The story so far Drum & Bass geht in die
nächste Runde, etwas angeschlagen zwar, dafür aber konstanter, wenn
auch manchmal durchschaubarer rollt ein Bass um die Welt. Es mutet etwas
komisch an, wenn man erkennt, daß die Musik, die da eigentlich von Tag zu
Tag oder von Hype zu Overhype rannte, plötzlich eine Ziellinie
überschritten hat. Obwohl gerade das nie passieren sollte, sieht es so
aus, als könne man damit leben und verkriecht sich hinter der englischen
Drum&Bass-Vision oder, wahlweise, hinter seine Playstation.
Too much pop sagen dir Jim und Phil von Source Direct dazu und
schimpfen im selben Atemzug über Medien, Frauenvocals und die schwindende
Zahl experimentierfreudiger Kollegen. Eine Zustandsbeschreibung also, die sich,
wie bei vielen anderen der vom Anfang an dabei-Garde zwischen
Genre-Enklave und Industrie bewegt. Die Revolution ist zum Alltag geworden, was
im Falle Drum&Bass so schlimm nicht ist, schade nur, das trotz idealer
Underground-Strukturen das mit der Unabhängigkeit doch nicht so geklappt hat.
Deutsche Produzenten im Vergleich dazu stellen sich allerdings blöder
an. Weniger hinsichtlich ihrer Klangästhetik, denn die überzeugt
gelegentlich selbst die englischen Größen. Nein, man läßt
sich lieber vor den scheiß Identitäts-Zug spannen und bastelt
fleißig an der Drum&Bass-Nation Deutschland, um den Engländern
endlich mal eins reinzuwürgen. Der Standort Deutschland will mal wieder
die Welt erobern. Diverse Presseberichte und mißglückte
Sampler-Titel mögen dies belegen. Teilweise ganz schön peinlich das
Ganze. Dazu nur: Kill the Nation with a Groove!
Source Direct habens da besser berufen sich nicht auf ihr Land,
sondern legen dir eine 1A-Modern-Brit-Kids Biographie hin. Mit Photek zur
Schule gegangen, mit Hip Hop und House Partys die ersten Schritte gegangen,
sich vom Criminal Justice Bill nicht unkriegen lassen und im Gegenteil, gut
Blut geleckt, Breakbeats gemacht und irgendwann kam dann schon Metalheadz. Die
beiden arbeiten gerne im roten Bereich, was sowohl Cleverness, Verspieltheit
als auch Lautstärke angeht. Die Liebäugelei mit dem Funk gehört
dabei mehr als zum guten Ton und dient einmal mehr als Schlüssel, um mit
eingefahrenen Sachen zu brechen. Die Adjektivkette, die da zwischen
überdreht bis elektronisch warm rangiert soll an dieser Stelle mal
außen vor bleiben. Zu merken bleibt, daß Source Direct so einigen
Drum&Bass-Klischees in den Arsch treten, gerne auf der Riot-Frequenz fahren
und wahrscheinlich retten, wo es eigentlich nichts zu retten gibt.
Sebastian |