Roman Herzog und Bild zum ersten. Der Bundespräsident war in Israel. Bild kommentiert:
Mit einem Goethe-Zitat hatte Herzog sich zu Beginn der Reise in das
Gästebuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem eingetragen: Es
ist nicht genug zu wollen, man muß auch tun. Der Frieden in Nahost
auch er muß hart erarbeitet werden.
Harte Arbeit wahrer Lohn. Was wohl meint Bild mit auch?
Den deutschen Verteidigungkrieg? Die Alliiertengreuel? Oder daß der Frieden
erst möglich wurde, nachdem die Zahl der Juden und derer, die man dazu
erklärte, gründlichst reduziert war? Nun, man weiß es. Bild
und alle anderen auch: Letztendlich sind die Deutschen unschuldig.
Roman Herzog und Bild zum zweiten.
Der Bundespräsident zieht um. Und mit ihm das Bundespräsidialamt:
Schon Montag morgen, 8 Uhr, beginnt für 150 Mitarbeiter des
Bundespräsidialamtes die neue Berliner Zeit Bonn für immer ade!
Roman Herzog setzt aber noch ein Zeichen: Damit am Montag alles klappt, wird
das ganze Wochenende durchgearbeitet.
Einen Ruck durch Deutschland hat der Bundespräsident
Ich gebs ehrlich zu |
gefordert. Jetzt zeigt er, was er damit gemeint hat.
Na bloß gut, ich dachte schon, Herzog hätte mit seinem Rucki-Zucki
wirklich Ärger vom Zaun brechen wollen. Aber mit der
Bild-Interpretation läßt sich doch leben: Regierungsbeamte
arbeiten rund um die Uhr, und ob nun in Bonn oder Berlin ist dann wirklich scheißegal.
Das ist meine erste Erfahrung mit dem Bild-Ethos vom Mehrwissen. Ich gebs ehrlich zu.
In der KZ-Gedenkstätte Buchenwald verübten vor nicht allzulanger Zeit
zwei Jung-Nazis einen Anschlag auf die Statuen-Gruppe Fritz Cremers. Sie hatten
eine der Figuren mit einem Trennschleifer angesägt.
Die Staatanwaltschaft plädierte für Strafmilderung, weil
die Täter bereits die Gedenkstätte besucht hatten und um die
im KZ verübten Verbrechen wußten.
Merke: Nur wer im KZ war oder den Ort besuchte, wo die Verbrechen begangen
wurden, kann die Gnade der späten Erkenntnis für sich beanspruchen.
Alle anderen also nicht. Na, da schneiden die Deutschen entsprechend schlecht ab. Das erklärt einiges.
Von Dohnanyi, einst berühmter Scharfmacher-Bürgermeister Hamburgs,
rügt Ignatz Bubis für seine ach so treffenden Worte für den
Nationaldichter Martin Walser und dessen Rede anläßlich der
Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, indem er darauf
verweist, daß die Deutschen verletzlich seien. Bubis
antwortet. Und Dohnanyi erwidert und Bubis antwortet erneut: Sehr geehrter Herr von Dohnanyi,
Sie schreiben am 16. November, ich hätte Herrn Walser nicht verstanden
und Ihre Darlegung falsch wiedergegeben. Ich erlaube mir daher, Sie noch einmal
wörtlich zu zitieren, wobei ich unterstelle, daß die FAZ Sie richtig zitiert hat.
Zitat 1: Denn Walsers Rede war die Klage eines Deutschen
allerdings eines nichtjüdischen Deutschen über den allzu
häufigen Versuch anderer, aus unserem Gewissen eigene Vorteile zu
schlagen. Es zu mißbrauchen, ja zu manipulieren.
Zitat 2: Manchmal sicher auch da hat Walser schon recht ,
weil es sich immer wieder gut verkaufen oder wie Walser auch sagt
instrumentalisieren läßt.
Zitat 3: Allerdings müßten sich natürlich auch die
jüdischen Bürger in Deutschland fragen, ob sie sich so sehr viel
tapferer als die meisten anderen Deutschen verhalten hätten, wenn nach
1933 nur die Behinderten, die Homosexuellen oder die Roma in die
Vernichtungslager geschleppt worden wären.
Diese Zitate sprechen für sich und ich will sie nicht noch einmal
kommentieren. So ist es! Ralf |