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Zurückgeschraubt.

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Der Euro kam mit dem Jahr 1999 recht unspektakulär
Von Ralf

Mit Beginn des neuen Jahres regiert in elf der 15 Mitgliedsstaaten der EU der Euro als Leitwährung.(1) Mit ihm zementierte sich endgültig der europäische Wirtschaftsraum als zuvorderst ökonomische, nicht aber politische Kampfansage an die Vereinigten Staaten von Amerika und damit auch als Anmeldung einer neuen Weltmacht. „Geopolitisch“, so Le Monde diplomatique, die Zeitung der nationalverliebten Eurokritiker und -gegner, „beherrschen die Vereinigten Staaten die Welt wie nie ein Land zuvor“.
Gerade wegen der finanzpolitischen Krisen in einigen asiatischen und zentralamerikanischen Staaten sowie in Rußland gilt der Internationale Währungsfonds (IWF) mit seiner Dollarstabilität und -konvertibilität als erschüttert und seine jahrelange finanzpolitische Integrität als angekratzt. Der sogenannte freie Weltmarkt läßt sich, das haben die jüngsten Krisen bewiesen, nicht unbegrenzt mit dem Instrument IWF auf Kurs bringen bzw. halten. Die den IWF charakterisierenden Kreditierungsmöglichkeiten stießen in den letzten Monaten an die Grenzen des Machbaren. Die Stärke der USA der letzten Jahre war es, im Rahmen multilateraler Interessen agieren zu können. Doch mit der Einführung des Euro ist die Dollardominanz endgülig beendet. „Die Rivalität zwischen den Vereinigten Staaten und Europa während der kommenden Jahrzehnte wird sich verändern und verstärken – zu einem wetteifernden Streben nach wirtschaftlichem und politischem Einfluß: im jeweils eigenen Interesse“, so schreibt es der Kolumnist der International Herald Tribune, William Pfaff, in der Zeit und offenbart damit ein offenes Geheimnis: Natürlich geht es bei dem Europrojekt grundsätzlich um die Schaffung eines großen Wirtschaftsraumes für die europäische Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt und der damit notwendigerweise verbundenen Aufbrechung national bedingter protektionistischer Beschränkungen innerhalb der EU. „Mit dem Euro will Europa zu neuer Wirtschaftsstärke aufbrechen“, stellt die FAZ klar und betont aber gleichzeitig, daß „der Euro (...) das Produkt des politischen Willens einiger Staatenlenker in Europa“ sei. Davon ausgehend weiß das Blatt auch genau, welchen sozialdemokratischen Old School-Weg die EU nicht mehr gehen kann: „Eine verordnete Harmonisierung würde zu einer Verhärtung jener Euro-Sklerose führen, unter der die größeren Voklkswirtschaften des Kontinents seit den siebziger Jahren leiden (...)“. Gemeint ist damit die in der Zeit der Sozialdemokratie durch unheimliche Staatsverschuldung erkaufte Wohlfahrtsära Westeuropas – das neuerdings wieder vielbeschworene keyneseanistische Sozialstaatsmodell. Obwohl die Vorzeichen einer sozialdemokratischen europäischen Mehrheit vortäuschen mögen, die Staasregulierung würde die sogenannte neokonservative thatcheristische Deregulierung – also den Abbau des Sozial- und Steuersystems – ablösen können, stellt sich nicht einmal die Frage, die Le Monde diplomatique in einem Artikel unter der Überschrift „Den Euro links denken“, formulierte: „Soll die Gemeinschaft zu einer regulierten Produktions- und Kooperationszone werden oder zu einem Freiraum für Steuer- und Sozialdumping?“

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EU-Gegner wirft Torte auf den niederländischen Finanzminister Gerrit Zalen.
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EU-Gegner warf Torte auf den niederländischen Finanzminister Gerrit Zalen.
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EU-Gegner hat Torte auf den niederländischen Finanzminister Gerrit Zalen geworfen.

Die Antwort auf obige Frage fällt, wennschon, eindeutig aus: Wohl oder übel übersteigt das traditionell sozialdemokratische Modell der künstlich erzeugten Staatsnachfrage die finanzpolitischen Möglichkeiten der Europäischen Zentralbank. Nicht zuletzt durch die Selbtsauferlegung der Finanzstabilität sichernden Konvergenzkriterieren bei der Ehöhung der Staatsverschuldung der jeweiligen Mitgliedsländer. Auch wenn die Kriterien bis zum Jahre ‘99 immer weiter gelockert wurden, bilden sie doch das Fundament einer aus der Sicht auf den kapitalistischen Weltmarkt monetärpolitischen Unumgänglichkeit: der Sozialstaat muß und wird immens zurückgeschraubt. Auch wenn der deutsche Wirtschaftsminister Oskar Lafontaine und sein französischer Kollege Dominique Strauss-Kahn wiederholt den Euro als ihr „politisches Werkzeug“ bezeichneten, gibt es realkapitalistisch keinerlei Spielraum, den Rückbau sozialstaatlicher Maßnahmen auf allen Gebieten wirksam zu stoppen. Da kommt es insbesondere der Bundesregierung besonders zupaß, was Die Woche als „historischen Glücksfall“ bezeichnet, da Rot-Grün „nationalistischer Motive unverdächtig“ sei: „Deutschland, mit 60 Prozent aller Netto-Beiträge zur EU der historische ‘Zahlmeister’“, so das Blatt, „will und kann nicht mehr, jedenfalls nicht so. Die deutsche Einheit ist wieder hergestellt, die ‘Berliner Republik’ zieht herauf, die Wiedervereinigung des in Ost und West gespaltenen Kontinents steht auf der Tagesordnung – die Nachkriegszeit mit ihren besonderen Prägungen deutscher Politik geht zu Ende“. So wird der Rückbau oder Umbau des deutschen Staates durch die nationalistische Mär von der „Melkkuh“ legitimiert. Daß Deutschland als Exportland letztlich Hauptprofiteur des EU-Marktes ist, wird geflissentlich verschwiegen. Außerdem führt ja ohnehin die zunehmende Prosperität in den Argumentationsnotstand gegenüber der Frage, warum dieser konjunkturelle Aufschwung nicht national-sozial genutzt werden könne.
Letztlich erstaunlich bleibt die relative Ruhe der DM-Fetischisten. Die Pro-DM-Patrioten machen seit neuem eher auf Leisetreterei – mal abgesehen vom vulgären Nazi-Pack, versteht sich. Ob es sich dabei um die Ruhe vor dem Sturm handelt oder gar hier die Tatsache bremst, daß DM-Kult und Gegnerschaft zur Doppelten Staatsbürgerschaft nahezu von identischen Personenkreisen (mit-)getragen werden, sei hier zur Spekulation freigegeben. Ebenso wie die Vermutung, daß ein erneuter Angriff auf die EU unter dem Banner des Regionalismus geführt werden wird.
Aus der Sicht einer antinationalen Linken läßt sich zum Euro Alternativlosigkeit konstatieren. Schon deshalb, weil der Einschätzung der FAZ beizupflichten ist, die da schreibt: „(...) Das Regime des Euro wird über das Monetäre hinausreichen. Die Entscheidungsmuster der Wirtschaftspolitik werden sich ändern. Die zwischen den nationalen Regierungen auszuhandelnden Teile des Entscheidungsprozesses und die Abstimmungsverfahren in den Gremien der Europäischen Union werden an Bedeutung gewinnen“. Mit dieser Tendenz nimmt, bei allem politischen Handeln im nationalen Interesse seitens der einzelnen Regierungen der EU-Mitgliedsländer, die nationale Souveränität ab und es prägt sich jenes Verständnis aus, das in der „Charta der Europäischen Identität“ vom 28. Oktober 1995 festgeschrieben wurde: Europa sei „eine Schicksalsgemeinschaft“, heißt es dort.
Letztendlich können nur Linke, die zur EU zwar keine Alternative sehen, dennoch aber oder gerade deswegen den Kapitalismus grundsätzlich in Frage stellen, den entsprechenden Kontext der folgenden dpa-Meldung vom 7. Januer ‘99 erfasssen: „Ausländer aus Nicht-EU-Staaten werden auf dem europäischen Arbeitsmarkt zunehmend an den Rand gedrängt“, beginnt die Meldung. Und weiter heißt es: „Dies geht aus einer (...) Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt – und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (IAB) hervor“.
Die IAB-Studie der Linken heißt seit über hundert Jahren „Das Kapital“. Daran wird sich, bei aller notwendigen Detailmodifizierung, grundsätzlich nie etwas ändern.

(1) Nicht dabei sind vorerst Dänemark, Griechenland, Großbritannien und Schweden.



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last modified: 28.3.2007