Trotz des gestiegenen Interesses an SpringtOifel gibt
es ja immer noch Vorbehalte gegen Euch (siehe den verpatzten Auftritt mit Cock
Sparrer in München). Die Begründung war jedesmal, daß
SpringtOifel rechts oder was weiß ich was sein sollen. Könnt Ihr
Euch das erklären, woher kommt das?
Olaf: Das kommt wohl durch die Dummheit und Unwissenheit von den Leuten,
die so Behauptungen aufstellen.
Paul: Wir selber haben uns sowieso nix vorzuwerfen. Wir haben uns
eigentlich immer (politisch gesehen) zwischen die Stühle gesetzt, indem
wir gesagt haben: Wir geben uns für keine der beiden Seiten her,
wenn man das jetzt mal konzentriert auf links und rechts! Wir sind die
SpringtOifel, wir machen das, weil es unser Hobby ist: Das soll uns Spaß
machen und wir lassen uns da von keiner Seite einnehmen. Wir machen sowieso
das, was wir wollen. Wenn das anderen Leuten gefällt, dann ist das
schön. Das gefällt uns natürlich auch. Aber wir werden nie das
Fähnchen nach dem Wind drehen. Und wenn die Leute das nicht richtig
einschätzen können, dann ist das wirklich nicht unser Problem. Von
unserer Seite aus wurde alles getan. Gerade auf der letzten LP, wo wir uns
wie soll man sagen? dazu herabgelassen haben, klarzustellen, wo
wir politisch stehen. Das muß genügen! Wenns nicht schon durch
die Musik rübergebracht wird. Weil, wir sprechen mit Musik.
Das fand ich auch recht bemerkenswert, daß Ihr auf der letzten
Platte ein politisches Lied hattet, während Ihr Euch
sonst
Olaf: gesträubt habt.
Meint Ihr, daß das jetzt notwendig war?
Ole: Da ham wir schon lange mit gekämpft: Nääh,
machen wir nicht. Was soll das? Wie Olaf immer sagt: Wie schade,
daß wir son schönes Lied mit so nem Scheißtext
verhuntzen müssen.
Paul: Schon seit Jahrzehnten möchte ich fast sagen, wird an uns
herangetragen: Macht doch mal son politisches Lied und drückt
Euch aus! Das hieß für uns immer, daß wir uns
erklären müssen. Und wir müssen garnix erklären. Das
muß man von selbst verstehen, wenn man die Lieder hört und die Texte
liest und ein bißchen Grips im Kopf hat. Praktisch von außen her,
durch die politische Lage im Lande und das Verhalten gewisser Gruppen
gegenüber anderen Gruppen, haben wir dann irgendwann gesagt: Jetzt ist
Feierabend, jetzt machen wir mal was! Aber es war sehr widerwillig. Aber wenn
wir was anfassen, dann wird das konsequent durchgezogen. Das darf man so nicht
falsch verstehen. Wir geben uns bei so einem Lied nicht weniger Mühe. Das
Lied ist für uns korrekt, hat nen guten Text und sagt alles aus, was
wir dazu zu sagen haben.
Inwiefern hat sich denn die Szene verändert, daß Ihr es heute
notwendig findet, so einen Text zu schreiben? Oder sind die Leute Euch mit der
Forderung nach einem Statement so auf die Ketten gegangen, daß Ihr es
dann endlich gemacht habt?
Paul: Das liegt wohl eher daran, daß sich die Szene doch schon
verändert hat gegenüber früher. Früher war das völlig
wurscht. Da war einer Skinhead und wurde nicht erst gefragt, ob er politisch
korrekt ist oder welchen Aufnäher er auf der Jacke hatte. Das gabs
alles gar nicht. Das hat sich erst in den letzten Jahren so entwickelt,
dadurch, daß die beiden Seiten stark über die Stränge schlagen
durch irgendwelche Idioten, die neu dazugekommen und sich irgendwie hervortun
müssen. Irgendwie ist das alles extremer geworden. Vielleicht hat das auch
mit der politischen Lage im Lande zu tun. Das könnte alles son
Spiegel der Gesellschaft sein.
Inwieweit habt Ihr Euch selbst auch verändert? Ihr habt doch auch schon
mit Bands gespielt, mit denen Ihr heute wahrscheinlich nicht mehr auftreten
würdet.
Paul: Es gab auch damals schon gewisse Grenzen für uns. Es gab auch
schon Angebote für RAC-Festivals, die andere Bands wahrgenommen haben, die
heute Größen im Rockgeschäft sind. Wo wir immer gesagt haben:
Nee, machen wir nicht! Es war damals schon interessant für eine Band, ein
Angebot über 2.000 DM zu kriegen, wo wir normal für 500-600 Mark
gespielt haben. Aber wir machens ja nicht wegen dem Geld! Das ist uns
völlig schnurz. Wir sind ne Hobbyband, wir gehen alle arbeiten. Und
da hab ich das nicht nötig, mich verkaufen zu müssen, daß
ich sowas annehme. Wir wollen uns ja nicht benutzen lassen. Da sind wir schon
wieder beim Thema.
Wo wir schon dabei sind, dann sagt doch mal was über den Sampler
6. für Deutschland, auf dem Ihr gegen Euren Willen drauf
seid?
Paul: Wir haben angefangen gegen den Nowotny zu klagen, weil bei dem
haben wir nie ein Pfennig gesehen. Wir haben auch von anderen Bands
gehört, die bei dem nie nen Pfennig Geld gesehen haben. Wir lassen
das nicht mit uns machen. Das ist auch son Ding, wo die
SpringtOifel-Einnahmen in tausender Größen hinfließen, um dem
das Leben schwer zu machen. Das ist ein Verfahren, zu dem ich jetzt nichts mehr
sagen will. Und dann sag ich mal noch was zu dem 6. für
Deutschland. Wir hatten unsere Klage angeleiert, damit wir unser Geld von
den Verkäufen der Schwere Jungs-LP kriegen. Und mittendrin hat
hat uns n Kumpel angerufen: Hey, ich hab n Sampler
gesehen, da seid Ihr drauf mit Böhse Onkelz, Kahlkopf, usw. Und wir
wußten davon gar nichts. Der hat einfach zwei Lieder ausgekoppelt ohne
uns zu fragen. Da ist dann gleich ein neues Verfahren angelaufen. Da haben wir
dagegen geklagt, daß dieser Sampler weiter verbreitet wird. Das haben wir
in der ersten Instanz verloren. In der zweiten Instanz beim Oberlandesgericht
Frankfurt haben wir gewonnen. Das Ding war verboten und mußte vom Markt
genommen werden. Und dann ist es aber nicht vom Markt verschwunden. Unter
Mitwirkung dieser netten Agentin 007 (zeigt auf eine Person, die natürlich
hier nicht genannt wird, weil eben Agentin usw.) haben wir in verschiedenen
Ländern Beweismittel gekauft. Das Verfahren ist noch in der
Schwebe. Dem wolln wir eine aufn Sack hauen, weil er sie nicht
sofort vom Markt genommen hat. Im Urteil steht drin, daß es verboten ist,
das Ding mit uns auf den Markt zu bringen bei 500.000 Mark Geldstrafe. Und das
wär natürlich schon Klasse, wenn wir dem dermaßen eine
reintun könnten. Dann ist er, würd ich sagen,
wirtschaftlich tot. Das wär schon prima!
Aber die 500.000 Mark kriegt Ihr nicht?
Paul: Nein, scheiß drauf! Das reicht, wenn wir den fertig gemacht
haben. Wir prozessieren seit vier Jahren. Da haben wir viel Zeit und Energie
hineingesteckt. Wir haben den längeren Atem! Außerdem gibts
immer noch Plan B (lacht).
Der hier wahrscheinlich nicht zur Sprache kommt.
Olaf: Nööh!
Paul: Vielleicht kommt der trotzdem zum Tragen. Man weiß das noch nicht.
Es gibt ja nun auch umgekehrt gewisse rechte Kreise, wo Ihr als Linke
angesehen werdet. Z.B. habt Ihr in einem Interview mal einige abwertende
Bemerkungen über einen verstorbenen englischen Popsänger gemacht, wo
sich dieses merkwürdige Blatt aus Düsseldorf aufgeregt hat, das sich
nach einem berühmten Film von einem noch berühmteren jüdischen
Schauspieler benannt hat. Wie heißt das noch?
Olaf: Moderne Zeiten.
Ja, genau. Und dann könnten das einige Leute auch nicht verstehen,
daß einige von SpringtOifel bei den Zecken vom Skin Up mitschreiben. Habt
Ihr da keine Probleme mit?
Olaf: Probleme ham wir keine! Das find ich echt ne
Frechheit! (allgemeines Gegröhle)
Ole: Es gibt andererseits auch wieder Anfeindungen, wo die
vermeintlichen roten Zecken im Skin Up als FAPler enttarnt wurden.
Was? (ein riesiges Fragezeichen schwebt über meinem Haupt. Das
Gegröhle nimmt unheimliche Dimensionen an)
Ole: Es gibt ja diese Leute aus unserer Band, die schreiben in diesem
kommunistischen Fanzine aus Berlin, in diesem Skin Up. Und die sind allerdings
auch als Rechte enttarnt worden, weil sie sich z.B. nicht sehr lobend über
den Verlauf der Chaos-Tage geäußert haben. Da sind sie als Rechte
entlarvt worden.
Von wem?
Ole: Ich denke vom Suburbia oder? Wo kommt wohl Reiner Raffe her?
Skin Up-Leser wissen mehr.
Ach ja. Der Wastl hat in der Stellenausschreibung schon Eure
Musikrichtungen erwähnt: Punk, Ska, Reggae, Klassik, Hardcore, Polka,
Swing, ...
Ole: Schlager war glaub ich auch dabei.
Bei diesen ganzen Einflüssen, und das hört man ja auch, seid Ihr
ja schon seit längerem nicht mehr unbedingt das, was man eine
klassische Oi-Band nennen könnte.
Ole: Das ist wohl klar.
Paul: Das ist der Spiegel der Band. Jeder bringt halt so was ein. Aber
das war eeigentlich schon immer so, wir waren nie ne klassische
Oi-Band in dem Sinne. Das hast du schon bei der ersten Platte gesehen im
Vergleich zu klassischen Oi-Bands wie Cockney Rejects und so Bands.
Da kann man natürlich drüber streiten, was eine klassische
Oi-Band ist. Ich kenne aber kaum Bands aus der gleichen Ecke, die so
viele unterschiedliche musikalische Einflüsse hat.
Paul: Vielleicht in Spanien Decibelios oder Kortatu. Die spielen n
bißchen Ska/Reggae-lastig. Aber die machen auch viel Folk.
Olaf: Ham sie zumindest gemacht.
Paul: Wenn wir was zugeschickt bekamen und sollten da was zu sagen, da
haben wir dann kein Blatt vor den Mund genommen. Selbst bei guten Freunden
nicht. (guckt mich an) Willst Du jetzt ein Beispiel hören?
Natürlich!
Paul: Also z.B. Pedder von Daily Terror, der hat u.a. mit uns nen Sampler gemacht.
Obwohl Ihr nun vorrangig auf deutsch singt, kriegt Ihr doch viel Post aus
dem Ausland. Versteht Ihr das eigentlich, was die da fragen und versteht Ihr
überhaupt, warum die Euch schreiben?
[...] Ole: Deswegen gebe ich mir auch immer sehr viel Mühe bei der
Beantwortung der Fragen. Obwohl mir das letztens passiert ist, daß ich
einen Rückbrief mit Dank für die Beantwortung der Fragen bekommen
habe, der mit Heil Victory! überschrieben war. Da hab
ich dann auch gedacht: Oh, das wars dann wohl nicht!
Paul: Wie heißt das? No risk - no fun!
Ole: Ja, richtig!
[...] Paul: Tote Hosen mag ich aus anderen Gründen nicht!
Früher haben wir ja oft genug mit denen getrunken. Aber irgendwann ist das
so n bißchen auseinandergegangen. Wenn man auf einen Tote Hosen-Gig
nicht reinkommt, weil man Skinhead ist. Und das ist ne Veranstaltung von
der Gewerkschaftsjugend und ich bin in der IG Metall, dann lach ich mich tot.
Da hab ich dann gesagt: Leckt mich am Arsch!
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