Genug gejammert es gibt ja Ausnahmen, zum Glück. Typen, die trotz
medialem Superbowl cool geblieben sind, meinentwegen auch cleverer als alle
anderen. Solche wie 4 Hero, die Bristol Crew oder eben die beiden Jungs von Hidden Agenda.
Letztere erfüllen, zumindest visuell, das positiv zu bewertende Klische
des smarten, dezenten englischen Cubase-Abhängigen. Wenns hoch
kommt, sind beide Anfang 20, Nike-dressed, ein bißchen kindisch, ein
bißchen abgedreht. Erzählen Storys und machen Musik, als
tränken sie allabendlich ihr Bier mit Funkmaster Clinton und Derrick May
persönlich. Letztendlich sind Hidden Agenda die Groovesucher der
angenehmen Sorte, mit dem erlebten Wissen, das alles mit Rave und Breakbeat
begann, damals vor 5 Jahren, mit Goldies Terminator. Fabio und Grooverider
waren die großen Vorbilder und Metalheadz das höchste der
Gefühle, so pseudo-romantisch und schon-tausendmal-gehört das auch
rüberkommt. Die Erkenntnis, daß früher so einiges besser war,
scheint man auch bei den beiden Newcastle-Brüdern rauszuhören, und
die Abtrünnigkeit ins Freestyle-Lager, in persona Clear Records, glich
manchen einem erleichterten Luftholen vom ganzen Subbass-Zirkus. Mittlerweile
sind neue Platten auf Metalheadz und Reinforced zu bestaunen, wobei
soundstrategisch ein gutes Stück Techno zur sowieso dekonstruierten
Funkyness dazukommt. Im Vergleich zum Rest der Drum&Bass-Welt, alles sehr
angenehm pluralistisch und sanft. Da geht also noch was, da ist noch der
Hoffnungsschimmer, daß die Mechanismen noch nicht ganz fest gefahren
sind. Vielleicht ist Drum&Bass doch nicht erwachsen, man hofft zumindest.
Als heißer Tip sei an dieser Stelle Daniel Meyer aka Myer aka einhalb
Dots&Dashes ans Herz gelegt, besonders für Photek Freunde und
Liebhaber nichtrhythmischer Grundlagenstruktur mit möglichst hohem Abstraktionskosmos. Sebastian |