home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[50][<<][>>]

das letzte, 1.8k
Roman Herzog und Bild zum ersten.
Der Bundespräsident war in Israel. Bild kommentiert:
„Mit einem Goethe-Zitat hatte Herzog sich zu Beginn der Reise in das Gästebuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem eingetragen: ‘Es ist nicht genug zu wollen, man muß auch tun’. Der Frieden in Nahost – auch er muß hart erarbeitet werden.“
Harte Arbeit – wahrer Lohn. Was wohl meint Bild mit
„auch“?
Den deutschen Verteidigungkrieg? Die Alliiertengreuel? Oder daß der
„Frieden“
erst möglich wurde, nachdem die Zahl der Juden und derer, die man dazu erklärte, gründlichst reduziert war? Nun, man weiß es. Bild und alle anderen auch: Letztendlich sind die Deutschen unschuldig.

Roman Herzog und Bild zum zweiten.
Der Bundespräsident zieht um. Und mit ihm das Bundespräsidialamt:
„Schon Montag morgen, 8 Uhr, beginnt für 150 Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes die neue Berliner Zeit – Bonn für immer ade!
Roman Herzog setzt aber noch ein Zeichen: Damit am Montag alles klappt, wird das ganze Wochenende durchgearbeitet.
Einen ‘Ruck’ durch Deutschland hat der Bundespräsident
ausriss aus nd, 8.1k
„Ich geb’s ehrlich zu“
gefordert. Jetzt zeigt er, was er damit gemeint hat.“

Na bloß gut, ich dachte schon, Herzog hätte mit seinem Rucki-Zucki wirklich Ärger vom Zaun brechen wollen. Aber mit der Bild-Interpretation läßt sich doch leben: Regierungsbeamte arbeiten rund um die Uhr, und ob nun in Bonn oder Berlin ist dann wirklich scheißegal.
Das ist meine erste Erfahrung mit dem Bild-Ethos vom Mehrwissen. Ich geb’s ehrlich zu.

In der KZ-Gedenkstätte Buchenwald verübten vor nicht allzulanger Zeit zwei Jung-Nazis einen Anschlag auf die Statuen-Gruppe Fritz Cremers. Sie hatten eine der Figuren mit einem Trennschleifer angesägt.
Die Staatanwaltschaft plädierte für Strafmilderung, weil
„die Täter bereits die Gedenkstätte besucht hatten und um die im KZ verübten Verbrechen wußten“.
Merke: Nur wer im KZ war oder den Ort besuchte, wo die Verbrechen begangen wurden, kann die Gnade der späten Erkenntnis für sich beanspruchen. Alle anderen also nicht. Na, da schneiden die Deutschen entsprechend schlecht ab. Das erklärt einiges.

Von Dohnanyi, einst berühmter Scharfmacher-Bürgermeister Hamburgs, rügt Ignatz Bubis für seine ach so treffenden Worte für den Nationaldichter Martin Walser und dessen Rede anläßlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, indem er darauf verweist, daß die Deutschen „verletzlich“ seien. Bubis antwortet. Und Dohnanyi erwidert und Bubis antwortet erneut:
„Sehr geehrter Herr von Dohnanyi,
Sie schreiben am 16. November, ich hätte Herrn Walser nicht verstanden und Ihre Darlegung falsch wiedergegeben. Ich erlaube mir daher, Sie noch einmal wörtlich zu zitieren, wobei ich unterstelle, daß die FAZ Sie richtig zitiert hat.
Zitat 1: ‘Denn Walsers Rede war die Klage eines Deutschen – allerdings eines nichtjüdischen Deutschen – über den allzu häufigen Versuch anderer, aus unserem Gewissen eigene Vorteile zu schlagen. Es zu mißbrauchen, ja zu manipulieren’.
Zitat 2: ‘Manchmal sicher auch – da hat Walser schon recht –, weil es sich immer wieder gut verkaufen oder wie Walser auch sagt – instrumentalisieren läßt’.
Zitat 3: ‘Allerdings müßten sich natürlich auch die jüdischen Bürger in Deutschland fragen, ob sie sich so sehr viel tapferer als die meisten anderen Deutschen verhalten hätten, wenn nach 1933 ‘nur’ die Behinderten, die Homosexuellen oder die Roma in die Vernichtungslager geschleppt worden wären’.
Diese Zitate sprechen für sich und ich will sie nicht noch einmal kommentieren.“
So ist es!
Ralf


home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[50][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007