An: cee ieh Betrifft: kassablanca (jena)
hallo! da ihr im cee ieh auch werbung für das kassablanca macht,
halte ich es für notwendig, euch kurz über vorfälle mit dem kassablanca zu berichten:
offener brief von infoladen und stura der fh jena:
KASSABLANCA wirbt mit Rassismus
In der Oktober-Ausgabe des Programmheftes des Jenaer sozio-kulturellen Zentrums
KASSABLANCA spricht Autorin Inge in ihrer Intro Ecke zwei Probleme
an: den Mißbrauch (harter) Drogen und die repressive staatliche
Drogenpolitik und das Macho-Verhalten einiger Männer, die (...)
Frauen penetrant belästigen, Angst verbreiten (...).
Die gesellschaftlichen Ursachen dieser Phänomene werden jedoch nicht
untersucht, statt dessen behilft die Autorin sich mit einer Projektion, die
eine ernsthafte Auseinandersetzung damit überflüssig macht:
Verantwortlich gemacht wird eine nach absurden Kriterien (Haut-, Haarfarbe
etc.) klar abgrenzbare, vermeintlich homogene Personengruppe (anfangs
(...) nord- und schwarzafrikanische und andere Bürger
(...), später wird diese Gruppe auf (...) jede[n]
Ausländer (...) noch erweitert), die der als
ebenfalls homogen proklamierten Gruppe der (deutschen) BetreiberInnen und
Gäste diametral gegenübergestellt wird. Nachdem die Feindgruppe nun
u.a. aufgrund von allgemeine[n](!) Hinweise[n] aus der
Bevölkerung identifiziert ist, wird ihren Mitgliedern gedroht:
(...), daher werden wir alle verschärft die Augen offen halten
und bei Erwischung auch hart durchgreifen (POLIZEI!).
Wozu das harte Durchgreifen schlußendlich führt,
erschließt sich bei Betrachtung des vorigen Halbsatzes (Wir
können und wollen deshalb aber nicht jedem Ausländer den
Eintritt verweigern, (...)), in dem der völlige Ausschluß
von Nicht-Deutschen aus dem KASSABLANCA als mögliche Handlungsalternative diskutiert wird.
Eindeutig waren auch die Reaktionen der Mitarbeiter, denen gegenüber
dieser Text kritisiert wurde: Der Text könne nicht rassistisch sein, weil
es tatsächlich dunkelhäutige Dealer gäbe, die Frauen sexuell
belästigen, und weil die Autorin aus der linken Szene stamme. Ein
Mitarbeiter bagatellisierte den KASSA-geförderten Sexismus, der sich z.B.
auf Konzerten der Band Kassierer artikuliert (dort tanzt man
Stinkmösenpolka) und in einer Anzeige im selben Heft, in
welcher der mitarbeiter des monats auch dicke[n] frauen
(...) ein recht auf sex zubilligt, während er uns KritikerInnen
vorwarf, die Angst belästigter Frauen nicht ernst zu nehmen.
Desweiteren wurde darauf verwiesen, daß der Text vor Erscheinen einem
nicht-deutschen Mitarbeiter des AFRO-CENTER vorgelegt wurde, und dieser ihn
nicht beanstandet hatte. Hier drängt sich der Verdacht auf, durch
Konsultation eines Vorzeige-Ausländers, dem in rassistischer Manier
besondere Antirassismus-Kompetenz zugeschrieben wird, wollte sich das
KASSABLANCA ein Alibi verschaffen, ebenso wie durch die Auftritte (von
Deutschen) gern gesehener farbiger KünstlerInnen das Multi-Kulti-Image gepflegt wird.
StudentInnenrat der Fachhochschule Jena Infoladen Jena
Die kursiv gedruckten Passagen sind Zitate aus Der Fahrplan. Ausgabe
Oktober 98", herausgegeben vom KASSABLANCA/Gleis 1. Rechtschreibung im Original.
mfg, infoladen jena |