home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[49][<<][>>]

Die Monatszeitschrift „Konkret“: made in germany.

, 0.0k

Ein gemeinsam verfaßter Text von mehreren antideutschen MigrantInnengruppen.

„Gremliza, beispielsweise, hat nie einen „proserbischen“ (oder auch „antiserbischen“, „antibritischen“, „proschwedischen“) Artikel geschrieben. Dazu bedürfte es einer rassistischen, nationalistischen Weltanschauung, über die er, anders als die Leute, die seine Kritik an kroatischen Faschisten und fundamentalistischen Muslimen für „proserbisch“ halten, nicht verfügt.“ (aus Konkret 9/98, Seite 4)

Wir stimmen dem zu (daß es dafür einer rassistischen, nationalistischen Weltanschauung bedarf). Was jedoch Gremliza betrifft, würden wir spätestens seit den letzten beiden Ausgaben von Konkret (8/98 und 9/98) nicht mehr zustimmen. Denn ob jemand selber soviel Dreck schreibt oder die Drecksarbeit – und zwar arbeitsteilig(1) – seinen Jüngern überläßt, ist ein und dasselbe.

Der „(Aus)Fall-Konkret“

Die Einführung in rassistische Denkmuster übernimmt der Autor Sokolowsky. Gleich auf Seite 3 (8/98), unter dem Vorwand, die Verbrechen der Taliban-Milizen in Afghanistan anzuprangern, kotzt er alles aus, was er bisher dachte aber vielleicht nicht zu sagen wagte: „...da unten am äußersten Rand der Welt, werde ich mit dem Zeug erst recht nicht fertig. Außerdem ist es mir in dubio lieber, den ganzen Tag Birgit Schrowange zu ertragen, als eine Gegend zu bewohnen, in der das Tragen von Kopfwindeln und Gesichtspelzen Vorschrift ist.“
Geographie-Unterricht auf deutsch, „am Rande der Welt“. Das Ende der Zivilisation sozusagen. Australien z.B. (dieses Jahr das beliebteste Reise-Ziel der Touritonen), das viel weiter als Afghanistan liegt, würde er niemals als „am Rande der Welt“ gelegen bezeichnen. Denn dort, wohin Deutsche kommen, ist immer das Zentrum der Welt.
Nein, Sokolowsky ist nicht „Analphabet“ in Sachen Geographie. Im Gegenteil. Er haßt verrückte islamische Analphabeten. Er nennt sie „analphabetische Irre“.
Der rassistische Code funktioniert einwandfrei. JedeR weiß, was und wen er damit meint.
Er gibt gar Unterricht in Sachen „Kultur“ oder was er darunter verstehen will. Er redet wie ein dahergelaufener Stammtischbruder: „Die afghanische Kultur aber? Was ist da schützenswert? Daß Frauen, die einer Arbeit nachgehen, kurzerhand erschossen werden?“. Zum x-ten mal wird der alte Müll ausgebreitet: Das Morden, die Vernichtung wird als Kultur-Erscheinung dargestellt. Das kennen wir aus den „Vergangenheitsbewältigungsdiskursen“, das kennen wir aus dem aktuellen Erklärungsmuster für den Ossi-Mob („ostdeutsche Kultur und Identität“, wie es so schön heißt).
Nachdem Sokolowsky die Begründung geliefert hat, ist seine Logik verblüffend einfach: Taliban = Mörder, Afghaner = Taliban, Afghaner = Mörder.
Das Morden ist ihre Kultur (anscheinend waren auch die Nazis eine – für damalige Verhältnisse – Kulturerscheinung).
Damit er aber auf Nummer Sicher geht (d.h. genug Schock erzeugt) muß er sich des Mainstreams bedienen: „In einer Kabuler Schule verbrannten Mudschahedin 300 Schülerinnen und Schüler wie altes Stroh, just for fun.”
Hier sollen die ermordeten Kinder als Argumentationsverstärker benutzt werden.
Er hat keine Skrupel, Zitate aus „Brigitte“ zu verwenden. Nicht, daß sie in Sachen Rassismus schlimmer wäre als „Emma“ oder andere deutsche, weiße und „frauenbewegte“ Zeitschriften, sondern es geht um den folgenden Zusammenhang: Das Spektrum, welches „Brigitte“ repräsentiert (Burda und co.) gehörte zu der Mehrheit in Deutschland, die lauthals gegen die kommunistische Regierung von damals und für die Zurückdrängung der „sowjetischen Invasion in Afghanistan“ Front machte und ohne Wenn und Aber für die Wiedererrichtung der feudalen Strukturen eintrat (übrigens, auch damals wurde dies mit dem „Kultur“-Begriff gerechtfertigt). Es gab Spenden-Aktionen für die „Freiheitskämpfer“ bis hin zu Protestdemonstrationen.
Daß die einzige Periode, in der afghanische Frauen die meisten Freiräume und Freiheiten im gesellschaftlichen Bereich, genau diese, von den Deutschen gehaßte Periode der „kommunistischen Herrschaft“ war, spielte und spielt für die Konkret-Schreiber keine Rolle.
Was heute in Afghanistan passiert, ist das Ergebnis, es sind die Früchte genau dieser Anstrengungen.
Wenn sie sich heute gegen das Taliban-Regime mit Horror-Meldungen überschlagen, so handelt es sich um die Folgen des eigenen Handelns, die
betende vor coca cola-automaten, 15.2k
„Die linken Herren bestimmen, wer der Unterstützung des Kaptialismus unverdächtig ist“
sie „so nicht gewollt haben“. Angebracht wäre, die Schnauze zu halten oder, wenn späte Einsicht eingekehrt ist, Selbstkritik – als MittäterInnen – zu üben und die eigenen Schweinereien zuzugeben. Mehr wäre zu viel verlangt.
Anstatt dessen werden mittlerweile Berichte aus einem Blatt wie „Brigitte“ als authentische Quellen dargestellt (und das bis in die Konkret-Redaktion hinein, die damals immerhin gegen diesen Dreck war).
Sokolowsky schreibt von „Kopfwindeln“. Windeln werden bekanntlich bei Kindern(!) angezogen, damit der Kot, den sie ausscheiden, aufgefangen wird. So wie er es sagt, meint er es auch mit diesem Vergleich: Die Scheiße im Kopf der AfghanerInnen und aller, die Tücher oder Turbane tragen.
J. Wertmüller wird in der darauf folgenden Ausgabe diese Variante speziell für das Kopftuch bei Frauen ausbreiten.
Sokolowsky treibt seinen deutschen rassistischen Humor weiter: „Gesichtspelze“ nennt er die Männer-Bärte. Zugegebenermaßen hatten wir Schwierigkeiten, die „Pointe“ zu verstehen. Bis einige von uns auf die Bilder hingewiesen haben... Wehrmachtssoldaten erniedrigten jüdische Männer, indem sie ihre Bärte abschnitten und dabei lachten...

Sein Bild von Nicht-Deutschen und Nicht-Weißen, also von Wilden und Unzivilisierten wird offen artikuliert.
Er bedient sich sogar der Bilder und Stories seines Urgroßvaters: „Wenn diese analphabetischen Irren das Fernsehen verbieten, hat das nichts mit Kritik am Medium zu tun, sondern mehr mit dem notorischen Buschmann, der sich nicht fotographieren lassen mag, weil er Angst hat, die Kamera könnte ihm die Seele rauben“.
Sokolowsky spiegelt in ein paar Worten eine jahrhundertealte Geschichte der Kolonialisierung, der Ermordung von „minderwertigen Rassen“, der Unterdrückung und Ausbeutung wider.
Mit zwei Sätzen formuliert er den ganzen Rassismus, der sich offenbar lange „angestaut“ hat, fast noch krasser als die rassistische Mehrheit der Deutschen. Verständlich, weil die deutschen Linken in verbalen rassistischen Äußerungen noch nicht so eingeübt sind wie der übrige Mob.

Nur zur Erinnerung: die „anthropologische“ Photographie war unter anderem ein wesentlicher Bestandteil nicht nur der Errichtung kolonialer Unterdrückungssysteme, sondern überhaupt der Konstruktion von Rassen. Auch im faschistischen Kontext kam dieses Mittel zur Geltung. Während die Vernichtung schon auf Hochtouren lief, wurden Tausende und Abertausende Photos von Sinti und Roma angefertigt, angeblich zu dem Zweck, sie zu erforschen. Konkret also: um ihre „Minderwertigkeit zu erweisen“. Ihre Körper wurden vermessen, photographisch zerstückelt und fixiert. Die Überlebenden kamen zu dem Schluß, daß das Auftauchen der Rassenforscher mit der Kamera als Vorbote der Vernichtung anzusehen ist. Unsere Genossen, die „Buschmänner“, haben dies schon früher erkannt.

Und so wird der rassistische Cocktail gemixt: Eine gehörige Portion ermordeter SchülerInnen, unbedingt ein Stück Turban, eine Prise Analphabeten-Irre mit altmodischen Bärten. Das ganze wird abgeschmeckt mit dem wilden Buschmann. Dann ist die Wirkung perfekt. Haut alle deutschen LeserInnen um, sozusagen.
Sokolowski artikuliert mit seinen rassistischen Ausfällen nicht nur seine – und der Redaktion(2) – Gesinnung. Er stellt auf sehr plastische und prägnante Weise das Dilemma der deutschen Linken dar: Er weiß, daß die Bezeichnung der Taliban-Milizen als Mörder oder Killer usw., also direkte Begriffe, die den Sachverhalt wiedergeben, keinen Protest und keine Empörung erzeugen. Die Leserschaft – auch die von Konkret – will mehr Adjektive dazu lesen, solche, die ins Feindbild passen, damit sie „aufgewühlt“ wird. Sich allein auf tote Kinder zu verlassen, erscheint offensichtlich nicht mehr so relevant. Um sicherzugehen, ist der Bezug auf den wilden Buschmann oder den turbantragenden Mann (oder die kopftuchtragende Frau) oder den unzivilisierten, irren Analphabeten mit dem häßlichen Bart unerläßlich. Erst dann ist die Wirkung perfekt. Dann kann der Schreiber sich seines Erfolges sicher sein.
Denn das Morden allein, die Vernichtung von Menschen stellt für die Schreiber und für die deutsche Leserschaft noch kein Problem dar. Mit so was sind sie ja in Deutschland bis „in die besten Familienkreise“ aufgewachsen. Und sie kennen zu gut ihre eigenen Mob-Milizen:
Am 10. September 98 überfiel eine Horde von 15 Ossis eine Schwarze Frau. Sie wurde in einen Wald geschleppt, gefoltert, mit Vergewaltigung bedroht. Auch Scheinerschießungen fanden statt. Die Frau überlebte schwerverletzt.
Vor einigen Wochen fand in Halle ein Überfall von 15-20 Deutschen auf einen Mann aus Mosambik statt. Sie haben mit Messern (u.a. in die Augen) auf ihn eingestochen. Er liegt schwerverletzt im Krankenhaus. Laut ärztlichem Befund wird er nicht mehr sehen können.
Vor einer Woche passierte einem Mann aus Ghana ähnliches. Am hellichten Tag, im Einkaufszentrum von Magdeburg. Er rannte um sein Leben, flehte PassantInnen um Hilfe an. KeineR, laut Polizei-Bericht, hat ihm geholfen. Die Polizei hat inzwischen Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung erstattet.
In Mecklenburg-Vorpommmern, einem der gefährlichsten Orte der Welt für Nicht-Deutsche, ist inzwischen für Schwarze und/oder MigrantInnen das Laufen auf offener Straße eine Frage von Leben und Tod.
Wir könnten die Liste der laufenden Verbrechen der Deutschen beliebig erweitern und trotzdem hätten wir nur einen Bruchteil erwähnt. Da dies aber kaum jemanden interessiert, macht es keinen Sinn, ist sozusagen der gewohnte deutsche Alltag, der keine Besonderheit bzw. Schockgefahr aufweist.
Deswegen muß man/frau an den „Rand der Welt“ gehen, um „richtige Verbrechen“, die die deutsche Volksseele zum Kochen bringen, zu entdecken.

Außerdem wird damit ein willkommener Nebeneffekt produziert: Solche Ereignisse sind die beste Möglichkeit, auf diese Weise die Singularität der deutschen Verbrechen zu normalisieren, sie mit anderen Verbrechen gleich zu machen.
Wie wir in der nächsten Konkret-Ausgabe lesen, wird das ohne Umschweife gemacht: „Ihr(3) Identitätswahn unterscheidet sich vom deutschen nicht prinzipiell“ (Konkret, 9/98, Seite 31).
Uns bleibt wieder einmal die Frage, ob nicht etwa bei den Taliban-Milizen mehr Widersprüche und Auseinandersetzungen zu erwarten sein könnten, als bei den deutschen Linken zu ihrem Volk.

Somit sind wir wieder am Ausgangspunkt zurück.
Nach Sokolowsky kommt dann ab Seite 22 (Konkret 8/98) W. Pohrt zur Sprache. Nach seiner gescheiterten Kapitalismus-Kritik entdeckt er das neue Haßobjekt: Die (albanischen) Flüchtlinge. Er fühlt sich berufen, seinen linken Standort in Deutschland vor der Invasion der Flüchtlinge, die ja bekanntlich Kapitalismus pur im schönen Häusle-Ländchen durchsetzen wollen, zu verteidigen und von der „Rotlicht-Albaner-Mafia“ fern und sauber zu halten (nach dem Motto: Deutsche Zuhälter gut, albanische Zuhälter schlecht).
Er bedient sich dabei desselben Musters wie Sokolowsky: UCK = Albaner = Rotlicht-Mafia = Kapitalismus pur = Albaner (Flüchtlinge) sind die Feinde der Linken!
Es ist davon auszugehen, daß die beiden es nicht abgesprochen haben. Um so erstaunlicher ist es, ja geradezu ein Phänomen, wie die Denkweise sich gleicht (doch 80 Mio. Kopien?). Diese Denkstruktur hat ein einfaches (und tödlich gefährliches) Menschenbild: Die Afghaner, Die Albaner, Die Islamisten usw.

W. Pohrt, der früher immer wieder seine Landsleute anprangerte, entpuppt sich als einer der ihrigen. Warum das so ist, wie es dazu kommt, daß sich auch solche Leute im rassistischen Kontext eingliedern, kann man vielleicht stundenlang analysieren, meistens ohne Ergebnis. Denn manchmal ist die Erklärung viel einfacher: Entweder hat mal jemand in seinen Vorgarten gepinkelt oder sein Fahrrad ist von einem „kriminellen ausländischen Jugendlichen“ geklaut worden.
Anders ist die Vehemenz, mit der Pohrt die unmöglichsten Vergleiche und eine unzulässige Verharmlosung der Verbrechen seiner Landsleute anstellt, nicht zu erklären.

So wird von ihm das Vernichtungsprogramm der Nazis gegen die ZwangsarbeiterInnen und insbesondere gegen Pol/inn/en und sowjetische Kriegsgefangene auf platteste Weise auf eine Ebene mit der Rekrutierung von Arbeitskräften der deutschen Vorkriegswirtschaft (und folglich Nachkriegswirtschaft) gestellt: „Schon die Nazis holten mehr Ausländer, damals ‘Fremdarbeiter’, ins Land als jedes andere Regime davor.“
In seiner Antikapitalismus-Logik stellen demnach die Forderungen nach Entschädigung aller ZwangsarbeiterInnen bloß ein Korrektiv für verspätete Lohnnachzahlungen dar.

Nachdem Arbeitsmigration mit „Vernichtung durch Arbeit“ durch die Nazis vermengt wurde, sind bei Pohrt die Flüchtlinge an der Reihe. Pohrt schlägt sich auf die Seite der national-sozialen Werkgemeinschaft und fordert mit seiner Revision der Flüchtlingspolitik im Grunde auch nichts anderes als „Arbeit zuerst für Deutsche“ bzw. „Ariernachweis für Bauarbeiter“!

Flüchtlinge werden von ihm verglichen mit den „Republik-Flüchtlingen“ und den „StürmerInnen der Prager Botschaft“.
Der faschistoide, nationalistische Ossi-Mob wird mit den von diesem Mob ermordeten, verbrannten Flüchtlingen gleichgesetzt.
„Wir Alten kennen das ja aus den Tagen um den Bau der Berliner Mauer. Hier lockte das Begrüßungsgeld, und täglich konnten die Zeitungen neue Flüchtlingsrekorde melden.“
Oder: „Die Kalten Krieger kennen doch ihre Brüder und Schwestern aus der Zone, sie kennen doch diese Abstimmungen mit den Füßen für die Freiheit und gegen die Tyrannei.“
Und damit die Gleichung standhalten kann, werden Projektionen herangezogen, um ein Ebenbild zu den TäterInnen zu schaffen:(4) W. Pohrt verrät damit nicht nur seine jetzigen Ansichten über Flüchtlinge und das linksdeutsche Verhältnis zu ihnen, sondern auch die früheren: „Arme Teufel“, „wie kleine Kinder, die große Tiere streicheln“, „Häufchen Elend, das an der Grenze um Einlaß wimmert“ usw. Einerseits eine paternalistische Grundhaltung ohnegleichen. Damals nannte er die Roma in Rostock-Lichtenhagen „arme Schlucker“ („arme Teufel“ ist anscheinend die Steigerung davon). Andererseits in üblicher deutscher rassistischer Manier, artikuliert er sein Faszinosum von den prächtigen, muskulösen, durchtrainierten Kerlen „die an der Grenze um Einlaß wimmern“. Die kleinen Kinder sind demnach die lieben deutschen FlüchtlingsunterstützerInnen, die die großen Tiere (=Flüchtlinge) mit Angst und Ehrfurcht streicheln! In bester deutscher Tradition hat er keine Probleme damit, Menschen mit Tieren zu vergleichen. Es läuft sozusagen automatisch, instinktiv.

Das heißt für uns: Vorsicht, die Männer mit der Kamera sind wieder unterwegs! Flüchtlinge, Tiere, Teufel, Manager, alles wird rettunglos ineinander überblendet in einer apokalyptischen Einstellung wie aus einem Bibelfilm von Leo Kirch: das große Tier des Kapitals, auf dessen Rücken kopftuchbewehrt die Hure Babylon thront, womöglich auch noch verschleiert!
Kein Wunder, daß solche Aussagen in einer Zeit fallen, in der immer klarer wird, daß sich Flüchtlinge nicht mehr im Streichelzoo der Linken einsperren lassen, sondern ihre eigene Position vertreten. Unheimlich, das. Beißt womöglich. Ist also entweder vom Teufel besessen oder Agent des internationalen Finanzkapitals. Die Gleichsetzung mit Tieren und unheimlichen Finanzagenten kennen wir aus dem Film „der ewige Jude“. Pohrt als Hippler unterwegs, mit der Kamera immer drauf auf die Ghettobewohner des sogenannten Rotlichtmilieus.

Pohrt ist sich, solcher Logik folgend, nicht einmal zu schade, auf Begrifflichkeiten wie „survival of the fittest“ zurückzugreifen und damit auch allen Ernstes zu hantieren und zu „argumentieren“. So stellt er sich schlicht in eine Reihe mit Leuten, die schließlich seit dem vergangenen Jahrhundert solcherlei Ansichten huldigen und sie „wissenschaftlich“ zu untermauern suchen. Da steht er auch mitten in bester Tradition, zu seinen Vorfahren möge er genauer nachlesen u.a. bei George L. Mosse:
„Unter dem Einfluß des Darwinismus wandelte sich der Deutsche Ludwig Moltmann, ein ehemaliger Marxist, gegen 1900, zu einem offenen Rassisten. Der Klassenkampf wurde in einen Krieg zwischen den Rassen umgewandelt.“ (Die Geschichte des Rassismus in Europa).

W. Pohrt ist ehrlich. Er sagt, was er denkt:(5) Die heutigen Flüchtlinge bringen ihm keinen Nutzen für sein revolutionäres Vorhaben. Wenn sie mindestens Sozialisten wären! Mangels revolutionärer Rekrutierung aus den eigenen Landsleuten hoffte er auf die Unterstützung von chilenischen WiderstandkämpferInnen, von Apartheid-GegnerInnen und anderen Verfolgten dieser Welt. Nur wer schon immer seine kommunistischen Befreiungsphantasien auf Flüchtlinge oder Befreiungskämpfe im Trikont projizierte, kann überhaupt heutzutage zu so etwas, wie Pohrt es formuliert, kommen.
Mit den jetzigen Flüchtlingen kann er nicht viel anfangen. Also, dann sie doch lieber als Agenten, Kollaborateure usw. denunzieren, in der Hoffnung, sie sich vom Hals zu schaffen und der deutschen Linken ein für alle Mal klar zu machen, wo der Feind steht, nämlich jenseits der Grenzen oder bereits schon im „Rotlicht-Milieu“!
W. Pohrt hat einen Alptraum: Seine Heimat wird bedroht durch die Flüchtlinge, die „Kapitalismus pur“ einführen wollen.(6) Es ist eigentlich fast schon erstaunlich, daß sich offenbar noch nicht einmal das einfachste der Welt in den Köpfen dieser Linken durchgesetzt hat: daß es selbstverständlich sein müßte, daß jemand dahin gehen kann, wo er/sie will bzw. dahin, wo es möglich ist, für sich und vielleicht auch seine/ihre Familie den Lebensunterhalt zu erwerben.
Das steht somit auch nach Ansicht von „Konkret“ nur denen zu, die des „Unterstützens des Kapitalismus“ unverdächtig sind, und wer das sein soll, bestimmen diese linken Herren. Wäre es denen nicht so ernst, könnte man/frau sich fast über die linken Einreisebeschränkungen (und vermutlich auch Abschiebungsgründe?!) amüsieren.
Pohrt braucht sich wirklich keine Sorgen über die Gefahr der Abschaffung seiner völkischen Gesellschaft bzw. deren „Zersetzung“ durch „Die Albaner“ zu machen. Dafür sorgen schon auf ihre Weise seine 80 Mio. Landsleute: Ein riesiges Geflecht von rassistischen Gesetzen (Arbeitsmarkt- und Bevölkerungspolitische Regulierungen, heißen sie in der Amtssprache), Anordnungen und Erlasse, ein hochentwickelter Repressionsapparat aus durchtrainierten Spezialeinheiten für Innenstädte, Grenzen und Autobahnen, juristische Institutionen, Ausländerzentralregister, Bürgerwehren an den Grenzregionen, völkische Betriebsräte, die bei Entlassungen „Ausländer zuerst schreien“, gewerkschaftlich organisierte nationale „Sozialisten“ und andere „Klassenbrüder“ und vor allem organisierte und unorganisierte rassistische Horden wachen Tag und Nacht über den Schutz der Volksgemeinschaft (manche japanische Firmen, die „Kapitalismus pur“ im Osten einführen wollten, mußten ihr Vorhaben schnell aufgeben und zogen ihre Pläne zurück: Sie konnten das Überleben ihrer MitarbeiterInnen nicht garantieren!).
Mit täglichen, tödlichen Angriffen. Mit Massenrazzien (Masse bezieht sich sowohl auf die Deutschen als TäterInnen als auch auf die Angegriffenen). Am 09.09.98, lief wieder so eine in Frankfurt. 260

Anmerkungen:

(1)
Die Arbeitsteilung sieht so aus: Sokolowsky für die „Afghaner“, Wertmüller für die „islamische Türken“ und die „kopftuchtragenden Frauen“, Pohrt für die „Albaner“ und damit nichts vergessen wird, die antisemitische gruppe „Demontage“ für die Befreiungsbewegungen (sie denunzierte die Demonstration im Mai letzten Jahres in Babenhausen, weil „Antisemitismus nur ein abstraktes Phänomen“ sei und infolge dessen darf sich Solidarität nicht auf konkrete Menschen – in diesem Fall A. Merin – beziehen. Die gleiche Gruppe agierte bei den Soli-Aktionen für S. Eid genau umgekehrt. Er ist.ja kein Jude. Dieser Mist ist damals auch im „Flora-Blättchen“ abgedruckt worden.
(2)
Der Artikel ist durchgegangen ohne den geringsten Protest. Auch die anderen Artikel wurden bis heute von niemandem beanstandet.
(3)
Damit ist Frau Ludin gemeint. Sie weigerte sich ihr Kopftuch abzulegen und erhielt somit als Lehrerin Berufsverbot. J.W’s abschließende Differenzierung macht diese Aussage nicht besser: Sie dient lediglich dem sprachlich eingeübtem „Ja, aber“-Prinzip. Denn sonst braucht man/frau eine solche Gleichsetzung nicht zu erwähnen.
(4)
„Möglich allerdings, daß unser mitleidiges Herabschauen auf die armen Teufel daher kommt, daß uns vor soviel Einfallsreichtum, Findigkeit, Vitalität und Tatkraft, wie sie zeigen, bange wird, etwa so, wie kleine Kinder große Tiere streicheln, die ihnen nicht ganz geheuer sind. Wir ahnen vielleicht, daß das Häufchen Elend, das an der Grenze um Einlaß wimmert, nur die halbe Wahrheit ist. Es steckt mehr Energie darin, als unsereiner sich vorstellen könnte, daß er sie jemals aufbringen wird. Nichts als bloß armer Teufel ist keiner, der es über alle geographischen Entfernungen und administrativen Hürden bis zur deutschen Grenze schafft. Er hat Strapazen ausgehalten, unter denen wir zusammenbrechen würden, er hat sich durchgeschlagen, wo unsereiner resignieren und kapitulieren würde. Er hat erfolgreich ein Überlebenstraining absolviert, wie es bei manchen Firmen heute zum Selektionsverfahren für Führungskräfte zählt.“(W. Pohrt)
(5)
„Die Zeiten, wo unter politischen Flüchtlingen verfolgte Sozialisten waren, sind eigentlich schon lange vorbei. Der politische Flüchtling heute ist einer, der in seinem Herkunftsland ein Regime errichten möchte, wie es das in seinem Aufnahmeland schon gibt. Politische Flüchtlinge sind potentielle Agenten, Kollaborateure, Geschäftspartner, Stoßtrupp, Brückenkopf“ (W. Pohrt).
(6)
„Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Kosovo können uns Kapitalismus pur beibringen. Sie haben das Survival of the Fittest im tiefsten Elend gelernt. Es sind die Fittesten, die sich durchgeschlagen haben bis hierher. Und sie werden Karriere machen, solange die Gesellschaft hier bleibt wie sie ist. Um an die Spitze von Daimler-Benz zu kommen, braucht man das Naturell eines Rausschmeißers im Rotlichtmilieu. Inzwischen braucht man auch keine anderen Manieren. Von Albanern und Kosovo-Albanern liest man bisweilen im Zusammenhang mit Berichten über Schießereien in jenem Milieu, wo die freie Marktwirtschaft ihren Ursprung hat. Dort zieht das im Entstehen begriffene neue weltweite Herrschaftssystem sich seine Führungskräfte heran“ (W. Pohrt).
BaustellenstürmerInnen aus Polizei, Ausländerbehörde, Arbeitsamt und IG-Bau überfielen zwei Großbaustellen (81 Baufirmen mit 262 Arbeitern aus Osteuropa und der Türkei wurden „durchsucht“), um genau das zu tun, was Pohrt bestreitet: „Und Bauarbeiter werden nicht nach dem Ariernachweis gefragt, sondern nach dem Lohn den sie haben wollen“. Sie „fragten“ doch und ausschließlich nach dem „Ariernachweis“ der Bauarbeiter. Der, der das nicht erbringen konnte, wurde verhaftet und abgeschoben.
Lebensgefährliche „Befragung“: „Einige Arbeiter flüchteten in die oberen Stockwerke und in die Tiefgarage. Vorsichtshalber habe sein Amt einen Rettungs- und Notarztwagen angefordert, da Unglücksfälle bei Fluchtversuchen nicht auszuschließen seien“ (FR, 10.09.98).

Um es klar zu sagen: Wir haben nichts gegen Kapitalismus pur einzuwenden, wenn dies als Alternative zur „real existierenden völkischen Gesellschaft“ in Deutschland steht. Solange die „Alternative“ zum Kapitalismus auch für linke Deutsche der völkische National-Sozialismus zu sein scheint, und der einzige Überlebensschutz für uns die durch überbordende Greueltaten gefährdeten Exportchancen der deutschen Wirtschaft sind, wissen wir, woran wir uns im Zweifelsfall zu halten haben.
Wir haben nichts gegen Undeutsche Führungskräfte (noch schöner, wenn sie aus dem „Rotlichtmilieu der Albaner-Mafia“ kommen) einzuwenden.

Soviel zu Deutschland. Pohrts Ansichten zu dem weltweiten „Antikapitalismus“ sind auch nicht besser: Sie riechen nach „indonesische Volksaufstände“, nach Massakrierung von chinesischen Minderheiten, die „Kapitalismus pur in Indonesien etablierten“, nach ausgebrannten chinesischen Stadtvierteln.
Uns bleibt wiedermal die Feststellung, daß unsere Gegnerschaft zum Kapitalismus und sonstigen Gewalt- und Ausbeutungsverhältnissen nichts aber gar nichts mit der „antikapitalistischen“ Garnitur des linksdeutschen Gesocks zu tun hat.

Nachdem K. Sokolowsky und W. Pohrt in KONKRET 8/98 bereits deutlich gemacht hatten, wo sie sich in Zukunft aufzuhalten gedenken, hat sich nun auch J. Wertmüller mit seinem Artikel „Stille Agnes“ (Konkret 9/98) zu ihnen an den Stammtisch gesellt. Und auch hier müssen wir annehmen, daß dem keinerlei Absprachen vorausgingen, vielmehr, daß die Genannten sich unweigerlich an dem neuen linksdeutschen Möbel treffen mußten.

Nachdem J.W. einen Bericht vom 23. Juli ‘98 in der Süddeutschen Zeitung über Frau Ludin gelesen hatte, beschloß er, sich als Experte in Sachen „Kopftuch“ und „Islam“ zu präsentieren (dieser Anspruch ist gerechtfertigt, da der Bericht immerhin eine ganze Seite umfaßte). Mit diesem „geballten Wissen“ über Islam und Frau Ludin, verbreitete er seine Expertise in besagter Konkret-Ausgabe. Er packt nicht nur die Kamera aus, um endlich den fehlenden Schnappschuß der im Gesamtbild noch mangelnden Hure Babylon zu liefern: auch das Prinzip der Montage ist ihm als ordentlichem Dialektiker bekannt. Und zwar auf die übliche linksdeutsche Weise: Alles was der Hetze gegen Frau Ludin dient, wurde vom Bericht übernommen, alles was Sympathie mit ihr erzeugen könnte, wird eben weggelassen. Kein Wort über den Terror, dem sie und ihr Mann ausgesetzt sind. Kein Wort über ihr zerstörtes Leben, das zu einem Spießrutenlauf geworden ist. Kein Wort, daß sie bis ins Internet durch „Kettenbriefe“ als „Fundamentalistin“ beschimpft und fertig gemacht wird, kein Wort darüber, daß sie seither durch die Deutschen – allen voran durch die Kultusministerin Schavan, Vizepräsidentin der katholischen Fundamentalisten (Zentralkomitee der Deutschen Katholiken) – gehetzt wird, anonyme Telefonbeschimpfungen bekommt (sie geht nicht mehr ans Telefon, läßt den Anrufbeantworter laufen).
Frau Ludin wird es kaum helfen, wenn sie ihre ablehnende Haltung zu den Taliban (sie kommt aus Afghanistan) bekräftigt, es nützt ihr nichts, ihre Ablehnung zu den „islamischen Fundamentalisten“ zu betonen. Ihre eigene Erfahrung durch diese Hetzjagd, die sie erlebt, wird ihr klar machen, daß eben das, was die Deutschen mit ihr anstellen, weder mit ihrem Glauben noch mit ihrem Geschmack und Kleider zu tun hat, sondern einzig und allein mit dem (Feind)Bild, das die Deutschen (ob Links oder Rechts) sich von ihr gemacht haben. Und dies ist – egal welche Anstrengungen ihrerseits unternommen werden – unabänderlich.
Und wehe denjenigen, die ein solidarisches Wort bzw. eine Banalität aussprechen (z.B. daß eben sie selber entscheidet, was sie anziehen will). Sie werden durch J.W. vorsorglich als Nationalisten abgestempelt. Von jemand also, der auf der Basis der Blut- und Boden-Zugehörigkeit seine „Argumente“ in Konkret eine Seite lang ausbreitet!

Eines der vordringlichsten Probleme scheint Wertmüller also die von ihm so wahrgenommene Islamisierung mitten in deutschen Landen zu sein, derer er besonders angesichts kopftuchtragender Frauen gewahr wird. Eigentlich ist man wie frau geneigt, ihm nur ein herzliches SHUT UP! mit auf seinen weißgetünchten Weg zu geben, wäre da nicht eine gewisse Kontinuität in seiner Sichtweise, die offenbar besonders deutlich in der Konfrontation gerade auch mit leibhaftigen Kanakinnen zu Tage tritt.
Dem „(Aus-)Fall Konkret“ gehen andere, wie insbesondere der „(Aus-)Fall in und um Gollwitz“ voran und wie zu vermuten sein wird, auch zukünftig „hintan“.
Bereits vor der geplanten Demonstration in Gollwitz, die eine Kundgebung wurde, am 9. November letzten Jahres, machte Wertmüller seine Haltung gegenüber MigrantInnen und insbesondere gegenüber selbstorganisierten bzw. sich-selbst-artikulierenden überdeutlich, indem er vermutete, daß diese ohnehin nicht zivilisiert genug wären, vom genetisch vorprogrammierten Randalieren abzusehen.
Dazu brauchte es seiner und der anderer Leute Meinung nach eine ordnende Hand – oder nennen wir es einmal weiße, deutsche Kontrolle.
Einer Kanakenfrau traute Wertmüller diese Kontrolle, wie er sie gerne haben wollte, nicht zu, weil sie seiner Meinung nach – wohl aufgrund ihrer Verwicklung in eben jenes Gengeflecht – „in dem ganzen Haufen sowieso umkippen“ würde.
Und so war er der Meinung, daß es keinesfalls einen „MigrantInnen-Bus“ nach Gollwitz geben dürfe, „der muß zersetzt werden“ hieß dies im O-Ton.
Nun, da er sich bereits vielfach als Experte in Sachen „Kanakenrandale“ geoutet hatte, wäre es wirklich an der Zeit gewesen, diesem Mann schlicht den Mund und jegliche Entscheidungen zu verbieten.
Also sagen wir es ihm jetzt noch einmal in aller Deutlichkeit, selbstverständlich in vollem Bewußtsein um das leidige Wissen, daß er nichts von alledem tun wird. Jedenfalls wird er es nicht mehr in unserer Nähe tun!
Womöglich wird ihn dieses Schreiben in die langersehnte Lage versetzen, endlich auch in aller Offenheit gegen Selbstorganisierung von Minoritären zu hetzen, sei’s drum.
Wertmüller bringt ohnehin bereits in „Stille Agnes“ zum Ausdruck, daß er Ausgrenzung den Ausgegrenzten selbst zuzuschreiben gewillt ist.
Neben der Kleinigkeit, daß er offenbar selbst ein „Ausländerproblem“ sieht, so wie er mit diesem und anderen Begriffen hantiert, erfahren wir zum Glück in jenem Artikel endlich die genauen Prozentzahlen der „islamischen Türken“ in Deutschland und ganz selbstverständlich greift Wertmüller dabei auf die Logik der Abstammung zurück und kann froh darüber sein, daß es hierzulande derlei Statistiken gibt, selbstverständlich auf der Grundlage des völkischen Blutrechts. Oder was meint er mit „75 Prozent
menschenvorfahren, 11.9k
„Bild von Nicht-Deutschen und Nicht-Weißen, also von Wilden und Unzivilisierten“
türkisch“ innerhalb der „aus islamischen Gesellschaften stammende Minderheit in der BRD“? Jedenfalls hat Wertmüller uns beglückt mit unendlich großem Wissen über „die Türken“ und andere hierzulande, so vieles weiß er da, daß man fast glauben möchte, er sei undercover Teil geworden der communities, um Gebräuche und Sitten zu studieren. Vieles haben wir bis dato noch nicht einmal selbst gewußt...
Er argumentiert ganz selbstverständlich auf der Grundlage von „Volkszugehörigkeiten“, da kennen „Antideutsche“ kein Pardon, denn hier geht es ja um die Bedrohung der westlichen Wertegemeinschaft (die, wie einmal mehr deutlich wird, noch nicht einmal ansatzweise in Deutschland Einzug gehalten hat, die „antideutschen Linken“ ringen um etwas, was sie dafür halten mögen).
Jene wird angegriffen durch ein Kopftuch, das allerdings ausschließlich Symbol ist und bei Wertmüller wird wieder einmal deutlich, wofür.
So identifiziert er eindeutig Islam als solchen mit Frauenverachtung, was bei ihm aber als Ent-Erotisierung oder Ent-Sinnlichung daherkommt, Erotik wiederum mit Entkleidung, und vermittelt, welche physischen Ausschnitte sein Kamerastandpunkt denn nun aufzunehmen gewillt ist. Den Heimatfilm, den er zu vermeiden trachtet, ersetzt er umstandslos durch seine Haremsphantasien.
Wir fordern angesichts seiner verstaubten Orientalismen eigentlich nur eines: Wertmüller selbst möge sich um Himmels Willen bedeckt halten, die Exhibition seiner linken „Erotik“ soll er uns und anderen bloß ersparen.
Es ist an sich nicht neu, daß weiße Männer über die Körper von „anderen“ Frauen insbesondere verfügen und bestimmen wollen, deutsche Männer zumal, etwas neuer daran ist vielleicht, daß mittlerweile soweit gegangen wird, über unsere Körper Parallelen vom Islam zum Vernichtungsprogramm der Deutschen zu ziehen. In diesem Zusammenhang drängt sich fast schon die Frage auf, ob es denn Herrn Wertmüller ganz lieb ist, daß es Taliban gibt, so kann er sie jedenfalls dafür benutzen, seine Vorfahren etwas zu entlasten.

Was die „Kopftuch-Diskussion“ (allein dieser Begriff ist bezeichnend genug) betrifft:
Viele von uns bzw. unseren Eltern haben unsere/ihre Kindheit in Anatolien, in den Balkan-Ländern oder anderen Ländern verbracht mit dem gewohnten Bild kopftuchtragender Mütter und Schwestern. Je nachdem, trugen und tragen sie es aus 1001 Grund.
Es gibt eine ganze Menge über die Gründe zu erzählen, was wir nicht tun werden. Wir wollen es ja nicht rechtfertigen, weil die Deutschen damit ein Problem haben.
Ein Aspekt davon ist uns allerdings sehr wichtig zu erwähnen: Die meisten älteren Frauen in einigen Ländern trugen und tragen für den Rest ihres Lebens ein schwarzes, eintöniges und altmodisches Kopftuch (zusammen mit schwarzen Kleidern) als Zeichen ihrer Trauer für den Verlust ihrer Geliebten (Ehemann, Sohn/Tochter, Bruder/Schwester).
Nun, außer den üblichen religiösen Anlässen traf und trifft man/frau sie immer wieder jährlich, versammelt vor einem künstlerisch gestalteten Felsen oder vor zufällig zusammengelegten Steinhaufen an einem Hügel draußen vor dem Dorf oder mitten drin an einem zentralen Platz. Sie legen dort Blumen nieder, machen Kerzen an, säubern den Ort vom Unkraut, stellen die umgekippten Steine wieder aufrecht hin, bleiben eine Zeitlang still, vertieft in ihre Erinnerungen stehen und ziehen wieder ab. Jahr für Jahr die gleiche Zeremonie. Unermüdlich, mit der gleichen Intention wie beim ersten Mal. Seit über 50 Jahren. Sie trauern über die Ermordung ihrer Familienangehörigen und Freunde, die durch die deutsche Soldateska kaltblütig hingerichtet, massakriert wurden. Tausendfach das gleiche Bild in Serbien, in Griechenland, in Bulgarien und anderswo.
Diese alten Frauen wissen kaum etwas von der Kopftuchdiskussion der Nachkommen der VollstreckerInnen in Deutschland. Wir werden es ihnen auch nie erzählen. Es bringt nichts, die wenige Zeit die sie noch zum Leben haben, noch mehr zu verbittern. Wir werden allerdings dafür sorgen, daß das Befummeln und die Beleidigung dieser Frauen und all unserer Schwestern dieser Welt durch die Enkel-Generation aufhören wird. Wir sind dazu verpflichtet. Aus elementaren Anstandsgründen. Denn wir sind es unseren Schwestern schuldig.

Kleider machen Leute

Am 26.08.98 stand in der „Frankfurter Rundschau“: „Den imaginären Sprung vom alten Scheunenviertel zum Kurfürstendamm schafft nur das Feuilleton, nicht aber ein orthodoxer Jude. Das mußte in diesen Tagen Moses Abraham Stern aus Israel schmerzhaft erleben, als er über den Kudamm bummelte. Er trug einen schwarzen Hut, einen langen schwarzen Mantel, Vollbart und Schläfenlocken... Die Leute starrten ihn an, er wurde gestoßen, geschlagen, angespuckt und als „Drecksjude“ beschimpft. Eine um Hilfe gebetene Polizeistreife griff nicht ein. Im offiziellen Berliner Polizeibericht wurde der Vorfall nicht erwähnt.
Auch in der nahegelegenen Paris-Bar, einem Treff der Kulturschickeria, hatte man wichtigeres zu diskutieren: Die Ästhetik des Eisenman-Entwurfs und die Mission Michael Naumanns... Moshe Stern mußte sich den Vorwurf anhören, daß er durch sein Aussehen provoziert habe. Schon einmal hatten Juden durch ihr Aussehen auf dem Kurfürstendamm „provoziert“. Das war im Juli 1935.”
So weit die „Frankfurter Rundschau“.
Unweigerlich stellt sich die Frage: Woran unterscheiden sich die genannten Konkret-Autoren und (fast) alle anderen deutschen Linken vom Kudammer Mob? Wir meinen, daß kein prinzipieller Unterschied existiert. Der Umstand, daß sie lange Artikel gegen Antisemiten schreiben, daß sie sich empört zeigen, ändert nichts an der Tatsache, daß sie gegenüber anderen Leuten („Islamistinnen“, „Albaner“ oder „Afghaner“) ein zutiefst rassistisches Menschenbild nach dem gleichen Muster des Mobs aufweisen. Ihre Haltung zu Jüdinnen und Juden basiert nicht auf einem grundsätzlich humanitären Menschenbild, sondern ist vielmehr der Rest des Umerziehungsprogrammes der Alliierten, die den Deutschen damals ein paar Selbstverständlichkeiten reinprügeln mußten. Leider ohne Erfolg, wie die Reaktionen und die Argumentationen dieser Leute zeigen.
Nun, die SU gibt es nicht mehr und die Besatzungsmacht USA hat sich zurückgezogen. Sie hinterließ (aus den bekannten antikommunistischen Gründen), schon lange bevor sie sich verabschiedete eine Lücke in Sachen „reinprügeln von Selbstverständlichkeiten“.
Es gibt also viel zu tun!

18. September 1998

MigrantInnen-Gruppen:
Berlin (KöXüZ), Bonn (Grenzfall), Frankfurt/M. (Café Morgenland), Freiburg (Sere Kevir), Hamburg (Dirna), Nürnberg/München (sol lez ruw!), Oldenburg (köXüz)



home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[49][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007