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9.11.1938. |
1938, 9. November. In dieser Nacht wurden 20.000 Menschen
jüdischen Glaubens verhaftet, zahlreiche Synagogen niedergebrannt (191),
Warenhäuser und Geschäfte jüdischer Besitzer geplündert und
in Brand gesteckt, 36 Menschen ermordet und zahllose weitere verletzt.
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Was geschah in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 in Leipzig an der Parthe?
Die Nazis nannten diese Nacht beschönigend
Reichskristallnacht. Mit dem Wort Kristall verbindet
sich etwas Schönes, Glänzendes. Niemand wird diesen Begriff mit
Brandstiftung, Zerstörung, Plünderung, mit Mißhandlung und
Demütigung von Menschen in Verbindung bringen. Aber genau das war es, was
in der Nacht vom 9. zum 10.November 1938 in ganz Deutschland geschah.Es sollte aussehen wie der spontane Ausbruch des Volkszorns gegen die Juden. In Wirklichkeit war es eine sorgfältig vorbereitete Aktion. In einem um 23.55 Uhr herausgegebenen Fernschreiben der Gestapo an alle ihre Dienststellen hieß es: Es werden in kürzester Frist in ganz Deutschland Aktionen gegen Juden, insbesondere gegen ihre Synagogen stattfinden. Sie sind nicht zu stören ... 3. Es ist vorzubereiten die Festnahme von 20.000 bis 30.000 Juden im Reich. Es sind auszuwählen vor allem vermögende Juden. Etwa 26.000 jüdische Menschen wurden in dieser Nacht und in den folgenden Tagen in Deutschland festgenommen, mißhandelt und in Konzentrationslager verschleppt, wo viele innerhalb weniger Tage den Tod fanden. In Leipzig begann die Verhaftungsaktion um 7.00 Uhr früh am 10. November und dauerte bis zum 15. November. Bereits am 11. November wurden 151 Leipziger Juden nach dem KZ Buchenwald gebracht, darunter auch der jüdische ehemalige sozialdemokratische Stadtverordnete Julius Krause, der dort fünf Tage später erschlagen wurde. Leipzig wird ihn anläßlich seines 60. Todestages am Montag, den 16. November 1998 um 10.00 Uhr, an seinem Grab auf dem Alten Jüdischen Friedhof in der Berliner Straße ehren. Wie überall in Deutschland wurden auch in Leipzig die Synagogen angezündet, einzig die kleine Synagoge in der Keilstraße blieb von den Flammen verschont, weil sie inmitten einer Häuserreihe liegt und ein Brand unweigerlich auf die umliegenden Wohnhäuser übergegriffen hätte. Jüdische Geschäfte wurden demoliert und geplündert. Jüdische Männer Frauen und Kinder wurden aus ihren Wohnungen gezerrt, getreten, geschlagen. Die jüdischen Bewohner des nordwestlichen Stadtgebietes wurden unter Verhöhnungen und Drohungen in das ausgemauerte Flußbett der Parthe in der Nähe des Zoologischen Gartens getrieben. Unter denen, die damals im Bett der Parthe standen, war auch der junge Ulrich Rabe. Die Schülerin Judith Zeising kam auf ihrem Schulweg dort vorbei und hat den furchtbaren Eindruck niemals vergessen. Beide werden uns am Freitag, den 13. November 1998, im Neuen Rathaus, Zimmer 259, über das Grauen jener Tage berichten. Sie wiederholen ihren Bericht am Sonnabend, den 14. November, um 19.00 Uhr in der Braustraße 20. Rahel Springer Geschäftsführerin des Bundes der Antifaschisten, Sitz Leipzig |
Letztens erzählte mir ein guter Bekannter einen Witz, der sich als antisemitisch herausstellte. Besagter Bekannter war sich weder bewußt, daß die Wortspielereien auf alten antisemitischen Namenswitzen beruhen, noch ist er mir als Rassist bekannt, eher im Gegenteil. Ein anderer guter Bekannter, auch er eigentlich über jeden Zweifel erhaben, Vegetarier, als es um verschiedene Arten des Schlachtens ging, sprach mit erschreckendem Hass in der Stimme über das Schächten von Tieren. Auch er ist kein Antisemit. Antisemitismus ist heute verbreiterter, als noch vor Jahren vorstellbar, ob in Form von braunem Dreck, harmloser Namenswitze, linker Positionen gegen Spekulanten oder undifferenzierter Bewunderung arabischer Nationalisten. Die Sprache der Mörder ist lebendig.Die Bilder stammen aus: |
Der Judenfeind als »Spaßmacher« nicht so schlimm? Eher wohl ein Hinweis auf die weite Verbreitung des alltäglichen Antisemitismus. |
Die Namensattacke ist beliebt, weil sie so einfach und scheinbar harmlos ist. |
Mit dem Vorwurf des »Mauschelns« verbindet sich, neben dem abwertenden Bild einer fremden, unverständlichen Sprache, auch das Bild des Geheimnisvollen, der heimlichen Absprache. »Ein Börsengeheimnis«, 2. Hälfte 19. Jahrhundert. Jüdisches Musuem der Stadt Wien. |
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