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the skatalites, 4.0k

Die wichtigste Ska-Band aller Zeiten bittet zum Tanz.

Als ich ungefähr 14 Jahre alt war und noch in dem Glauben, daß Bob Marley den Reggae erfunden hat, drückte mir eines Tages ein Kumpel ‘ne Platte der frühen Wailers in die Hand, die völlig anders klang als alles, was ich bislang von ihnen gehört hatte. Das Tempo war wesentlich schneller, der Beat irgendwie stampfend, mit Bläsern angereichert und unwiderstehlich mitreißend... Marley, Tosh und Bunny Wailer wurden – wie auch andere später sehr erfolgreiche Interpreten wie z.B. Jimmy Cliff und Delroy Wilson – bei ihren ersten Aufnahmen von einigen der damals besten jamaikanischen Studiomusiker begleitet, die nach einer Zeit des Wirkens im Hintergrund begannen, als eigenständige Band unter dem Namen „The Skatalites” Platten aufzunehmen und live aufzutreten. Differenzen zwischen dem seinerzeit wichtigsten Produzenten Clement „Coxsone” Dodd (Studio One) und vor allem Bandleader Tommy Mc Cook, der allerdings nicht von Anfang an dazugehörte, sowie das unerwartete Ausscheiden von Posaunist Don Drummond (er brachte am Silvesterabend 1964 seine Freundin um und saß bis zu seinem frühen Tod 1969 im Knast) führten zur Auflösung der Skatalites bereits im Jahre 1965. Es vergingen ganze 18 Jahre, bis sie wieder gemeinsam auf der Bühne standen.
the skatalites, 12.7k Der Einfluß der Skatalites auf die Entwicklung der jamaikanischen Musik ist kaum zu überschätzen (gerade erst hat Beenie Man ihr „Beardman Ska” von 1965 – zu finden u.a. auf dem ausgezeichneten Trojan-Sampler „Dance Crasher” – gecovert). Sowohl als Sessionband für verschiedene Produzenten als auch mit ihren Eigenkompositionen waren sie an vielen Hits in der Ska-Ära von 1963-66 beteiligt. Einer ihrer größten Erfolge war die Ska-Version der Titelmelodie des Kriegsschinkens „Kanonen von Navarone” (mit dem Aufzählen aller Bezüge zwischen allein Westernfilmen der 60er und 70er und jamaikanischen Ska-/Reggaetiteln oder Künstlernamen ließen sich bestimmt Seiten füllen) und überhaupt greifen die Namen vieler ihrer eingängigen Stücke Ereignisse des damaligen Weltgeschehens auf, die den Leuten aus den Wochenschauen der Kinos geläufig waren – ein beliebtes Mittel, um den Wiedererkennungseffekt zu verstärken. Beispiele dafür sind „Cuban Blockade” oder „Lee Harvey Oswald” (der Mann, wo Kennedy erschossen hat). Nach der Auflösung der Skatalites spielten einige Musiker in der Rocksteady-Zeit bei der zweiten großen Studio One-Sessionband, den Soul Vendors, hatten wie Organist Jackie Mittoo eine erfolgreiche Solo-Karriere oder ihre Namen finden sich auf den B-Seiten unzähliger Singles wieder: Tommy Mc Cook, Roland Alphonso (beide tenorsax), Lester Sterling (altsax).
Erst 1992 gaben sie ihr erstes Konzert in Deutschland, weil sie in den 60ern zwar in England, nicht jedoch hierzulande ausreichend Fans hatten. Bei ihrem letzten Besuch Ende 1996 (zusammen mit Laurel Aitken und Doreen Schaeffer) brannten sie erneut ein musikalisches Feuerwerk ab, das kaum einen Gedanken an das Alter der Musiker aufkommen lies. Ihr Sound begeistert Liebhaber (Innen und außen) des „traditionellen” Ska (bei dem es auf die Qualität der Komposition und nicht auf die Anzahl der bpm ankommt), frühen Reggae und Jazz gleichermaßen und beruht auf der Verbindung ausgefeilter Bläsersätze mit dem unverwechselbaren Beat der Rhythmusgruppe, von deren originaler Besetzung Lloyd Knibbs (dr) und Lloyd Brevette (der, ungefähr genauso lang aber nur halb so dick wie sein Kontrabaß, dieses Instrument mit unglaublicher Energie bearbeitet, was allein optisch eine große Freude ist) noch immer dabei sind. Ihre ersten Auftritte hatten die beiden in den späten Fünfzigern in einem Jazz-Orchester, das in großen Hotels Stücke von Glen Miller und Count Basie spielte.
Daß eines der fünf Konzerte der diesjährigen Tour in Leipzig (und nicht in Berlin) stattfindet, verstehe ich auch als kleinen Dank des Veranstalters Moskito Promotion an die Crew des Conne Island für die bisherige gute Zusammenarbeit und selbstverständlich an das partyfreudige Publikum, das sich auch vom diesmaligen Donnerstags-Termin nicht abschrecken lassen sollte. Für alle, die nach dem Konzert weiterfeiern wollen, werde ich einige Kisten passender Musik mitbringen und auch wieder einen Gast von außerhalb zum gemeinsamen Auflegen einladen. See you!
- peanut vendor -


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last modified: 28.3.2007