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4 hero, ..., 9.4k

Infos über die Breakbeat- (nicht Elektro-) Monteure der ersten Stunde!!

Von R.O.L.I.

mensch?, 5.4k

>>> 1997

Haareraufende Menschen stellen sich in regelmäßigen Abständen immer wieder die selbe Frage: Ist es noch Jungle? Drum&Bass?.
Man kommt auf den Konsens, daß es mehr ist: This is the Future.

>>> 1998

Gerüchteweise soll London – das Herzstück der Drum&Bass-Entwicklung – in Scherben liegen.
Doch in London und Umgebung ist alles andere als Ruhe eingekehrt. DJs und Producer nehmen das Geld, die Gigs, den Ruhm und die Major Deals. Als die britischen Dance Magazine diesen Sommer Speed Garage zum nächsten großen Ding ausriefen, war die verordnete Euphorie fast immer mit hämischen Spitzen in Richtung Drum&Bass gespickt. Viele stellten sich die Frage: Was passiert jetzt? Wird Speed Garage ihnen das Rennen klauen. Aber Speed Garage war dann auch nur eines der wenigen Reizthemen aus der Außenwelt, die innerhalb der Szene für Diskussion sorgten. Ansonsten beschäftigt man sich wie gehabt am liebsten mit sich selbst. Trotzdem schwächten Politics Egos und der keineswegs immer sportliche Wettkampf um Stücke, Plates und dicke Deals Label wie Metalheadz oder Moving Shadow. Interner Dauerstreß und permanenter Jetlag auf der einen und zu viele Klone auf der anderen Seite führten zu einem extremen Qualitätsgefälle bei den Releases: Die wirklich großen Tracks kamen fast immer von den selben altbekannten Clans. Zwei der wichtigsten dürften da wohl ohne Zweifel die Bristol Brunch (Höre: DJ Krust „Warhead“ oder Roni Size „Brown Paper Bag“!) und Grooverider feat. Optical sein. Aber auch andere Projekte dürften ‘97 Eindruck hinterlassen haben, zu erwähnen wären da Optical, Technical Itch und Jonny L. Aber auch alteingesessene wie Dillinja, Lemon D und Doc Scott und natürlich, um auf den Punkt zu kommen, die Londoner 4 Hero Massive und ihr Label „Reinforced“. reinforced, 7.7k

>>>

Anfragen von Remixen aus jeder Ecke und LP Deals mit R&S für Jacob’s Optical Stairway, mit SSR für Tek 9 und mit RCA für Tom & Jerry. Veranstalter von regelmäßigen Parties in ihren Musikkategorien? Kennen-wir-nicht!-Stil. Mit Gästen wie beispielsweise Beastie Boys oder Lady Miss Kier. Reinforced können beruhigt über ihre Zukunft nachdenken und mit einer gewissen Leichtigkeit an allen Zwängen vorbeisehen, mit denen sich so manch anderer noch rumschlagen muß.

>>> Reinforced, 07-02-98, Conne Island

4 Hero, das sind Mark Mac, Dego McFarlane, Ian Bardouille und Gus Lawrence. Die Begründer des Reinforced Labels und Produzenten einer Reihe von Veröffentlichungen, die unter Pseudonymen wie 4 Hero, Pig Era, Tom & Jerry, Tek9 oder Jacob’s Optical Stairway an die Öffentlichkeit dringen. Mark und Dego, die Präsent-Personen, lassen sich gerne mit ihren alten Freunden Underground Resistance vergleichen. So seltsam es vorkommen mag, daß sich die beiden Szenen (London/Detroit) erst jetzt musikalisch treffen, wo sie doch schon so lange voneinander wissen, ihre gegenseitige Entwicklung verfolgen und schätzen: Das liegt nicht zuletzt an den speziellen Arbeitsweisen. Wenn man seine Blicke nicht nach vorne gerichtet hat, dann existiert das nur als zirkulierendes Material. Deshalb ist der Reinfoced Posse die Ausrichtung mit dem Blick in die Zukunft wichtig. Ihre Ursprünge liegen im Hip Hop. Die letzte Tek9 (It’s not what you Think it is!?!!),
»Es ist notwendig, wichtig und selbstverständlich, immer wieder neue Allianzen zu schließen. Wir wissen, daß nichts geplant sein kann. Deshalb versuchen wir auch, nicht so zu arbeiten. Reinforced war immer das Zentrum des Rufes und des Ansehens einer ganzen Szene, aber das stellt uns nicht über alle anderen, sondern hilft uns allen. Wir versuchen genau wie jeder andere, der ernsthaft in der Szene mitarbeitet, die Musik für das 21. Jahrhundert JETZT zu machen.« (4 Hero)
die Dego gerne eine Hip Hop-LP nennt, ist natürlich alles andere als das: Sie bewegt sich irgendwo in dem Amalgan aus Trip Hop und Drum’n’Bass. Auf fast jeder der zahllosen Tek9 EPs gibt es einen solchen Track, wo die Trennlinien zwischen den Genres, wenn es sie je gegeben hat, verschwimmen (höre „old Times, new Times“ SSR.) Ebensowenig ist Nu Era ihr Techno Projekt, denn es besteht seit der ersten Folge von Enforces, ihrer 12inch Compilation Reihe auf Reinforced. (Dego hatte lange Zeit sowohl ein House-Label als auch ein Techno Offshot). Reinforced leistet für den Drum’n’Bass Ende der Neunziger, was Underground Resistance für den Sound of Detroit der späten Achtziger getan hat, sie sind definitiv Pioniere der Musik, die Heute allgemein Drum’n’Bass genannt wird. Durch sie hat eine musikalische Entwicklung ihre wichtigsten Impulse bekommen. Auf Reinforced brachten sie als eines der ersten Labels Produktionen in diesem Stil heraus. Goldie machte dort ein paar der Stücke, die er, Jahre später, auf Metalheadz veröffentlichte. Fast zwangsläufig können sie der Bezeichnung Drum’n’Bass und deren Hype kaum etwas abgewinnen. Sie sind eher befremdet von all dem Gerede und dem Bedeutungsgeschwängere, das sich immer tiefer in die Szene hineinbohrt. Sie hüllen sich in Schweigen, verharren in Dollis Hill (North London) wo sie 1990 ihr Label Reinforced gründeten. Mittlerweile haben sie über hundert Releases auf Reinforced veröffentlicht und gönnen sich kaum Ruhezonen, kein Ausruhen auf Hängematten der Geschichte, es wird konsequent auf Spannung und Anspannung gesetzt und man geht mit großen Schritten auf das zweihunderste Reinforced Release zu. Bestes Beispiel, auf den Weg zur zweihundert: „Earth Pioneers“, eine 5 Track mini LP, auf der der Bogen noch viel weiter gespannt wird. Man tut es auf gewohntem Niveau und mit einer Klasse, bei der man ohne Übertreibung sagen kann: Hier beginnt die lange überfällige Abrechnung mit dem aktuellen Drum’n’Bass-Konformismus. Die Koordinaten sind dabei freilich die alten geblieben: Jazz auf der einen, Techno auf der anderen Seite, zusammengehalten von Breakbeats, die zum Teil explizit Bezug auf die Hardcore-Ära nehmen.

>>> 1998

Reinforced Releases tauchen schon seit Jahren in keiner DJ Chart mehr auf und Dego liebt es, auf Drum’n’Bass Parties Techno oder Hip Hop Sets zu dropen.

Der Anfang vom Ende?? – Oder die Notwendigkeit, wichtig und selbstverständlich immer wieder neue Allianzen zu schließen.



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last modified: 28.3.2007