will in ihrer grossen Mehrheit andere
Weichen für die Zukunft stellen als die HDZ. Und das heisst vor allem:
wieder Anschluss an die Entwicklung Europas finden, demokratische Reformen
durchführen, die Wirtschaft ankurbeln und fünf Jahre nach Ende
des Krieges auch im Inneren endlich zu zivilen Verhältnissen
zurückfinden.
Glaubte man jahrelang den Worten und Zeilen Rathfelders, galt das, was er jetzt
als Perspektive hervorhebt, als Ausgeburt des kroatischen Nationalismus. Aber
jetzt, wo alle Messen gesungen sind, da lässt es sich auch schon mal
feststellen, dass es bisher in Kroatien mit den
zivilen Verhältnissen
nicht allzuweit her war.
Renate Künast, schon immer bei den Grünen bzw. bei der Alternativen
Liste - der mit dem Igellogo dabei, heute Fraktionsvorsitzende im
Berliner Senat und vielleicht ja auch künftige Parteichefin, stellt sich
der Frage
Was vermissen Sie heute an sich selbst?: Die Stacheln des Igels sind
moderner geworden. Gut so! Als Fraktionsvorsitzende komme ich leider selten
dazu, mich bei Aktionen an Zäune zu ketten und auf Bäume zu steigen.
Aber können tun wir es noch.
Im übrigen wissen wir ja alle, dass es gerade im Parlament an
Zäunen
und
Bäumen
mangelt. Aber
gut so,
dass es Die Grünen gibt, die schaffen das auch noch, sowas im Parlament
aufzustellen. Denn schliesslich:
können tun (sie) es noch.
Egon Krenz sitzt im Knast. Wofür er verurteilt wurde, steht jedoch nicht
in der Urteilsbegründung der sechseinhalb Jahre Haftstrafe, sondern in
BILD:
Es geht weder um Rache noch um Mitleid gegenüber dem wegen
Totschlags verurteilten Polit-Funktionär. Es geht um das Recht der
unzähligen Mauer-Opfer und Millionen Deutscher, deren Leben durch Krenz
und Konsorten in der alten DDR verpfuscht worden sind.
Wie jetzt, dafür sei Krenz nicht verurteilt worden? Das behauptet ja auch
keiner ausser dem Gerichtsurteil. Es ging nun mal
um das Recht der unzähligen Mauer-Opfer und Millionen
Deutscher.
Nur wird dafür niemand verurteilt. Da musste man sich schon was einfallen
lassen ... Und mit
Rache
hat das nun wirklich nichts zu tun ...
Gegen eine Herausgabe des Grundgesetzes in türkischer Sprache hat
sich die Junge Gruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ausgesprochen.
Denn merke an der Sprache und am Blut sollt ihr sie erkennen, diese Deutschen.
Nicht aber an der Allgemeinbildung.
Ralf
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