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Das Konzept der „Aktion Noteingang“ in Leipzig.

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Bei der Aktion Noteingang handelt es sich um ein Projekt aus dem Land Brandenburg, das von einer Gruppe Bernauer Jugendlicher in Anlehnung an ein ähnliches Vorhaben in Berlin initiiert wurde. Anlässe dort genauso wie bei uns in Leipzig waren und sind rassistische und faschistische motivierte Überfälle. Aus diesen Ereignissen heraus entstand der Wunsch, auf die faschistisch und rassistisch motivierten Angriffe aufmerksam zu machen, Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen und eventuell eine Unterstützungsmöglichkeit für die Opfer zu schaffen.
Das Handlungskonzept der Brandenburger Aktion ist es, die Problematik rassistischer und faschistischer Gewalt zu thematisieren - und genau dort, wo die Täter ihre Rückendeckung erhalten, aus der Mitte der Gesellschaft. Ansatzpunkt von uns ist, dieses Handlungskonzept zu übernehmen und auf unsere Bedingungen abzustimmen. Diese Aktion soll eine breite öffentliche Diskussion innerhalb der Gesellschaft hervorrufen und das Aufzeigen einer Handlungsmöglichkeit gegen einen rechten Konsenz ermöglichen.

Wie funktioniert die „Aktion Noteingang“?
Im Rahmen des Projektes werden LadenbesitzerInnen, GaststättenbetreiberInnen, FilialleiterInnen von Geschäften und Tankstellen, Verantwortliche für Kultur- , Sozialeinrichtungen und andere öffentliche Institutionen angesprochen. Ihnen wird in einem Gespräch die Aktion vorgestellt und sie erhalten einen Fragebogen, eine schriftliche Erläuterung, die Aufkleber der Aktion und ein Kärtchen für den/die Inhaber/in und Listen für die/den Betroffene/n mit den wichtigsten Kontakttelefonnummern und -adressen.
Durch die Aufkleber, welche an die Innenseite der Eingangstüren der öffentlichen Gebäude angebracht werden, soll den potentiell Betroffenen öffentlich Schutz und Hilfe durch die Geschäftsleute und öffentlichen Träger signalisiert werden.
Wenn jemand im Falle eines Übergriffes hilfesuchend in die Einrichtung eilt, sollte der/dem Hilfesuchenden solange Schutz durch die Schaffung von Öffentlichkeit geboten werden, bis sich die Situation entschärft hat. Wenn die betroffene Person wünscht, sollte sofort die Polizei alarmiert werden. Danach müßte ihm/ihr die Liste mit den Kontakttelefonnummern zuteil werden, so dass sie/er weitere Hilfe und Beratung in Anspruch nehmen kann.

Während des Gespräches weisen wir insbesondere auf die Bedeutung der Aufkleber hin. Uns geht es nicht darum, sich nur privat gegen Rassismus und Faschismus zu äußern, sondern dies auch in die Gesellschaft zu tragen. Öffentlich Position zu beziehen und sich sicht- und hörbar gegen rassistisches und faschistisches Gedankengut auszusprechen.
– Das ist Zivilcourage.
Viele Menschen, die nicht in das Weltbild der Faschisten passen, leben zur Zeit in ständiger Angst auf offener Straße von diesen angegriffen zu werden und mit dem Gefühl, keinerlei Schutz oder Hilfe von ihren Mitmenschen zu erhalten. Sie sehen sich selbst oft in einer isolierten Position und bringen nicht den Mut auf, andere gezielt um Hilfe zu bitten. Deshalb betrachten wir es als wichtig, die Bereitschaft zur Hilfe zu signalisieren. Dies würde den Betroffenen das Gefühl vermitteln, bei gewalttätigen Übergriffen nicht allein zu sein und ihr subjektives Sicherheitsempfinden wäre zudem gestärkt.
Desweiteren darf die Wirkung der Aufkleber auf Gewalttäter nicht vergessen werden. Durch die Präsenz der Aufkleber wird ihnen unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß ihre rassistische Haltung und ihr Umgang mit anderen Menschen nicht toleriert wird und keine Unterstützung findet. Im Gegenteil: Ihnen wird gezeigt, daß sie mit dem entgegentreten der Bevölkerung zu rechnen haben, indem die Polizei alarmiert wird oder später vor Gericht ausgesagt wird. Dies alles würde sich hemmend auf die Entscheidung zur Ausübung Ihrer Gewalt auswirken.

Viele Menschen wollen sich mit der alltäglichen rassistischen und faschistischen Gewalt nicht abfinden, stehen ihr aber ohnmächtig gegenüber. Das muß nicht sein! Die „Aktion Noteingang“ bietet sich als konkrete Form an, um aktiv in das Geschehen einzugreifen und Zivilcourage zu beweisen. Würde sich der Großteil der Bevölkerung öffentlich positionieren, so bliebe das nicht ohne Wirkung auf das Denken und Handeln der Täter und Ihrer Motivation zu Gewalttaten.

Der in der Humboldtuniversität Berlin erstellte Fragebogen wird in Zusammenarbeit mit MitarbeiterInnen und StudentInnen der Fachhochschule für Wirtschaft und Soziales Leipzig bzw. der Universität Leipzig-Fachbereich Soziologie aktualisiert. Er bietet die Möglichkeit einer empirischen Erhebung über das Stimmungsbild der angesprochenen Personengruppen. Die Befragten können sich differenziert äußern. Damit soll eine Stigmatisierung der Beteiligten vermieden werden. Aus dieser Analyse ergeben sich Möglichkeiten, gewaltpräventive Ansätze zu entwickeln. Die Anonymität der Befragten wird gewahrt, indem die Fragebögen allein, in den jeweilligen öffentlichen Räumen in einer bestimmten Frist ausgefüllt werden und in einen selbst zu verschließenden Umschlag in ein verschlossenes Gefäß(ähnlich einer Wahlurne) zurückgegeben werden. Dieses mit Fragebögen gefüllte Gefäß wird zur Auswertung der dafür verantwortlichen Arbeitsgruppe der Fachhochschule übergeben. Auch die nichtausgefüllten Fragebögen werden erfaßt und Gründe für die Nichtbeantwortung hinterfragt.

Ablauf und Ausdehnung
Vorbereitet wird die „Aktion Noteingang“ mit Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung der Stadt durch Presse, Funk, Plakaten und Informationsveranstaltungen.
In den einzelnen Stadtteilen werden die nachfolgend genannten Einrichtungen mit der Bitte aufgesucht, die Aufkleber an die Eingangstüren anzubringen. Unabhängig von der Bereiterklärung die Aufkleber zu befestigen, soll der Fragebogen in allen Einrichtungen ausgefüllt werden.
Das Material wird einheitlich in allen öffentlichen Einrichtungen verwendet, um eine Wiedererkennung und damit eine Effektivität zu gewährleisten. Wir legen uns bei öffentlichen Einrichtungen vorläufig auf folgende fest:
– Tankstellen,
– Gaststätten,
– ausgewählte Einrichtungen der Stadtverwaltung,
– Jugendclubs und andere Sozialeinrichtungen.

Diese Festlegung liegt zu einem an der Zugänglichkeit auch zu später Stunde, sowie an der geringen Anzahl an Helfern im Gegensatz zur Größe der Stadt. Sollten wir mehr HelferInnen als erwartet sein, können wir auch zusätzliche Einrichtungen frequentieren.
Nach Auswertung der Fragebögen werden die Ergebnisse über die o.g. Medien veröffentlicht.
Während der Aktion werden die einzelnen Stadtteilgruppen über den neuesten Stand informiert und in regelmäßigen Abständen Plenen einberufen.
In Erwägung zu ziehen wäre die Schaffung eines möglichst breiten Bündnis in der Stadt mit der Ablehnung rassistischer und faschistischer Gewalt als kleinsten gemeinsamen Nenner.

Die Aktionsform soll auch in andere Städte hineingetragen werden. „Aktion Noteingang“ braucht die Öffentlichkeit. Dadurch erreichen wir eine Stadtbildprägung und eventuell eine Veränderung des Stadtklimas in unserem Sinne. Durch Debatten und Anfragen nimmt die „Aktion Noteingang“ die Stadtobersten und die Öffentlichkeit in die Verantwortung für rechte oder rassistischen Gewalt. Gewalt gegenüber Flüchtlingen, sogenannten Behinderten, Andersaussehenden und Andersdenkenden wird thematisiert und in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt.

Notausgang für Nazis, 29.7k Finanzierung
Das Projekt sollte von unterschiedlichen linken Gruppen getragen werden. Der finanzielle Aufwand soll durch Spenden und staatliche Mittel beglichen werden, welche aber noch völlig unklar sind. Der Hauptteil der Arbeit wird von den Mitwirkenden ehrenamtlich bewältigt werden.

Noteingang in Leipzig !?
Hier in Leipzig hat sich vor einigen Wochen eine Gruppe konstituiert, die dieses Vorhaben immens wichtig findet und es in Leipziger Brennpunktstadtteilen bzw. in o.g. Strukturen umsetzen will.

Die Probleme sind ähnlich. Nach wie vor besetzen Neonazis große Teile des öffentlichen Raumes in Leipzig. Auch im Süden der Stadt können Nazis Jugendliche anpöbeln, bedrohen und sich heimisch fühlen. Die Stadtverwaltung – z.B. in Person des Dezernenten für Jugend, Soziales und Sport – sieht ein Problem mehr darin, wie denn mit diesen hysterischen LinksextremistInnen umzugehen sei, die überall nur Nazis sehen, wobei es doch eigentlich gar keine (mehr) gibt. Der/die Bürger/in hält sich wie überall soweit wie möglich aus den „Kämpfen zwischen rivalisierenden Jugendbanden“ – wie es oft in völliger Verkennung der Tatsachen heißt –- raus und solidarisiert sich erst recht nicht mit den „kriminellen Ausländern“.

Dieses Klima will die „Aktion Noteingang“ in der Öffentlichkeit aufzeigen und problematisieren, wobei natürlich klar ist, daß die Öffentlichkeit nur schwer dazu zu bewegen sein wird, zuzuhören. Dennoch bietet dafür die Aktion gute Bedingungen, indem sie Personen und Institutionen die Möglichkeit bietet (auf einem zugegebenermaßen niedrigen Niveau), die vielbeschworene Zivilcourage zu zeigen, und sich für ihre Demokratie stark zu machen. Auf der anderen Seite bietet diese Aktionsform eine gute Möglichkeit, Leute und Gruppen damit anzusprechen, die an anderen Antifa/Antira-Aktionsformen aus den unterschiedlichen Gründen nicht teilnehmen. Verbindendes Element ist hier eine klare humanistische Werteorientierung.
An diesem großartigen Angebot kommt so einfach eigentlich niemand vorbei und es bietet sich die Chance, den öffentlichen Diskurs über dieses Thema als agierende Gruppe mitzubestimmen.

Broschüre, 5.8k
Die Broschüre der „Aktion Noteingang“ (1999, 80 S.) gibt es zur Veranstaltung, im Infoladen Leipzig bzw. zu bestellen bei: „Aktion Noteingang“, c/o DOSTO, Breitscheidstr. 43a, 16321 Bernau, Tel./Fax: 03338-5590, e-mail: noteingang@bernau.net
Am Sonntag, den 06. Februar 2000 laden wir deshalb recht herzlich alle InteressentInnen zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung ins Conne Island ein, an welcher auch die Strausberger InitiatorInnen teilnehmen werden.
Beginn ist 15.00 im Saal – und denkt daran: Zeitiges Erscheinen sichert gute Plätze!
Die Leipziger Vorbereitungsgruppe



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last modified: 28.3.2007