Geschichte und Perspektiven der Radikalen Linken in Südamerika
|
|
Schmutziger Krieg und Aufstandsbewegung |
Buchvorstellung und Diskussion mit dem Autor Raul Zelik |
Donnerstag, 16.12.1999, 20.00 Uhr, Conne Island |
Das verbreitete Bild von Kolumbien ist: Gewalt,
Bürgerkrieg, Drogenmafia und Agenten-Kulisse. Was aber verbirgt sich
dahinter?
Im letzten Jahr gelang es kommunistisch orientierten Guerillagruppen durch
Geiselnahmen u.ä. spektakuläre Aktionen die Weltöffentlichkeit
auf die gesellschaftliche Situation in Kolumbien aufmerksam zu machen.
Mittlerweile vergeht kein Tag, an dem nicht irgendeine Meldung durch den Ticker
geht: Die Rede ist in der Regel von Vergeltungsschlägen durch die Armee,
die Paramilitärs oder die Guerilla.
Wer sind die Akteure in diesem komplexen Konflikt und welche historischen
Wurzeln hat er? Welche politischen Konzepte haben die wichtigen
Guerilla-Organisationen ELN und FARC? Wer steuert und finanziert den
schmutzigen Krieg der Paramilitärs? Welche Auswirkungen hat
der Drogenkrieg auf Gesellschaft und Kultur dieses an Gegensätzen reichen
Landes? Und vor allem: Welche aktuellen Entwicklungen lassen sich erkennen und
welche Chancen hat der Verhandlungsprozeß zwischen Guerilla und
Regierung?
Diesen Fragen gingen die Autoren nach. Sie zeichneten die Entstehung des
Konfliktes nach und untersuchten die wirtschaftlichen und politischen
Rahmenbedingungen. Aktuelle Interviews mit GewerkschafterInnen,
MenschenrechtsaktivistInnenen und Guerilla-SprecherInnen entwerfen ein
plastisches Bild der gegenwärtigen kolumbianischen Gesellschaft und runden
so das Panorama, das in diesem umfassenden Kolumbien-Buch entworfen wird, ab.
|
|
Der unsichtbare Aufstand | Film: ein Polit-Thriller |
Samstag, 18.12.1999, im Cafe B12 (Braustraße 20), 18.00 Uhr
|
Ein in Uruguay lebender US-Amerikaner, Mitglied einer
Menschenrechtsgruppe, wird von Tupamaros entführt. Diese verhören ihn
und mit der Zeit kommt dessen wahre Identität ans Licht, welche weniger
mit Menschenrechten zu tun hat als vielmehr mit der Regierung. Diese an die
Öffentlichkeit gebrachten Tatsachen führen einerseits zu einer
politischen Krise in Uruguay und andererseits zu massiven Übergriffen der
Armee und Polizei auf die Tupamaro-AktivistInnen.
Der Film wurde zur Zeit der sozialistischen Regierung Allende in Chile gedreht
und basiert auf dem Fall eines international tätigen
FBI-Folterspezialisten, der sich als vermeintliches Mitglied einer
Menschenrechtsgruppe in Uruguay aufhielt, in Wirklichkeit aber den
uruguayischen Sicherheitskräften wissenschaftliche Methoden
beibringen sollte. Als nach dessen Entführung die Staatsmacht nicht auf
den geforderten Gefangenenaustausch einging, wurde dieser exekutiert. Regisseur
Costa-Gavras machte sich seinerzeit in den USA nicht sehr beliebt mit der
Verfilmung dieses Falles.
|
|
Tupamaros | ein Dokumentarfilm |
Samstag, 18.12.1999, im Cafe B12 (Braustraße 20), 20.00 Uhr
|
1963 überfiel eine Gruppe junger Männer den
Schweizer Schießverein in Uruguay. Diese Bewaffnungsaktion
begründete die berühmteste Stadtguerilla Lateinamerikas: Die
Tupamaros. Ihre militärischen Erfolge und propagandawirksamen
Robin-Hood-Aktionen machten sie populär; sie wurden zum Vorbild der
europäischen Stadtguerillas. Nach der Zerschlagung der Tupamaros in den
frühen siebziger Jahren überlebten sie Haft und Folter während
der Militärdiktatur in Uruguay, die mit der höchsten Pro-Kopf-Rate
die Folterstatistik des Kontinents anführte. Heute gehören die
Tupamaros zu den wenigen lateinamerikanischen Widerstandsbewegungen, die den
Weg aus der Illegalität erfolgreich geschafft haben: Seit Frühling
1995 sind sie innerhalb des Linksbündnisses Frente Amplio im
uruguayischen Parlament vertreten. Ihr Abgeordneter ist Pepe Mujica, 62 Jahre
alt, Blumenzüchter und Yamahafahrer der Hauptprotagonist des Films.
Er ist Gründungsmitglied der MLN/Tupamaros und war während der
Diktatur eine der neun Geiseln, die 13 Jahre in absoluter Isolation,
stillgelegten Zisternen und verrotteten Kerkern überlebt haben. Tupamaros
ist ein Blick hinter den Mythos geworden: Mit Selbstironie, Humor und einer
ganz eigenen Weisheit beschreiben Pepe Mujica, Lucía Topolansky,
Eleuterio Fernandez Huidobro und Graciela Jorge die Geschichte ihrer Bewegung.
Tupamaro zu sein, ist eher ein Gefühl als eine politische
Definition, erzählt einer der Protagonisten und so begibt sich der
Film auf die Suche nach der Geschichte dieses Gefühls. Der Film basiert
auf einem visuellen Konzept, das über die Bilder der Gegenwart die
Vergangenheit sucht und transparent werden läßt. Trotz ihrem
geschäftigen Umfunktionieren, ihrer Zerstörung und ihrem Totschweigen
offenbaren die Mauern und Straßen Montevideos ihr früheres Gesicht:
Sei es das moderne shoppingcenter, das bis vor kurzem noch Gefängnis war,
oder der berüchtigte Saal 8 des Militärkrankenhauses, Station
für Folteropfer dessen Tür heute als einzige ins Leere
führt, weil der Trakt dahinter abgerissen worden ist. Oder der prunkvolle
Regierungspalast, wo sich heute ehemalige Opfer und Täter
gegenübersitzen.
|