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hidden agenda, 8.9k
Könnte sein, das Drum&Bass am vorläufigen Höhepunkt einer mittleren Sinnkrise steht – zumindest haben notorische Nörgler momentan die Nase vorn und auch die kühnsten Hipster-Typen betrachten den Flava of the year nicht mehr ganz so euphorisch, wie vielleicht die letzten Jahre. Das Credo des Zukunftsweisenden ist erst einmal in eine meßbare Skala zurückgewichen. Oder anders geschrieben: die Halbwertzeit von Tracks hat sich mal wieder halbiert. Was nichts anderes meint, als: Im eigenen Netz des Future-Vehikels zum Stereotypen verkommene Produzenten machen Musik, deren Haltbarkeitsdatum gerade für eine Woche ausreicht. Das klingt hart, aber Drum&Bass ist moderat und plausibel geworden, Eigenschaften also, bei denen man sich vor ein paar Jahren lieber die Zunge abgebissen hätte. Das möchte der Fanatiker zwar nicht wahrhaben, sollte er aber, denn der Bedeutungskosmos und die Reize, die diese Musik mal ausmachten, haben sich verschoben. Der Status quo sollte realistisch als einfacher Konsumismus eingeschätzt werden. Da retten auch – zumindest UK-spezifisch – ein paar schlaue Bücher oder die obligatorischen Piratensender nicht mehr viel.

on stage, 8.9k

Genug gejammert – es gibt ja Ausnahmen, zum Glück. Typen, die trotz medialem Superbowl cool geblieben sind, meinentwegen auch cleverer als alle anderen. Solche wie 4 Hero, die Bristol Crew oder eben die beiden Jungs von Hidden Agenda.
Letztere erfüllen, zumindest visuell, das positiv zu bewertende Klische des smarten, dezenten englischen Cubase-Abhängigen. Wenn’s hoch kommt, sind beide Anfang 20, Nike-dressed, ein bißchen kindisch, ein bißchen abgedreht. Erzählen Storys und machen Musik, als tränken sie allabendlich ihr Bier mit Funkmaster Clinton und Derrick May persönlich. Letztendlich sind Hidden Agenda die Groovesucher der angenehmen Sorte, mit dem erlebten Wissen, das alles mit Rave und Breakbeat begann, damals vor 5 Jahren, mit Goldies Terminator. Fabio und Grooverider waren die großen Vorbilder und Metalheadz das höchste der Gefühle, so pseudo-romantisch und schon-tausendmal-gehört das auch rüberkommt. Die Erkenntnis, daß früher so einiges besser war, scheint man auch bei den beiden Newcastle-Brüdern rauszuhören, und die Abtrünnigkeit ins Freestyle-Lager, in persona Clear Records, glich manchen einem erleichterten Luftholen vom ganzen Subbass-Zirkus. Mittlerweile sind neue Platten auf Metalheadz und Reinforced zu bestaunen, wobei soundstrategisch ein gutes Stück Techno zur sowieso dekonstruierten Funkyness dazukommt. Im Vergleich zum Rest der Drum&Bass-Welt, alles sehr angenehm pluralistisch und sanft. Da geht also noch was, da ist noch der Hoffnungsschimmer, daß die Mechanismen noch nicht ganz fest gefahren sind. Vielleicht ist Drum&Bass doch nicht erwachsen, man hofft zumindest.
Als heißer Tip sei an dieser Stelle Daniel Meyer aka Myer aka einhalb Dots&Dashes ans Herz gelegt, besonders für Photek Freunde und Liebhaber nichtrhythmischer Grundlagenstruktur mit möglichst hohem Abstraktionskosmos. Sebastian



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last modified: 28.3.2007