home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[63][<<][>>]

Highlight für Szene-Zonis
Die Südmeilen-Allianz der „Spaßtyrannen“ hat’s geschafft. Nach 4 Jahren Sammelbüchsen-Dasein klappte rechtzeitig, wenige Tage vor dem Jahrtausendwechsel, der Masterschalter der Löffelfamilie auf „On“. Viele Gründe, sich auf die Suche nach dem Sicherungskasten zu machen:
, 0.0k
kultur-logo, 3.5k Es ist schon eine Qual. Zum wiederholten Male machten sich selbsternannte Szeneprotagonisten daran, auf äußerst dümmliche Art und Weise die verklärte Darstellung vom Zonen-Mythos zu reproduzieren. Das spezifisch-individuelle Erleben einer Leuchtreklame, in Persona dreier suppenlöffelnder Ostmenschlein stand diesmal auf dem Programm, großspurig aufgemotzt als Spektakel der Superlative. Was am Ende raus kam, war dann der kollektive Freak-Out der Leipziger Kunst und Kultur-Schickeria, gepaart mit der umsatzsteigernden Südmeilenaufwertung der ansäßigen Wirte und Kneipenbetreiber. Geliebt und gepusht von Kreuzer bis Leipziger Rundschau war dieses Szenario längst vorauszusehen.
Die Schnapsidee der Wiedergeburt, inszeniert vom Suppenkasper Nr.1 und Nato-Geschäftsführer Falk Elstermann avancierte zum Horrorfilm, hochgradig potenziert durch die halbjährlichen Geldeintreibungen beim Honky Tonk. Was da als „beispiellose Spendenbereitschaft der Leipziger“ charakterisiert wurde, läßt sich vor lauter Beklopptheit schon gar nicht mehr in Worte fassen. Über 100 000 Mark kam in die Kollekte, denn was entbehrt man nicht alles für das neue Wahrzeichen des Südens. Ob sich die Initiatoren auch so ins Zeug legen, wenn der nächste Dönerstand abgefackelt wird, steht wohl, wenn überhaupt, in den Sternen. Denn hier, und das sollte allen klar sein, geht es ausschließlich um das Projekt Spaß, im Sinne einer
löffelfamilie, 17.1k
Polizeischutz für die Löffelfamilie! "Autonomes Leuchtkommando" droht mit weiteren Anschlägen auf unser neues, altes Wahrzeichen – aus Bild vom 31. Dezember 1999
freundlich-attraktiven Erlebnisgastronomie für Jedermann. Der Identitätszoni als Konsument darf dann auch beliebig sein – ob Bildungsbürger, Yuppie, PDS-Proll oder braver Alternativling, allesamt als funktionaler Teil der kulturell-ökonomischen Realität der unheiligen Südmeilen-Allianz.
Logischerweise bediente dann der Eröffnungsfestakt, sponsored by Stadtwerke, haargenau jenes Klientel. Angestachelt von Moderator Paul Fröhlich, der den Charme eines Karstadt-Schmuckwarenverkauf-Anheizers knapp übertraf, lag sich der Mob beim ersten Lichtlein johlend in den Armen. Familiensinn war gefragt und lautstark proklamierte Hemdsärmligkeit, von wegen „the future is now“. Anschließend wurde, getreu dem Motto „jeder mit jedem“, kollektiv die Suppe gelöffelt. Insgesamt ein abstruses Bild, daß an der Schmerzgrenze nagt, den Kulturkampf als antiquiert erscheinen läßt und die Hoffnung auf eine baldige Kulturrevolution neue Nahrung gibt.
Konstatiert man, fungiert das Projekt Löffelfamilie als Versatzstück schlechtgemachter Friede-Freude-Eierkuchen-Laune, die vor lauter Popeligkeit nicht seine eigene Provinzialität merkt. Das kulturpolitische Parkett der Selbstverständlichkeit für solche Inszenierungen im Mix mit allgemeiner Zoneneuphorie und kleinkarierten Zeitgeistdenken beinhaltet eine gruselige Ästhetik, die kaum zu übertreffen geht.
Normalerweise würde uns dieser Scheiß kein müdes Lächeln abverlangen, in diesem Fall der Kulturduselei möchte man allerdings eher von einem Akt der Provokation sprechen. Insofern immer böse gucken, getreu dem Motto: „Eure Suppe essen wir nicht!“
Lars


home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[63][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007