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Herrenmenschentum. | |
Mit dem Cover und der Titelstory des Monats Juli schöpft das Leipziger Stadtmagazin Kreuzer aus dem Vollen: rassistisch-kulturalistische Zuschreibungen und Stereotypen satt.Wenn ein guter deutscher Staatsbürger ohne Uniform
seiner eigenen mutmaßlichen Weltläufigkeit gewahr wird, haben in
aller Regel alle anderen Menschen dieser Erde das Anrecht auf ebenbürtige
Weltläufigkeit verloren. Der Grund: sie werden zur Natur seiner
Weltordnung. Hinten raus kommen dann die Apologeten der mutlikulturellen
Gesellschaft, in der das Abweichen des Menschen von seiner stereotypen
Zuschreibung durch Zertifikation der Nicht-Integrierbarkeit bestraft wird.
Wie tief verinnerlicht hat wohl eine Provinz-Redaktion ihr eigenes Herrenmenschentum, wenn die kleine heile Möchtegernwelt der Naturbelassenheit geflissentlich ignoriert, welche Vibrations der handvoll Migranten eben auch in Leipzig tagtäglich von Staat, Bevölkerung und neuer SA entgegenwabbern. Vom völkischen Staatsbürgerschaftsrecht, rigidester Asylgesetzgebung, rassistischer Arbeitsmarktpolitik und anderen Sondergesetzen über den Terror durch BGS und Bevölkerung an der Grenze bis zu den Schikanen beim Bewegen im öffentlichen Raum ist im Kreuzer, der Illustrierten für den Leipziger Identitätszoni mit westlicher Charaktermaske, nicht der Hauch zu spüren. Der Titel der Juli-Ausgabe ist schließlich ein Produkt der freiweilligen Gleichschaltung von Leserschaft und Redaktion, die auf dem Prinzip beruht: wenn uns schon nicht die ganze Welt gehören kann, weil die Kohle für ein Weltenbummlerdasein nicht ausreicht, dann muß zumindest in Leipzigs Straßen jeden Tag Adventure sein mit richtigen Negern, Kameltreibern, Fidschis, slawischen Volksgruppen usf. Egal ist, ob diese halluzinierten Naturmenschen dann auch wirklich präsent sind. So fällt auch tatsächlich nicht auf, daß wer Migranten in Leipzigs Straßen, insbesondere des Nachts wahrnehmen will, schon wirklich verdammt lange suchen muß, um ein paar Quotenexemplare zu entdecken. Leipzigs Bevölkerungsquerschnitt stellt sich als ein ethnisch reines Gebräu aus jugendlich-kultureller Nazi-Hegemonie, sich ästhetisch outenden PDS-Wählern, Prollism und GZSZ-Schick dar. Multikulti, das heißt für Leserschaft und Macher des Kreuzer wie für den Rest dieser Alternativ-Bagage: jeder nach seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten - der Neger tanzt, lacht und springt, der Türke steht hinterm Ladentisch und fährt außerdem Merecedes, die Araber tragen Messer und Goldketten, die Osteuropäer möbeln die von den Deutschen abgestoßenen Autos auf und organisieren die Hurerei, die Japaner fotografieren die ganze Chose und die Amerikaner sind sowieso verrückt. Die Festschreibung einer angeblich ethnisch bedingten kulturellen Eigenart und der davon abgeleiteten Vorstellung, wie sich Migranten gefälligst von den Deutschen integrieren zu lassen haben, korrespondiert hervorragend mit der Vorliebe für weltweit operierende Menschenrechts-, Entwicklungshilfe- und Naturschutzvereine. So gilt als Konsens, daß Greenpeace den Status einer Welt-Polizei zur Durchsetzung der Naturgesetze von Multikulti innehat und das Völker- mit dem Natur-Recht medial poppig aufgearbeitet zu aller Zufriedenheit verbindet. Daß der Idealtyp des Kreuzer-Lesers auch ökologisch korrekt seinen Müll trennt, versteht sich von selbst. An einem Berliner Haus stand vor kurzem, was daraus folgt - nämlich, daß wer Müll trennt auch Bomben wirft. Ich möchte noch ergänzen: Wer Kreuzer liest, trägt außerdem auch rote Aids-Hilfe-Schleifchen und zwingt im zutreffendem Falle seine Kinder zum Tragen von TigerEnten-Buttons. Ist das nicht furchtbar? Ralf |